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Skript zur Topologie 1 - M10

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TOPOLOGIE I 59<br />

8. Mannigfaltigkeiten und Orientierung<br />

Definition. Eine n-dimensionale (topologische) Mannigfaltigkeit ist ein<br />

Hausdorffraum M, so dass jeder Punkt in M eine offene Umgebung besitzt,<br />

die homöomorph zu R n ist.<br />

Es gibt Räume, die die zuletzt genannte Eigenschaft besitzen, aber nicht<br />

Hausdorff sind. Ein Beispiel ist die Gerade mit zwei Ursprüngen (R × {1} ∪<br />

R × {0})/ ∼, wobei ∼ jeden Punkt (x, 0) mit (x, 1) identifiziert, falls x �= 0<br />

ist.<br />

Ist X ein topologischer Raum und A ⊂ X ein Teilraum, so schreiben wir<br />

H∗(X|A) := H∗(X, X − A). Besteht A nur aus einem Punkt a, so ist dies<br />

die lokale Homologie von X bei a, wie sie schon früher betrachtet wurde.<br />

Ist M eine n-Mannigfaltigkeit, so haben wir � Hi(M|x) = Z, falls i = n und<br />

�Hi(M|x) = 0, falls i �= n. Daher ist die Dimension einer Mannigfaltigkeit eine<br />

topologische Invariante (d.h. Mannigfaltigkeiten verschiedener Dimension<br />

können nicht homöomorph sein).<br />

Man nimmt bei der Definition von Mannigfaltigkeiten oft noch die Forderung<br />

hinzu, dass der betrachtete Raum das zweite Abzählbarkeitsaxiom<br />

erfüllt. Dies wird aber erst bei sogenannten Teilungen der Eins wichtig, die<br />

später betrachtet werden.<br />

Beispiel. S n ist eine kompakte Mannigfaltigkeit. Quotienten von Mannigfaltigkeiten<br />

nach freien Operationen endlicher Gruppen sind Mannigfaltigkeiten.<br />

Dies umfasst die reell-projektiven Räume. Die komplex projektiven<br />

Räume CP n sind ebenfalls kompakte Mannigfaltigkeiten.<br />

Mannigfaltigkeiten sehen also lokal so aus wie R n , ihre globale Gestalt<br />

kann jedoch sehr vielfältig sein.<br />

Wir wollen in diesem Abschnitt klären, was eine globale Orientierung einer<br />

n-Mannigfaltigkeit ist. Man definiert üblicherweise eine Orientierung des R n<br />

als eine geordnete Basis des Vektorraums R n , wobei zwei geordnete Basen<br />

die gleiche Orientierung definieren, falls die Matrix des Basiswechels positive<br />

Determinante hat. Insbesondere gibt es also genau 2 Orientierungen. Ist<br />

A : R n → R n eine invertierbare lineare Abbildung, so nennt man A orientierungserhaltend,<br />

falls det A > 0, sonst orientierungsumkehrend. A bildet<br />

eine orientierte Basis von R n genau dann auf eine gleich orientierte Basis<br />

ab, falls A orientierungserhaltend ist. Lineare Abbildungen operieren aber<br />

nicht nur auf Basen, sondern auch auf lokaler Homologie. Wir können daher<br />

den Begriff der Orientierung auf folgende Weise rein homologisch fassen.<br />

Definition. Ist x ∈ R n , so ist eine lokale Orientierung von R n in x gegeben<br />

durch die Wahl eines Erzeugers von Hn(R n |x) ∼ = Z.<br />

Es gibt also immer genau zwei lokale Orientierungen. Falls x = 0, passt<br />

das sehr gut <strong>zur</strong> klassischen Definition: Es gibt genau zwei Orientierungen

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