Skript zur Topologie 1 - M10
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TOPOLOGIE I 3<br />
Die Homologiegruppen einzuführen wird zwar einige Zeit in Anspruch<br />
nehmen. Wenn sie einmal <strong>zur</strong> Verfügung stehen, ist der Umgang mit ihnen<br />
allerdings sehr bequem und viele schöne Sätze können wir mit ihrer Hilfe<br />
beweisen. Neben obigen Tatsachen, erwähne ich den Jordanschen Kurvensatz<br />
Satz 1.2. Es sei f : S n−1 → R n eine topologische Einbettung (d.h. f ist<br />
stetig und injektiv). Dann besteht R n \f(S n−1 ) aus genau zwei Komponenten,<br />
wobei genau eine beschränkt und eine unbeschränkt ist.<br />
Eine weitere wichtige Anwendung ist der Satz von Borsuk-Ulam:<br />
Satz 1.3. Es sei f : S n → R n eine stetige Abbildung. Dann existiert ein<br />
Punkt x ∈ S n mit f(x) = f(−x).<br />
Des weiteren werden wir eine wichtige Invariante, die Eulercharakteristik<br />
eines Simplizialkomplexes untersuchen und die Eulersche Polyederformel beweisen:<br />
Satz 1.4. In einem konvexen Polyeder im R 3 gilt für die Anzahl e der Ecken,<br />
k der Kanten und f der Flächen die Formel<br />
e − k + f = 2 .<br />
Das schöne an dieses Anwendungen ist, dass die Homologietheorie zwar<br />
für den Beweis eine entscheidende Rolle spielt, aber in den Sätzen selbst<br />
nicht vorkommt.<br />
Homologiegruppen kann man insbesondere für simpliziale Komplexe und<br />
sogenannten CW -Komplexe effektiv berechnen. Wir werden diese Klassen<br />
von Räumen ausführlich diskutieren. Während der Diskussion der Homologiegruppen<br />
werden wir parallel einige Grundlagen der homologischen Algebra<br />
entwickeln.<br />
Die Homotopiegruppen sind einfacher zu definieren als Homologiegruppen<br />
und in gewisse Hinsicht die grundlegenderen Invarianten. Allerdings sind sie<br />
viel schwerer zu berechnen als Homologiegruppen und zum Beispiel für keine<br />
der Sphären S n mit n ≥ 2 vollständig bekannt. Die Bordismusgruppen<br />
schlagen eine Brücke <strong>zur</strong> Differenzialtopologie, d.h. <strong>zur</strong> Untersuchung differenzierbarer<br />
Mannigfaltigkeiten. Diese liefern einerseits viel Beispielmaterial<br />
für die Anwendung der Homologietheorie, gestatten es aber andererseits<br />
auch, das interessante Wechselspiel von differentialtopologischen Methoden<br />
(insbesondere Transversalität) und Methoden aus der Homologie- und Homotopietheorie<br />
zu studieren.<br />
Heutzutage ist die algebraische <strong>Topologie</strong> eine hochentwickelte Theorie<br />
mit zahlreichen Bezügen <strong>zur</strong> Differentialgeomtrie, <strong>zur</strong> algebraischen Geometrie<br />
und <strong>zur</strong> Algebra.<br />
2. Simpliziale und singuläre Homologie<br />
Bevor wir Homologiegruppen für beliebige topologische Räume definieren,<br />
veranschaulichen wir zunächst die wesentliche Idee im speziellen Fall der