Skript zur Topologie 1 - M10
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definieren.<br />
TOPOLOGIE I 67<br />
Definition. Ein topologischer Raum X heißt lokal zusammenziehbar, falls<br />
für jeden Punkt x ∈ X folgendes gilt: Ist U eine Umgebung von x, so existiert<br />
eine weitere Umgebung V ⊂ X von x mit V ⊂ U und so dass die Inklusion<br />
V ↩→ U homotop zu einer konstanten Abbildung ist.<br />
Es ist nicht schwer zu zeigen, dass topologische Mannigfaltigkeiten lokal<br />
zusammenziehbar sind.<br />
Satz 8.12. Es sei K ⊂ R n eine lokal zusammenziehbare abgeschlossene Teilmenge.<br />
Dann gibt es eine Umgebung U ⊂ R n von K, so dass die Inklusion<br />
K ↩→ U ein Retrakt ist (d.h es existiert eine stetige Abbildung r : U → K<br />
mit r|K = idK).<br />
Es gilt auch die Umkehrung dieses Satzes: Ist K ⊂ R n eine (nicht unbedingt<br />
abgeschlossene Teilmenge) und Retrakt einer Umgebung in R n , so ist<br />
K lokal zusammenziehbar. Diese Umkehrung werden wir aber nicht beweisen,<br />
sondern verweisen dazu auf Hatcher, S. 526 unten f.<br />
Wir nennen einen topologischen Raum X einen Euklidischen Umgebungsretrakt,<br />
falls folgendes gilt: Es existiert eine topologische Einbettung<br />
X ↩→ R n in einen Euklidischen Raum und für jede solche Einbettung ist<br />
das Bild Retrakt einer Umgebung in R n . Zusammen mit der Einbettbarkeit<br />
kompakter Mannigfaltigkeiten in Euklidische Räume (siehe Übungsblatt 12)<br />
haben wir also:<br />
Korollar 8.13. Kompakte topologische Mannigfaltigkeiten sind Euklidische<br />
Umgebungsretrakte.<br />
Beweis von Satz 8.11: Es sei M ⊂ R n eine kompakte Mannigfaltigkeit.<br />
Es sei U ⊂ R n eine Umgebung von M, so dass eine Retraktion r : U → M<br />
existiert. Da M kompakt ist, existiert ein k > 0 mit der folgenden Eigenschaft:<br />
Es sei W ⊂ R n ein n-dimensionaler Würfel mit Seitenlänge 1/2 k und<br />
Eckenkoordinaten von der Form z/2 k , z ∈ Z. Falls dann W ∩ M �= ∅, so gilt<br />
W ⊂ U. Wir wählen ein solches k und betrachten die Vereinigung V aller<br />
1/2 k Würfel im R n , die M berühren. Nach Wahl von k ist M ⊂ V . Da M<br />
kompakt ist, ist W ein endlicher CW-Komplex und hat somit endlich erzeuge<br />
Homologiegruppen. Die Einschränkung r|V : V → M ist ebenfalls eine<br />
Retraktion. Wir können also M als Retrakt eines endlichen CW-Komplexes<br />
schreiben. Durch Anwenden der Funktorialität des Homologiefunktors sieht<br />
man, dass r∗ : H∗(V ) → H∗(M) surjektiv ist (mit beliebigen Koeffizienten).<br />
Somit hat M endlich erzeuge Homologiegruppen.<br />
Bevor wir Theorem 8.12 beweisen, noch eine Bemerkung <strong>zur</strong> Fortsetzung<br />
von stetigen Abbildungen auf CW-Komplexen.<br />
Proposition 8.14. Es sei X ein CW-Komplex und Y ein topologischer<br />
Raum. Es sei f : X n−1 → Y eine stetige Abbildung. Dann sind äquivalent:<br />
• f lässt sich zu einer stetigen Abbildung X n → Y fortsetzen.