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SV SPARKASSENVERSICHERUNG ELEMENTAR. VERSICHERT ...

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66 250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

ERDBEBENGEFAHR IN DEUTSCHLAND<br />

Deutschland unter Druck – Beben auf der Kontinentalplatte<br />

»DAS ZITTERN DES BODENS, WEITERGEGEBEN DURCH WÄNDE UND HÄUSER, KRIECHT DURCH ALLE<br />

NERVEN DURCH HIRN UND HERZ UND SCHAFFT UNRUHE UND BANGIGKEIT, WIE WIR SIE SONST<br />

NICHT KENNEN«, FASSTE DAS STUTTGARTER »NEUE TAGBLATT« DIE EREIGNISSE VOM 16. NOVEMBER<br />

1911 ZUSAMMEN. EIN ERDBEBEN HATTE AM SPÄTEN ABEND DIE GEGEND UM ALBSTADT ERSCHÜT-<br />

TERT, TAUSENDE MENSCHEN FLÜCHTETEN AUS ANGST INS FREIE.<br />

Wissenschaftler vermuten, dass das Beben von Albstadt eine Magnitude zwischen 5,6 und 6,1 auf<br />

der Richter-Skala besaß. Erdbeben dieser Stärke sind in Mitteleuropa selten zu erwarten. Doch wie<br />

ist es überhaupt möglich, dass in Deutschland die Erde bebt? Erdbebenkatastrophen kennt man<br />

in Deutschland nur aus dem Fernsehen. Im Gegensatz zu Italien, Griechenland oder der Türkei liegt<br />

es inmitten der stabilen eurasischen Platte und weit von Kontinentalplattenrändern entfernt, an<br />

denen es zu großen Erdbeben kommen kann. Zwar registrieren deutschlandweit installierte Seismographen<br />

rund um die Uhr Beben, doch nur wenige werden auch von Menschen wahrgenommen.<br />

Die so genannten Intraplattenbeben entstehen in einer Tiefe von fünf bis 30 Kilometern, und besitzen<br />

selten eine Magnitude von 6 oder 7. Man nimmt an, dass sie eine Folge des Zusammenstoßes<br />

von der eurasischen mit der afrikanischen Kontinentalplatte sind. Dieser Prozess führt seit Jahrmillionen<br />

zum Auffalten der Alpen. Spannungen, die an den Plattengrenzen entstehen, übertragen<br />

sich auf den gesamten Plattenkörper: Deutschland steht unter Druck. Geologische Schwächezonen,<br />

wie alte Brüche und Plattenrandzonen, die sich bis in das Gebiet Deutschlands verschoben<br />

haben, geben diesem Druck wie Sollbruchstellen nach. Die Erde bebt dann auch bei uns.<br />

Die seismischen Aktivitäten in Deutschland konzentrieren sich auf fünf Gebiete, zu denen auch die<br />

Kölner Bucht und das sächsische Vogtland gehören. Seit dem starken Erdbeben im Jahr 1911 gilt<br />

die baden-württembergische Zollernalb als das aktivste Erdbebengebiet im Nordalpenraum. In<br />

den vergangenen 100 Jahren ereigneten sich hier allein drei Beben mit einer Magnitude von über<br />

5,5 auf der Richter-Skala, die von hunderten Nachbeben begleitet wurden. Dazu kommt eine Vielzahl<br />

schwächerer Erdstöße. Das Gebiet liegt auf der Süddeutschen Großscholle, die von vielen<br />

von Südost nach Nordwest verlaufenden Bruchzonen und Verwerfungen durchzogen ist. Lange<br />

glaubte man, dass der geologisch inaktive Zollerngraben sich reaktiviert habe und die Beben um<br />

Albstadt verursachte. Heute ist bekannt, dass eine neu entstandene Schwächezone, die so genannte<br />

Schwäbische Erdbebenlinie, die Erdstöße auslöst.<br />

Der Oberrheingraben, der sich entlang dem Rhein über 300 Kilometer von der Schweizer Grenze<br />

bis zum hessischen Taunus-Gebirge zieht, ist ebenfalls ein Risikogebiet. Hier driftet der Schwarzwald<br />

langsam nach Norden, während die französischen Vogesen sich nach Süden bewegen. Dazwischen<br />

senkt sich seit Millionen Jahren der Oberrheingraben ab. Diese Prozesse verursachen<br />

vor allem im südlichen Teil rund um Freiburg zahlreiche kleinere Erdbeben. Auch im Osten Thüringens<br />

rund um die Stadt Gera bebt die Erde immer wieder, da die Gegend in der Nähe einer Störungszone<br />

– dem Egergraben – liegt. So ereignete sich im Jahr 1872 ein Beben der Magnitude 5,5.<br />

Trotz der vergleichsweise geringen seismischen Aktivität sollte das Risiko für immense Schäden<br />

nicht unterschätzt werden. Vor allem in Baden-Württemberg und Hessen liegen Siedlungsgebiete,<br />

Industrieanlagen und Kraftwerke dicht beieinander. Sie könnten trotz strenger Bauvorschriften<br />

Sicherheitsrisiken bergen. Auch wenn die Auswirkung von Beben sich auf kleine Flächen von wenigen<br />

Quadratkilometern konzentriert, könnten die Schäden hunderte Millionen Euro erreichen.<br />

1911<br />

1872

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