Verpackungsrundschau 05/97
Verpackungsrundschau 05/97
Verpackungsrundschau 05/97
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GLAS<br />
Fragen an die Glasindustrie (II)<br />
Dipl.-Vw. Klaus Peter Rambow relativierte<br />
im ersten Teil des Interviews mit<br />
VR-Autor Willy Tyroler (VR 4/<strong>97</strong>, S. 22)<br />
die, auf den ersten Blick stark erscheinende,<br />
Konkurrenz durch PET- und<br />
Dosenabfüllung für die Behälterglasindustrie.<br />
Gleichzeitig wies er auf die<br />
keineswegs stagnierende Entwicklung<br />
im Mehrwegbereich hin, die auch in<br />
Zukunft eine entscheidende Rolle spielen<br />
wird.<br />
Wir haben bis jetzt viel über Mehrweg gesprochen,<br />
Sie produzieren aber auch massenhaft Einwegverpackungen,<br />
nicht nur für Getränke. Auf dem<br />
Sektor werden Sie von der Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetzt<br />
von der Einwegabgabe bedroht. Es<br />
könnten sich der Staat, Handel und Teile der Industrie<br />
für ein anderes Pfandsystem, das schwedische<br />
beispielsweise, entscheiden. Dann würde – der<br />
Bequemlichkeit wegen – wie in Schweden der<br />
Mehrweganteil drastisch zurückgehen, die stoffliche<br />
Verwertung gewaltig zulegen und die Einwegverpackung<br />
boomen?<br />
Man muß natürlich sehen, daß die ganze<br />
Diskussion naturgemäß mit dem Aufkommen<br />
der Einwegpackung wuchs.Glas alleine<br />
hatte das Problem Verpackungsverordnung<br />
nicht, das Problem DSD auch nicht,<br />
weil das Glasrecycling ebensogut funktionierte.Es<br />
war also gewiß nicht die Glasverpackung,<br />
die die Verpackungsproblematik<br />
ins Bewußtsein der Menschen und<br />
damit der Politik gerückt hat. Wir glauben,<br />
daß jede Aufweichung der Verpackungsverordnung<br />
zwangsläufig zu einem Anstieg<br />
von Einweg führt; und zwar bei allen<br />
Packmitteln, auch der Glasanteil würde<br />
steigen. Insofern muß man schon sehen,<br />
daß die Verpackungsverordnung letztlich<br />
doch ein wesentlicher Teil der Ökologie<br />
ist.<br />
Schließlich sieht die neue Verpackungsnovelle vor,<br />
den Schlauchbeutel in seiner ökologischen Qualität<br />
der Mehrwegflasche zuzuordnen. Wohl für Sie<br />
auch nicht gerade eine erfreuliche Entwicklung?<br />
Ich glaube, das ist nicht gerade eine erfreuliche<br />
Entwicklung, weniger für uns, als<br />
für die Ökologie. Man muß bedenken, daß<br />
der Schlauchbeutel nur dem Transport der<br />
Milch vom Handel bis in die Küche dient.<br />
Spätestens dann muß er umgefüllt werden,<br />
entweder in einen verschließbaren<br />
Behälter aus Kunststoff oder wie häufig<br />
praktiziert, in die gute, weil praktische<br />
Glasmilchflasche. Natürlich kann man ihn<br />
auch in einen vom Hersteller gelieferten<br />
Kunststoff-Stützbehälter geben,aber auch<br />
der muß gespült werden und „schwupp“<br />
haben Sie wieder Ihr Mehrwegsystem im<br />
Haushalt nebst einem Einwegsystem im<br />
Transport. Wenn man den Weg des<br />
Schlauchbeutels vom Milchhof über den<br />
Handel auf den Tisch des Käufers verfolgt,<br />
ist er aller Wahrscheinlichkeit nach ökologisch<br />
nicht so hoch einzustufen wie sich<br />
dies in der Ökobilanz darstellt.<br />
Vielleicht sollten wir nun abschließend zum Thema<br />
Innovationen kommen?<br />
Die Glasindustrie hat eine Vielzahl von Innovationen<br />
anzubieten, die nicht aus der<br />
Substitutionsproblematik kamen, sondern<br />
eigenen Ideen entsprangen.<br />
Wir nennen Ihnen einige: Da hätten<br />
wir im Mineralwasserbereich den großen<br />
Anteil Gastronomieflaschen, die alle im<br />
Mehrwegsystem laufen und deren Wachstum<br />
im letzten Jahr mit Sicherheit weit<br />
größer war als das Wachstum von PET.<br />
Das beweist uns, daß man mit Mehrweg<br />
sehr wohl gute Markterfolge erzielen kann.<br />
Nehmen Sie dann den Kuchen im Glas,<br />
Bonduell im Glas, nehmen Sie Plasti-<br />
Shield-Etiketten, die sich holografisch<br />
bearbeiten lassen, nehmen Sie farbige,<br />
bedruckte oder gesleevte Flaschen,wie wir<br />
sie für Alcopops nach England liefern, die<br />
Leichtglas-Mehrwegflasche Geracote, die<br />
jetzt im GDB-Pool ist, Wein und Bier<br />
in Gourmetflaschen, die wunderschöne<br />
Rheingau-Flasche, Eisbier in blauen<br />
Flaschen, die „Kaffeetraum“-Erfolgsstory<br />
(Kondensmilch in Glas), alles Glasverpakkungen,<br />
die den ihnen anvertrauten Produkten<br />
zu unwahrscheinlichen Erfolgen<br />
beim Wachstum verhalfen. Nehmen Sie<br />
neue Formen und Farben bei Wein-, Sekt,<br />
Spirituosenflaschen, die H-Milch in der<br />
1-l-Flasche, Nudelfertigsaucen von Uncle<br />
Ben’s oder von Maggi im Glas. Es gibt eine<br />
Vielzahl von Innovationen in Glas, die wie<br />
die Absatzzahlen zeigen, Glas nach wie<br />
vor ungefährdet auf dem Wachstumspfad<br />
halten. Das alles schließt natürlich nicht<br />
aus, daß andere Packmittel ebenso, vielleicht<br />
auch stärker wachsen.<br />
Da es bei jungen Leuten heute schick<br />
ist, direkt aus der Flasche zu trinken,<br />
haben wir z.B. für England eine Flasche<br />
kreiert, aus der das Trinken Freude macht<br />
und die bombig eingeschlagen hat. Solche<br />
Geschichten gibt es noch viele. England<br />
erlebt nebenbei gesagt eine Renaissance<br />
der Bierflasche.<br />
Der Verbraucher ist Individualist, nicht<br />
nur in Amerika und England. Deswegen<br />
bieten wir ihm Farben und Formen, mit<br />
denen er sich identifizieren kann und die<br />
seinen Tisch schmücken. Und da tun wir<br />
uns als Glasindustrie leichter als nahezu<br />
alle anderen.<br />
Aber auch Ihr Anteil am Markt für Konserven<br />
und Feinkostverpackungen und jener an der<br />
„weißen Linie“ der Molkereiprodukte wird immer<br />
heftiger umkämpft.<br />
Sie sehen im Prinzip die gleiche Entwicklung<br />
wie auch im Getränkeflaschenbereich.<br />
Der Markt für Weithalsgläser ist<br />
in den letzten fünf Jahren um rund 10 Prozent<br />
gewachsen. Das ist ein sehr schönes<br />
Wachstum, wobei sich die Einzelmärkte<br />
natürlich unterschiedlich entwickelten.<br />
Bei Obst- und Gurkenkonserven sowie<br />
dem Gemüse in Essig erhöhte sich der<br />
Marktanteil leicht. Bei den Gemüsekonserven<br />
gewann Glas deutlich gegenüber<br />
der Dose und verbesserte seinen Anteil<br />
innerhalb der letzten zehn Jahre von<br />
knapp 35 auf 60 Prozent in 1995. Hier gab<br />
es typische Fälle von Resubstitution zugunsten<br />
von Glas. Nehmen Sie nur das<br />
Beispiel von Bonduell, wo auch hochwertige<br />
Obst- und Gemüsesorten zurück ins<br />
Glas wanderten, weil man sieht, was man<br />
kauft.<br />
Oder nehmen Sie den Milchmarkt: Er<br />
ist im Prinzip in den letzten Jahren eher<br />
resubstituiert worden. Wir haben in 1988<br />
nur knapp 9 Prozent Anteil Glas bei Konsummilch<br />
gehabt und haben in 1995 insgesamt<br />
22 Prozent erreicht. Das bedeutet,<br />
es gibt durchaus im Milchmarkt einen<br />
Trend zur Mehrwegflasche. Ökologisch<br />
denkende Verbraucher nehmen das Angebot<br />
offensichtlich an. Der Karton hingegen<br />
hat verloren. Er war in 1988 bei 85 Prozent<br />
und ist jetzt bei 70 Prozent. Der Schlauchbeutel<br />
gewann nach den uns vorliegenden<br />
Zahlen minimal, ist aber unserer Meinung<br />
nach (s. Frage 10) Teil einer Logistikkette.<br />
Auch beim Joghurt hat sich der Glasanteil<br />
seit Ende der 80er Jahre kontinuierlich<br />
verbessert.<br />
Glasverpackungen genossen, das zeigten Verbraucherumfragen<br />
über einen langen Zeitraum, ziemlich<br />
konstante Sympathien. Gibt es diesen Trend<br />
Ihres Wissens unverändert noch heute? Wenn ja:<br />
Gibt es hier nicht eine Diskrepanz zwischen Verbrauchermeinung<br />
und Verbraucherverhalten oder<br />
muß Glas dem Kunststoff immer ähnlicher werden,<br />
um mithalten zu können?<br />
Das ist so: In der Regel sprechen sich Verbraucher<br />
in Umfragen meist pro Glas aus,<br />
gleich wo und von wem die Befragungen<br />
gemacht wurden. Wenn wir uns die Infas-<br />
Befragung von 1994 ansehen, dann werden<br />
in Mehrweg bevorzugt gekauft: Frischmilch,<br />
Säfte, Erfrischungsgetränke und<br />
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