Verpackungsrundschau 05/97
Verpackungsrundschau 05/97
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Dr.-Ing. Bernhard Klumpp ist Leiter<br />
der Abteilung Handhabungstechnik<br />
des Fraunhofer Instituts für Produktionstechnik<br />
und Automatisierung in<br />
Stuttgart<br />
Forum<br />
Wissenschaft<br />
Technisch-Wissenschaftliche Beilage · 48 · 19<strong>97</strong> · N°3<br />
Flexible Antriebssysteme -<br />
Der Einsatz der Servotechnik eröffnet neue Möglichkeiten in der Verpackungsmaschinentechnik<br />
Bislang kommen im Verpackungsmaschinenbau<br />
fast ausschließlich traditionelle<br />
Antriebskonzepte mit mechanisch starr<br />
gekoppelten Einheiten zum Einsatz. Dadurch<br />
bedingt verursachen die bei Formatoder<br />
Produktumsattlungen notwendigen<br />
Einstellarbeiten erhebliche Umrüstzeiten.<br />
Die Reaktion auf schwankende Prozeßparameter,<br />
wie beispielsweise unterschiedliche<br />
Feuchtigkeit des Kartonmaterials, ist<br />
schwierig. Um Stör- oder Blockadesituationen<br />
sicher beherrschen zu können, muß die<br />
mechanische Konstruktion für ein Vielfaches<br />
der im Normalbetrieb auftretenden<br />
Kräfte bemessen werden. Das wirkt sich<br />
natürlich entsprechend verteuernd auf die<br />
Maschine aus. Der anhaltende Preisdruck<br />
stellt jedoch mittelfristig für diese gut eingeführte<br />
Branche die Fertigung am Standort<br />
Seite 62<br />
Verpackungs-Rundschau 5/<strong>97</strong><br />
FLEXIBILITÄT IST GEFRAGT<br />
Deutschland in Frage und erfordert die<br />
Entwicklung innovativer Maschinenkonzepte.<br />
Verpackungsmaschinenhersteller müssen<br />
sich ständig den Anforderungen des<br />
Marktes anpassen, um weiterhin wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben. Eine Verlagerung<br />
vom Verkäufermarkt hin zum Käufermarkt<br />
hat in den letzten Jahren dazu geführt, daß<br />
bei den Produkten die Typen- und Variantenvielfalt<br />
bei gleichzeitig abnehmenden<br />
Losgrößen gestiegen ist. Parallel dazu<br />
haben sich die Produktlebenszeiten enorm<br />
verkürzt.<br />
Der Einsatz neuer Verpackungsmaterialien<br />
und neuer Verpackungsprozesse<br />
bietet zum einen viele innovative Möglichkeiten<br />
und ist damit der Produktdifferenzierung<br />
förderlich zum anderen erschwert<br />
dies die Arbeit der Verpackungsindustrie<br />
enorm.<br />
Alles in allem ergibt sich daraus für<br />
die Verpackungsmaschinen die Forderung<br />
nach größerer Flexibilität bezüglich des<br />
Packgutes und dessen Format. Eine schnelle<br />
und unkomplizierte Umrüstung auf wechselnde<br />
Produktformate erhöht die Produktivität<br />
und damit die Wirtschaftlichkeit<br />
der Anlage.<br />
Die wichtigste Anforderung an ein neues<br />
Maschinenkonzept ist die Auflösung der<br />
starren Verbindungen unter den einzelnen<br />
Funktionseinheiten und die Entkoppelung<br />
der Bewegungsabläufe vom Zentralantrieb.<br />
Jede Funktionseinheit erhält ihren eigenen<br />
Servoantrieb, der über ein intelligentes<br />
Bussystem mit den anderen Einheiten elektronisch<br />
vernetzt ist. Bezüglich Antrieb,<br />
Steuerung und Regelung sind die Funktionseinheiten<br />
autonom.<br />
Durch den kombinierten Einsatz von Servomotoren<br />
und Mikroprozessoren lassen<br />
sich konventionelle Antriebssysteme, die<br />
bisher mechanisch starr gekoppelt waren,<br />
durch leistungsfähigere und vor allem flexiblere<br />
Antriebskonzepte ersetzen. Servomotoren<br />
zeichnen sich durch eine hohe Dynamik<br />
und Wartungsfreiheit aus und werden<br />
inzwischen in einem großen Leistungsbereich<br />
angeboten, der sich von einigen<br />
wenigen Watt bis weit über 100 kW<br />
erstreckt. Die Dynamik der Servomotoren<br />
erreicht sogar teilweise Werte, die sich bisher<br />
nur mit hydraulischen Servoventilen<br />
realisieren ließen. Fahrprofile wie Abbremsen<br />
bis zum Stillstand ohne Überschwingen<br />
und Wiederbeschleunigen können im Takt<br />
von 600 bis 800 Hüben pro Minute gefahren<br />
werden. Wesentlicher Vorteil der Servomotoren<br />
gegenüber konventionellen Antrieben<br />
ist das Vorhandensein digitaler<br />
Schnittstellen, die eine Anbindung an Industrierechner<br />
und Mikroprozessorsysteme<br />
ermöglichen.<br />
Die rasche Entwicklung der Servotechnik<br />
hat bei den Motoren zu immer kleineren<br />
mechanischen Zeitkonstanten und damit<br />
zu einer Präzision bei der Kopplung elektrischer<br />
Antriebe geführt, die einen Einsatz<br />
der mechanischen Kopplung erst möglich<br />
macht.<br />
Auch die anfangs unerschwinglichen<br />
Kosten der Servomotoren sind im Laufe<br />
der Entwicklung der Servotechnik soweit<br />
gesunken, daß aus heutiger Sicht Servomotoren<br />
in der Verpackungstechnik technisch<br />
und wirtschaftlich sinnvoll eingeführt<br />
werden können.