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EurasianStudies_0110..

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January-March 2010 JOURNAL OF EURASIAN STUDIES Volume II., Issue 1.<br />

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Auslieferung der letzteren, und als diese verweigert wurde, beschloss er sich an seinem Schwager zu<br />

rächen. Er stellte sich persönlich an die Spitze eines Heeres, um Mu-kién zu bekriegen, schickte ihm jedoch<br />

gleichzeitig eine formelle Klageschrift zu, worin ihm zwölf verschiedene Staatsverbrechen zur Last gelegt<br />

werden. Darunter sind zwei von besonderem Interesse. Mu-kién, heisst es darin, habe, «wohl wissend,<br />

dass es der heilige Wille des kaiserlichen Hofes sei, fernen Völkern Freundschaft zu zeigen und<br />

widerstrebende Elemente zu beruhigen, durch drückende Besteuerung der Handel treibenden Tartaren den<br />

Verkehr abgeschnitten», und ferner habe er «durch prahlerische Berichte über die Überlegenheit der<br />

westlichen Barbaren seinem eigenen Hochmuth gefröhnt« (yang-yen si-jung kau, tzï kiau-ta). Es scheint,<br />

dass der Kaiser seinem Vasallen, dessen Land ja, wie wir aus den Berichten über das Land Sogdak<br />

erfahren, mit den axis Hunnen und Alanen bestehenden Bewohnern desselben in reger<br />

Handelsverbindung stand, diesen Verkehr nicht gönnte. Sicherlich hatte Tsü-k'ü Mu-kién dem<br />

chinesischen Hofe mit seinen Beziehungen zu dem mächtigen Volke Attila's, seines Stammverwandten,<br />

imponiren wollen. Zwar waren Gesandte von Sogdak, wahrscheinlich im Auftrag, oder doch unter den<br />

Auspicien der Gebrüder Attila und Bleda, in den Jahren 435 und 437 an den Kaiserhof gelangt; aber<br />

von einem Handel mit China, den der Kaiser augenscheinlich wünschte, wird nichts berichtet. Als<br />

nun T'ai-wu-ti im October des Jahres 439 seinen renitenten Schwager in seiner Stadt Ku-tsang, die dem<br />

jetzigen Liang-tschóu-fu in Kan-su entspricht und wo der Hiung-nu-Fürst sich verschanzt hatte, nach<br />

kurzer Belagerung zur Unterwerfung zwang, verzieh er ihm zwar, da der Fürst ihm reuig und mit<br />

verhülltem Antlitz entgegentrat, aber er degradirte ihn zum General und liess über 30,000 Familien 6 von<br />

Liang-tschóu nach der Reichshauptstadt (Ta-t'ung in Schan-si] abführen. Diese Thatsache, sowie der Inhalt<br />

des hier über Mu-kién Gesagten, findet sich in der im Weï-schu (Kap. 99 p. 14 ff.) mitgetheilten<br />

Biographie des Fürsten. Unter den 30,000 Familien, die in Schan-si internirt wurden, befanden sich wohl<br />

auch die gefangenen Kaufleute aus dem Lande Sogdak. Unterthanen Attila´s, gleichviel ob Hunnen oder<br />

Alanen, wurden also etwa 15 Jahre hindurch an der chinesischen Mauer unweit der Stelle, wo soeben<br />

noch Deutsche und Franzosen chinesischen Truppen gegenüber standen, bis zu ihrer Auslösung<br />

gefangen gehalten. Mu-kién wurde 447 wegen wiederholten Aufstandes hingerichtet.<br />

Attila hatte wohl weder Zeit noch Lust, sich um den fernen Osten zu kümmern. Es scheint, dass<br />

während seiner Alleinherrschaft nach der Ermordung seines Bruders Bleda (444) keine Gesandtschaft von<br />

den westlichen Hunnen in China verzeichnet wird; die Gesandtschaft vom 12. Monat 444 dürfte noch zu<br />

Lebzeiten Bleda´s ihre heimat verlassen haben, wenn sie nicht etwa die Meldung von Attila´s<br />

Alleinherrschaft bezweckte. Erst nach Attila´s Tode, im Anfang der Periode T´ai-an, womit vielleicht die<br />

Gesandtschaft von 456 (Peï-schï) im ersten Monat (Weï-schu) gemeint ist, schikt sein Nachfolger im Lande<br />

Sogdak, dem ursprünglichen Alanenlande in der Krim, Gesandte an den chinesischen Hof, um die dort<br />

seit der Eroberung von Ku-tsang durch den Kaiser T´ai-wu gefangen gehaltenen Kaufleute loszukaufen.<br />

T´ai-wu war inzwischen gestorben, und die Regierung war nur wenige Jahre vorher (452) auf seinen erst<br />

zwölfjährigen Sohn Kau-tsung oder Wön-tsch´öng-ti übergegangen. Der alte Groll über den inzwischen<br />

hingerichteten Hunnenfürsten Tsü-k´ü Mu-kién war längst verraucht, und so wurde es dem Nachfolger<br />

Attila´s nicht schwer, die Befreiung seiner Landsleute zu erwirken.<br />

6 Nach der Hof-Chronik (Weï-schu, Kap. 4 a p. 21): «20,000 Bewohner der Stadt nahst ungezählten Schätzen an Pretiosen aus ihren<br />

Magazinen.» Wer weiss, ob sich unter den letzteren nicht manches von den Hunnen Attila's an ihre<br />

Stammverwandten im Herzen Asiens verschleppte europäische Beutestück befand.<br />

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