Skript zur Topologie 1 - M10
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TOPOLOGIE I 37<br />
Ist X ein ∆-Komplex, so sei C ∆ n (X) die freie abelsche Gruppe, die von<br />
den Abbildungen σα : ∆ n(α) → X erzeugt wird, wobei n(α) = n. Dies ist eine<br />
Untergruppe der singulären n-Ketten Cn(X) und die Einschränkung des<br />
Randopertors ∂ : Cn(X) → Cn−1(X) auf C∆ (X) definiert eine Abbildung<br />
(X). Dies folgt aus dem zweiten Punkt obiger Definiti-<br />
∂ : C∆ n (X) → C∆ n−1<br />
on. Damit wird C∆ ∗ (X) ein Unterkomplex von C∗(X). Wir bezeichnen mit<br />
H∆ ∗ (X) die Homologiegruppen des Kettenkomplexes C∆ ∗ (X).<br />
Allgemeiner sei X ein ∆-Komplex und A ⊂ X ein Teilkomplex (d.h A ist<br />
eine Teilmenge von X und ist selbst ein ∆-Komplex, wobei alle charakteristischen<br />
Abbildungen von A auch charakteristische Abbildungen von X sind).<br />
Wir definieren dann den Kettenkomplex C∆ ∗ (X, A) wie üblich als den Quotientenkomplex<br />
C∆ ∗ (X)/C∆ ∗ (A). Es ist wieder C∆ ∗ (X, A) ein Unterkomplex<br />
von C∗(X, A).<br />
Ist X ein geordneter Simplizialkomplex, dann stimmt C∆ ∗ (X) (mit der induzierten<br />
∆-Komplex-Struktur auf X) mit dem simplizialen Kettenkomplex<br />
überein, wie er im ersten Abschnitt definiert wurde. Insbesondere folgt aus<br />
dem nächsten Satz, dass simpliziale und singuläre Homologie für Simplizialkomplexe<br />
übereinstimmen.<br />
Satz 5.1. Es sei X ein ∆-Komplex und A ⊂ X ein Unterkomplex, möglicherweise<br />
A = ∅. Dann induziert die Inklusion C ∆ ∗ (X, A) ↩→ C∗(X, A) Isomorphismen<br />
von Homologiegruppen.<br />
Als Vorbereitung brauchen wir<br />
Lemma 5.2. Für n ≥ 0 ist die relative singuläre Homologiegruppe<br />
Hi(∆ n , ∂∆ n ) isomorph zu Z für i = n und = 0 sonst. Die Identität<br />
∆ n → ∆ n<br />
aufgefasst als Element in Cn(∆ n , ∂∆ n ) ist ein Zykel und die entsprechende<br />
Homologieklasse erzeugt Hn(∆ n , ∂∆ n ).<br />
Beweis. Alle Aussagen bis auf die letzte sind klar (man beachte (∆ n , ∂∆ n ) ≈<br />
(D n , S n−1 ). Diese wird per Induktion gezeigt, wobei der Fall n = 0 trivial<br />
ist. Angenommen, die Aussage ist für n−1 gezeigt. Es sei Λ ⊂ ∆ n die Vereinigung<br />
von genau n der (n−1)-dimensionalen Seiten von ∆ n (d.h. Λ umfasst<br />
alle bis auf eine (n−1)-dimensionale Seite). Das Raumpaar (∆ n , Λ) hat verschwindende<br />
Homologie (dies ist leicht zu sehen). Daher ist der verbindende<br />
Homomorphismus<br />
φ : Hn(∆ n , ∂∆ n ) → Hn−1(∂∆ n , Λ)<br />
in der langen exakten Sequenz für das Tripel (∆ n , ∂∆ n , Λ) ein Isomorphismus.<br />
Wir betrachten die Inklusion ∆ n−1 ↩→ ∂∆ n als die fehlende Seite in<br />
Λ. Die induzierte Inklusion (∆ n−1 , ∂∆ n−1 ) → (∂∆ n , Λ) induziert einen Isomorphismus<br />
ψ : Hn(∆ n−1 , ∂∆ n−1 ) ∼ = Hn(∂∆ n , Λ)