Skript zur Topologie 1 - M10
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TOPOLOGIE I 7<br />
Es ist etwas unhandlich, die Homologietheorie direkt an den geometrischen<br />
Simplizialkomplexen zu entwickeln (wir werden allerdings später auf<br />
diesen Spezialfall <strong>zur</strong>ückkommen). Der folgende Aufbau bietet mehr Flexibilität.<br />
Definition. Es sei X ein topologischer Raum. Dann ist ein singuläres n-<br />
Simplex in X eine stetige Abbildung<br />
σ : ∆ n → X .<br />
Wir bezeichnen mit ∆n(X) die Menge der singulären n-Simplizes in X und<br />
mit Cn(X) die freie abelsche Gruppe über ∆n(X), d.h. Elemente von Cn(X)<br />
sind formale Linearkombinationen<br />
�<br />
λσ · σ ,<br />
σ∈∆n(X)<br />
wobei alle λσ ∈ Z und λσ = 0 für alle bis auf endlich viele σ ∈ ∆n(X). Die<br />
Elemente von Cn(X) werden singuläre n-Ketten in X genannt.<br />
Wir definieren für n ≥ 1 den Randoperator<br />
∂n : Cn(X) → Cn−1(X)<br />
auf den singulären n-Simplizes von X durch<br />
n�<br />
∂nσ :=<br />
(−1) i σ| 〈e0,...,êi,...,en〉 .<br />
i=0<br />
Dabei bezeichnet 〈e0, . . . , êi, . . . , en〉 die i-te Seite von ∆n . Diese idenfifizieren<br />
wir mit ∆n−1 vermittels des affinen Homöomorphismus<br />
∆ n−1 → 〈e0, . . . , êi, . . . , en〉<br />
der die j-te Ecke von ∆ n−1 auf ej ∈ R n+1 abbildet, falls j < i und auf ej+1,<br />
falls j ≥ i. Damit ist ∂σ in der Tat eine singuläre (n − 1)-Kette in X. Zur<br />
Bequemlichkeit setzen wir noch ∂0 := 0. Wir erhalten für n ≥ 0<br />
Zn(X) := ker ∂n ⊂ Cn(X) ,<br />
die Gruppe der singulären n-Zykel in X und<br />
Bn(X) := im ∂n+1 ⊂ Cn(X) ,<br />
die Gruppe der singulären n-Ränder in X.<br />
Ganz analog zu vorhin zeigt man die fundamentale Gleichung<br />
∂n−1 ◦ ∂n = 0<br />
für n ≥ 1.<br />
Damit ist Bn(X) eine Untergruppe von Zn(X) für alle n ≥ 0 und wir<br />
können<br />
Hn(X) := Zn(X)/Bn(X)<br />
definieren. Dies ist die n-te singuläre Homologiegruppe von X. Diese Gruppen<br />
sind der zentrale Gegenstand im ersten Teil dieser Vorlesung. Es wird