Verpackungsrundschau 05/97
Verpackungsrundschau 05/97
Verpackungsrundschau 05/97
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und Empfindlichkeit gegen klimatische Veränderungen<br />
gekennzeichnet.<br />
Daher ist z. B. „Flupis“, ein Produkt der<br />
Fa. PSP Papierschaum Priehs mit hoher<br />
Resistenz gegenüber Feuchte, eine interessante<br />
Entwicklung, die sich auch am Markt<br />
behauptet. In diesem Erzeugnis wird Stärke<br />
zusammen mit Altpapier ohne Verwendung<br />
von chemischen Treibmitteln mittels Extrusion<br />
verschäumt.<br />
Unsere Recherchen zeigen, daß neben<br />
den funktionellen Eigenschaften die Produktpreise<br />
als wesentliches Merkmal über<br />
die Akzeptanz der Alternativprodukte entscheiden.<br />
Die Preise für konventionelle, aus petrochemischen<br />
Erzeugnissen hergestellte Produkte<br />
sind in Abhängigkeit von Anwendungsfall,<br />
Losgröße, Abnahmemodus etc.<br />
stark schwankend. Als Vergleichspreis für<br />
Styropor-Chips wird von ca. 20,00 DM/m 3<br />
ausgegangen. Recycling-Styropor-Produkte<br />
werden auch unter 20,00 DM/m 3 angeboten.<br />
Die alternativen Füllstoffe liegen bei den<br />
recherchierten Anbietern oft darüber.<br />
Eine Entwicklung des IGV auf diesem<br />
Gebiet basiert ebenfalls auf Getreidemahlprodukten<br />
aus Roggen, wodurch man sich<br />
von Anfang an auf möglichst geringe Materialkosten<br />
orientierte.<br />
Ein weiteres Ziel war die Ausbildung<br />
einer hohen Resistenz gegenüber der Luftfeuchtigkeit.<br />
Von anderen Entwicklungen<br />
auf diesem Gebiet unterscheiden sich die<br />
Arbeiten durch:<br />
● Verarbeitung kostengünstiger Basisrohstoffe<br />
(z. B. Einsatz von mühlentechnisch<br />
fraktionierten Roggenmahlprodukten anstelle<br />
von Stärke) mittels Doppelschnekkenextrusion<br />
● Auswahl und Zusatz kostengünstiger<br />
Additive, wie beispielsweise Rest- oder<br />
Abfallstoffe aus Landwirtschaft und Industrie<br />
(z. B. Lignin, Holz, Cellulosefasern)<br />
sowie von mineralischen Komponenten<br />
In diesem Fall wurde die Heißextrusionstechnik<br />
eingesetzt, die zu expandierten,<br />
besonders leichten Extrudaten führt. Auch<br />
hier ist wieder die Stärke der wesentliche<br />
Inhaltsstoff, der die Expansion ermöglicht.<br />
Andere getreideeigene Inhaltsstoffe, hauptsächlich<br />
Proteine und Hemicellulosen wie<br />
Pentosane, wirken sich auf die Festigkeit und<br />
das Hydratationsverhalten der Extrudate<br />
aus.<br />
Der Expansionsgrad der Extrudate, der<br />
das spezifische Volumen und damit Roh-<br />
Technisch-Wissenschaftliche Beilage · 48 · 19<strong>97</strong> · N°5<br />
stoffeinsatz und Kosten für den Füllstoff<br />
mitbestimmt, wird sowohl durch die Basisrohstoffe<br />
und Additive als auch durch<br />
die Geometrie der verwendeten Extruderschnecken<br />
sowie Form und Art der Austrittsöffnung<br />
(Düse, Matrize) beeinflußt.<br />
Um einen Produktpreis, der mit dem<br />
Preis konventioneller Füllstoffe konkurrieren<br />
kann, zu erzielen, ist ein minimaler Rohstoffeinsatz<br />
eine Voraussetzung. Für das<br />
Schüttvolumen bedeutet das einen Wert<br />
kleiner 0,02 g/cm 3 .<br />
Die Arbeiten führten zu folgenden grundsätzlichen<br />
Ergebnissen:<br />
● Es ist möglich, auf Basis von Getreideprodukten<br />
mittels Doppelschneckenextrusion<br />
stark expandierte Granulate mit geringem<br />
Schüttgewicht herzustellen, die als Füllkörper<br />
verwendet werden können. Diese<br />
Aussage gilt zunächst für eine Technikumsanlage<br />
mit einer Kapazität von 50 bis<br />
100 kg/h (APV 50 Extruder).<br />
● Mineralische Zusätze erhöhen die Festigkeit<br />
und verbessern damit die Funktionalität<br />
(geringer Abrieb, geringe Stauchung).<br />
Gleichzeitig ist dieser Zusatz für das Erzielen<br />
einer erhöhten Feuchteresistenz verantwortlich.<br />
Das Schüttvolumen wird<br />
negativ beeinflußt.<br />
● Der Zusatz biopolymerer Fasern hat auf<br />
die funktionellen Eigenschaften Festigkeit,<br />
Elastizität und Hydratationsverhalten<br />
positiven Einfluß. Höhere Zusätze beeinflussen<br />
das Schüttvolumen negativ.<br />
● Der Einsatz unterschiedlicher Form- und<br />
Schneidaggregate bzw. -technologien<br />
führt zu verschiedenen Granulatformen.<br />
Diese variieren hinsichtlich Schüttvolumen<br />
unwesentlich.<br />
Sie können bei ihrer Anwendung zu differenzierten<br />
Effekten führen (z. B. Polsterung<br />
flächiger Körper, Raumfüllung zwischen<br />
verschieden geformten zu verpakkenden<br />
Gegenständen).<br />
Die Konsequenz für die Umsetzung der<br />
Ergebnisse besteht darin, daß eine industrielle<br />
Produktion und Vermarktung nur<br />
effektiv ist, wenn dieses Produkt ein „Zweitoder<br />
Drittprodukt“ für ein Unternehmen<br />
darstellt (z. B. Mühle, Extruderbetrieb, Verarbeiter<br />
nachwachsender Rohstoffe). Damit<br />
können die neben den Materialkosten<br />
anfallenden Produktionskosten minimiert<br />
werden.<br />
Obwohl die Marktentwicklung von<br />
Loose-fill-Produkten als degressiv einzuschätzen<br />
ist – gesucht werden intelligentere<br />
Lösungen, als die gesamte Ummantelung<br />
eines zu transportierenden bzw. zu schützenden<br />
Gegenstandes mit einem Füllstoff –<br />
bleibt dieses Gebiet eine interessante<br />
Anwendungsmöglichkeit für nachwachsende<br />
Rohstoffe.<br />
Dämmstoffe auch als<br />
Verpackung anzuwenden<br />
Eine weitere Anwendung der Extrusion von<br />
Getreide ist die Herstellung von porösen<br />
aber mechanisch wesentlich festeren Extrudaten<br />
durch Kochextrusion auf Doppelschneckenextrudern.<br />
Diese Entwicklungsrichtung<br />
zielt auf Anwendungen im Baubereich<br />
(Dämmung für Wärme, Trittschall,<br />
akustischen Schall). Jedoch auch Anwendungen<br />
im Bereich Verpackung/Transport<br />
sind möglich, beispielsweise als Füllstoffe<br />
für den Transport gefährlicher Flüssigkeiten.<br />
Hierbei werden Eigenschaften, wie großes<br />
und schnelles Aufsaugvermögen bei hoher<br />
Formstabilität im feuchten Zustand, notwendig.<br />
Durch Kombination von Getreideprodukten<br />
mit mineralischen Komponenten<br />
können eine homogene Struktur, ein für<br />
niedrige Schüttdichten notwendiger hoher<br />
Expansionsgrad sowie Festigkeit der Extrudate<br />
erzielt werden. Die auf diesem Gebiet<br />
der amylokeramischen Werkstoffe am weitesten<br />
fortgeschrittene Entwicklung ist CERA-<br />
LITH, ein Granulat, das als Wärmedämmstoff<br />
für den Hausbau und die Haussanierung<br />
eingesetzt werden kann.<br />
Modifizierung<br />
von Getreidemehlen<br />
Für die Modifizierung von Getreidemehlen<br />
wird die Extrudertechnik zum hydrothermischen<br />
und mechanischen Aufschluß von<br />
Roggenmehlen genutzt. Eine gleichfalls im<br />
Extruder durchgeführte Kationisierung des<br />
Roggenmehls führt zu modifizierten Mehlen<br />
mit unterschiedlichen Substitutionsgraden.<br />
Ein Ziel dieser Entwicklungsrichtungen ist<br />
die Substitution von nativen und modifizierten<br />
Stärken, die für die Herstellung von<br />
Papier und Pappen eingesetzt werden.<br />
Der Vorteil der Kationisierung im Extruder<br />
besteht in gegenüber der Trockenkationisierung<br />
höheren Ausbeuteraten bei gleichen<br />
Substitutionsgraden sowie in einer<br />
geringeren Viskosität der daraus hergestellten<br />
Suspensionen. Erste Ergebnisse bestätigen<br />
die prinzipielle Eignung der Präparate.<br />
Die Anwendung erscheint insbesondere für<br />
die Herstellung von Recyclingpapier bzw.<br />
von verschiedenen Pappen sinnvoll.<br />
Verpackungs-Rundschau 5/<strong>97</strong><br />
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