Komplette Ausgabe 2010 - synpannier
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Stefan Jarolimek _ Freiwillige Selbstkontrolle muss sich verändern – und tut es auch<br />
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Ergebnisse (Akteure)<br />
Die Akteurskonstellationen innerhalb der untersuchten Organisationen sind schwer<br />
zu erfassen, da im Falle der USK und der FSF die Zahl der ehrenamtlichen Prüfer die<br />
Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter der Geschäftsstelle bei weitem übersteigt. Mit<br />
Blick auf den Bildungshintergrund der Mitarbeiter sind es bei USK und FSF eher pädagogisch<br />
oder auch kommunikationswissenschaftlich geprägte Mitarbeiter. So ist<br />
Joachim von Gottberg ausgebildeter Pädagoge, Felix Falk Absolvent des Berliner<br />
Publizistikstudiengangs.<br />
Im Gegensatz dazu bilden bei der FSM vor allem Juristen das Gros der Mitarbeiter. Das<br />
liegt vor allem darin begründet, dass die in der Beschwerdestelle beschäftigten Prüfer<br />
tendenziell häufiger auf strafrechtlich relevante Inhalte stoßen, die es juristisch einzuschätzen<br />
gilt. Das medienpädagogische Engagement ist durch die Personalstruktur der<br />
FSM ebenso schwer zu klären, da z. B. die Mitarbeiterinnen des Projekts »FragFinn«, die<br />
eine Whitelist kinderfreundlicher Seiten erstellen, zunächst der FSM angegliedert waren.<br />
Somit gab es dort vier medienpädagogischen Stellen. Mit der Vereinsgründung von<br />
»FragFinn« verblieb davon noch eine bei der FSM.<br />
Strategien der Jugendmedienschützer<br />
Über die Betrachtung der Entwicklung und die Feststellung des Status Quo hinaus stellt<br />
sich in diesem Gesamtzusammenhang zudem die Frage, welche Lösungsvorschläge und<br />
Strategien die untersuchten Organisationen besitzen. Entwicklungen von Konvergenz<br />
und Digitalisierung schlagen sich in Problemen der Abgrenzung und Zuordnung nieder<br />
und stellen damit auch die Frage nach einer technischen oder einer inhaltlichen Grenzziehung.<br />
In diesem Zusammenhang war zum Beispiel lange Zeit offen, wer für Online-<br />
Journalismus zuständig sein sollte. In der Debatte wurden Presserat und FSM genannt<br />
(vgl. Neuberger 2005: 502f.). Seit Januar 2009 übernimmt diese Aufgabe der Presserat.<br />
Die Online-Auftritte der Zeitungen sind heute jedoch komplette Internetportale, die<br />
über die üblichen redaktionellen Inhalte hinaus jugendmedienschutzrelevante Inhalte<br />
bereitstellen, die auf Basis des Pressekodexes nicht zu entscheiden sind. Ein ähnliches<br />
Abgrenzungsproblem, zudem mit unterschiedlicher Gesetzesgrundlage, stellen Online-<br />
Spiele dar. Die offene Frage steht im Raum, ob hierfür die USK mit der inhaltlichen<br />
Kompetenz oder die FSM als technische Abgrenzung der Selbstkontrolle zuständig sein<br />
wird, bzw. ob die USK entsprechend §19 JMStV als Selbstkontrolle für Unterhaltungsoftware<br />
im Internet durch die KJM anerkannt wird, oder dieser Bereich der FSM vorbehalten<br />
bleibt. Von Interesse ist insofern, welche Lösungsansätze oder auch internationale<br />
Vorbilder die Selbstkontrollen selbst sehen und welche Strategien sich daraus ableiten<br />
lassen.<br />
Die USK verfolgt momentan eine eher abwartende Haltung, und unterstreicht ihre inhaltliche<br />
Kompetenz in der Spieleprüfung. Die Befragten bei der USK lehnen das Prozedere<br />
des Self-Labeling, also der Selbstklassifizierung der Inhalte durch die Unternehmen<br />
mittels eines Fragebogens, ab und können sich nicht vorstellen, wie dieses System funktionieren<br />
soll. Die USK hält somit am Status Quo fest, und es wird sich erst noch zeigen,<br />
welche Akzente der neue Geschäftsführer setzen können wird.<br />
Die FSM befürwortet stark Kooperation, wie sie sie mit unterschiedlichen Unternehmen<br />
bereits eingegangen ist. Mit der FSF werden Kooperationen deutlich, so etwa in