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SV SPARKASSENVERSICHERUNG ELEMENTAR. VERSICHERT ...

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250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

WISSENSCHAFT<br />

Kristallisationskeime bringen Regen<br />

Es ist schon lange ein Traum der Wissenschaft, es dort regnen<br />

lassen zu können, wo es notwendig ist, und damit eventuell Naturkatastrophen<br />

abzuwenden. Der wissenschaftliche Ansatzpunkt<br />

dazu sind die so genannten Kristallisationskeime: Die<br />

Feuchtigkeit in der Luft kondensiert nur, wenn es Kristallisationskeime<br />

in der Luft gibt. Das sind kleinste Partikel in der Luft,<br />

an denen unterkühltes Wasser gefrieren kann. Gibt es davon zu<br />

wenig, kann eine Wolke nicht abregnen. Der Durchbruch bei der<br />

Suche nach künstlichen Kristallisationskeimen kam 1946.<br />

Der amerikanische Chemie-Nobelpreisträger Irving Langmuir<br />

bemerkte damals, dass Silberjodid eine ähnliche Oberflächenstruktur<br />

aufweist wie Eis. Mit seinem Assistenten Vincent Schaefer<br />

blies er das Salz in eine Tiefkühltruhe. Tatsächlich bildeten<br />

sich kleine Wolken, aus denen Eiskörnchen herabrieselten. Da<br />

Silberjodid-Kristallisationskeime schon ab minus 2,5 Grad Celsius<br />

abwärts wirken – wesentlich früher als die normale Graupelbildung<br />

–, regnet es nicht nur mehr, sondern auch schneller.<br />

Das Ziel: Unwetter abschwächen<br />

Wenn es möglich war, durch Impfen das Abregnen von Wolken<br />

zu beschleunigen, dann schien ein Weg gefunden, wie man zum<br />

Beispiel einem Hurrikan den Treibstoff entziehen kann. Denn für<br />

die Zerstörungskraft eines Hurrikans ist die Menge der Feuchtigkeit<br />

in der Luft entscheidend. In Deutschland und Österreich<br />

wird das Wolkenimpfen dagegen praktiziert, um Hagelschäden<br />

zu verhindern. In einigen Regionen Baden-Württembergs und<br />

Bayerns steigen vor nahenden Unwettern so genannte Hagelflieger<br />

auf und blasen Silberjodid in Gewitterwolken, damit diese<br />

ausregnen, bevor die Hagelkörner weiter wachsen.<br />

Die Hypothese ist, dass sich in folge des erhöhten Angebots<br />

von Silberjodidpartikeln, die als Eiskeime wirken, nur noch viele<br />

kleine (statt wenige große) Hagelkörner bilden, die auf dem<br />

Es gibt heute in 30 Ländern zivile Programme zur Wettermodifikation ••• Im Juli 2005 begannen spanische und<br />

israelische Forscher, an der Mittelmeerküste eine »Regenfabrik« zu bauen ••• Nach amtlichen Angaben werden<br />

OB REGEN, SCHNEE ODER HAGEL – ES IST IMMER DIE FEUCH-<br />

DIE FEUCHTIGKEIT IN DER LUFT TIGKEIT IN DER LUFT, DIE IN VERSCHIEDENEN AGGREGATS-<br />

FORMEN ZUR ERDE KOMMT, IMMER HÄUFIGER WÄHREND STARKER UNWETTER. SCHÖN WÄRE ES, IN DAS WETTER EINGREIFEN ZU<br />

KÖNNEN, UM VERHEERENDE UNWETTER FRÜHZEITIG ZU VERHINDERN. IN DER THEORIE UND IN MODELLVERSUCHEN FUNKTIONIERT<br />

DIES ZUM BEISPIEL BEIM ABREGNEN VON WOLKEN – DIE ÜBERPRÜFUNG IN DER PRAXIS GESTALTET SICH ALLERDINGS SCHWIERIG.<br />

Weg zum Boden vollständig aufschmelzen und somit lediglich<br />

als große Regentropfen niedergehen. Sollten die kleinen Hagelkörner<br />

nicht oder nur unvollständig aufschmelzen, ist ihre<br />

Schadenwirkung immer noch stark reduziert im Vergleich zu der<br />

großer Hagelkörner, die in der Regel kaum schmelzen.<br />

Wissenschaftliche Begleitstudie<br />

Was in der Theorie und im Modell funktioniert, ist wissenschaftlich<br />

bis heute höchst umstritten. Trotz vieler Bemühungen ist bis<br />

jetzt nicht eindeutig geklärt, ob die Methode des Wolkenimpfens<br />

tatsächlich auch in der Praxis wirksam ist. Im Grunde dreht<br />

sich alles um die Frage, ob für das gewaltige Kraftwerk eines Unwetters,<br />

die eingebrachten Silberjodidmengen ein unbedeutender<br />

Tropfen auf den heißen Stein sind, oder ob sie Wirkung<br />

haben. Eine Frage, die nicht nur für die Wissenschaft, sondern<br />

auch für die Versicherungen interessant ist.<br />

Die Stiftung Umwelt und Schadenvorsorge der <strong>SV</strong> Gebäudeversicherung<br />

unterstützt deshalb eine wissenschaftliche Begleitstudie<br />

zu den Hagelfliegern im Rems-Murr-Kreis, die helfen soll,<br />

diese Frage zu beantworten: Die Federführung der Studie hat<br />

Prof. Dr. Klaus Dieter Beheng, Institut für Meteorologie und<br />

Klimaforschung, Universität Karlsruhe (TH)/Forschungszentrum<br />

Karlsruhe. In den Jahren 2007 bis 2012 begleitet er die Einsätze<br />

der Hagelflieger. Hinweise auf eine Wirkung der Hagelabwehr<br />

sollen dabei dadurch abgeleitet werden, dass Radardaten von<br />

Wolken, die geimpft wurden, mit denen verglichen und bewertet<br />

werden, die von unbeeinflussten Wolken stammen, sowie durch<br />

numerische Simulationen von starken Gewittern, wobei der<br />

Impfprozess und seine Wirkung zum einen berücksichtigt und<br />

zum anderen nicht berücksichtigt werden.<br />

Für die numerischen Berechnungen wird als Handwerkszeug ein<br />

Rechenmodell eingesetzt, mit dem sich die Entwicklung schwerer<br />

Gewitter simulieren lässt. Als Ergebnis erhofft man sich eine<br />

klare Tendenz, was die Wirksamkeit der Hagelflieger angeht.

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