Skript zur Topologie 1 - M10
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TOPOLOGIE I 53<br />
Die von τ induzierte Abbildung τ : H∗(X) → H∗( � X) nennt man Transferhomomorphismus.<br />
Sie ist nicht von einer Abbildung zwischen topologischen<br />
Räumen induziert (die Abbildung p : � X → X und damit die induzierte<br />
Abbildung p∗ von Homologien gehen ja in die andere Richtung). Man sieht<br />
sofort, dass die Tranferabbildung auf genau die gleiche Weise für beliebige<br />
Koeffizientengruppen definiert werden kann.<br />
Ist nun k = 2, so erhalten wir eine kurze exakte Sequenz<br />
0 → C∗(X; Z/2) τ → C∗( � X; Z/2) p∗ → C∗(X; Z/2) → 0 .<br />
Die Injektivität der ersten Abbildung ist klar, die Surjektivität der letzten<br />
Abbildung folgt wieder aus der Liftbarkeit von singulären Simplizes in X.<br />
Liegt eine Kette � λσσ ∈ � X im Kern von p∗, so bedeutet dies genau, dass zu<br />
jedem σ : ∆ n → � X mit λσ �= 0 (also gleich 1, da Z/2 nur zwei Elemente hat)<br />
auch der von σ verschieden Lift σ ′ von p◦σ : ∆ n → X mit dem Koeffizienten<br />
1 versehen ist. Mit anderen Worten: ker p∗ = im τ. Da die Komposition p∗◦τ<br />
Multiplikation mit 2 und damit (wegen Z/2-Koeffizienten) gleich 0 ist, folgt<br />
die Exaktheit der obigen Sequenz. Die induzierte lange exakten Sequenz<br />
. . . Hn(X; Z/2) τ → Hn( � X; Z/2) p∗ → Hn(X; Z/2) → Hn−1(X; Z/2) → . . .<br />
heißt Transfersequenz. Mit ihrer Hilfe zeigen wir nun das folgende Resultat.<br />
Proposition 6.2. Jede ungerade Abbildung f : S n → S n (d.h. f ist stetig<br />
und f(−x) = −x für alle x) hat ungeraden Grad.<br />
Beweis. Wegen Proposition 6.1 reicht es zu zeigen, dass die Abbildung<br />
f∗ : Hn(S n ; Z/2)( ∼ = Z/2) → Hn(S n ; Z/2) die Identität ist (falls der Abbildungsgrad<br />
von f gerade wäre, dann wäre die Multiplikation mit deg f ja<br />
die Nullabbildung auf Z/2). Wir nehmen im folgenden zunächst n ≥ 1 an<br />
und betrachten die Transfersequenz mit Z/2-Koeffizienten für die zweifache<br />
Überlagerung p : S n → RP n :<br />
0 → Hn(RP n ) τ → Hn(S n ) p∗ → Hn(RP n ) → Hn−1(RP n ) τ →<br />
Hn−1(S n ) p∗ → Hn−1(RP n ) → . . . → H0(RP n ) → 0<br />
Die Sequenz beginnt mit 0, da Hn+1(RP n ; Z/2) = 0 (RP n hat ja die Struktur<br />
eines n-dimensionalen CW-Komplexes). Da die Homologie Hi(S n ; Z/2) = 0<br />
für 0 < i < n und alle Einträge in der obigen exakten Sequenz entweder<br />
gleich 0 oder gleich Z/2 sind (dies sieht man schnell mit zellulärer Homologie),<br />
folgt aus der Exaktheit der Sequenz, dass<br />
• Hi(RP n ) ∼ = Hi−1(RP n ), falls 1 ≤ i ≤ n,<br />
• Hn(RP n ) ∼ = Hn(S n ),<br />
• H0(S n ) ∼ = H0(RP n ).<br />
Und diese Isomorphismen sind durch die entsprechenden Abbildungen in<br />
obiger Sequenz gegeben. Mit der antipodalen G := Z/2-Wirkung ist nach<br />
Voraussetzung die gegebenen Abbildung f : S n → S n äquivariant. Wir