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Komplette Ausgabe 2010 - synpannier

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Inhalt Editorial Schwerpunkt Perspektiven Tagungen Rezensionen Impressum<br />

164 |<br />

sich zu idealen Normen wie einfache Gesetze zu Verfassungsnormen. Während die<br />

Fundierung von Idealnormen als Arbeitsaufgabe der Philosophie zugeschrieben wird,<br />

werden Praxisnormen primär der Ebene des Rechts, der Politik und der unternehmerischen<br />

Praxis zugeordnet. Die Aufgabe einer wirksamen angewandten Ethik für die Praxis<br />

besteht nunmehr darin, dass ideale Normen im Verständnis von ›Durchführungsregeln‹<br />

eine praktikable Angleichung an faktische Verhältnisse erfahren, um eine Vermittlungsfunktion<br />

zwischen der abstrakten idealen Ethik einerseits mit den anthropologischen<br />

und psychologischen Realitäten anderer seits zu bewerkstelligen. Oft sind anspruchsvolle<br />

ethische Prinzipien zu rigoros, um eine Chance zur Durch setzung in der Praxis zu haben.<br />

Darüber hinaus weichen sie oftmals zu gravierend von den gängigen Gegebenheiten und<br />

Konventionen der Lebenspraxis ab, um die Akteure zur Durchfüh rung entspre chender<br />

Prinzipien zu motivieren. Inso fern sind die Durchsetzungsbedin gungen idealer Normen<br />

ein wesentlicher Maßstab für die Wirksamkeit ent sprechender Leitli nien. Die zentrale<br />

Aufgabe einer tragfähigen ange wandten Moralkon zeption liegt darin, einen Kompromiss<br />

zu finden zwi schen der legitimen Anpassung an die fakti schen Gege benheiten, ohne sich<br />

jedoch zu stark an opportunistischen Gepflogen heiten in der Praxis zu ori entieren. Die<br />

ange wandte Ethik sollte dazu beitragen, dass ideale Normen eine prakti kable Angleichung<br />

an die faktischen Ver hältnisse erfahren, um Kompro misse zu finden, bei denen<br />

ideale Leit bilder zwar nicht aufgegeben wer den, jedoch soweit operationalisierbar gestaltet<br />

werden können, dass sie als Hand lungsoptionen in der Praxis Entscheidungshilfen bei<br />

der ethischen Urteilsbildung bieten können (Schicha 2006).<br />

Nach diesen grundlegenden Anmerkungen zur Angewandten Ethik richtet sich der<br />

Blick nun auf Konzeptionen zur Verantwortungsethik. Hierbei wird zunächst auf den<br />

Entwurf einer Verantwortungsethik von Hans Jonas eingegangen, bevor konkrete Zuschreibungen<br />

sowie die Reichweiten und Grenzen der Verantwortung angesprochen werden.<br />

Abschließend werden bereits vorliegenden Bezugsebenen der Verantwortung aus der<br />

medienethischen Debatte skizziert, die Anknüpfungspunkte für die wirtschaftsethische<br />

Diskussion bilden können.<br />

Systematisierung und Übersicht<br />

über den weitergehenden Forschungsstand zur Verantwortungsethik<br />

»Nötig ist also die Feststellung, wer denn Verantwortung zu übernehmen hat, wofür Verantwortung<br />

übernommen werden soll und inwiefern die dann tatsächlich übernommen wird.«<br />

(Altmeppen & Arnold <strong>2010</strong>: 342)<br />

Verantwortung als Zurechnung von Folgen, die durch menschliches Handeln bewirkt<br />

sind gilt als »ein Schlüsselbegriff in der angewandten Ethik« (Fischer 2006: 101) und<br />

stellt auch »ein Schlüsselwort der Gegenwartsethik« (Karmasin 1993: 167) dar. Das Wort<br />

der Verantwortung wurde bereits ab dem 15. Jahrhundert im Kontext einer individuellen<br />

Verpflichtung gebraucht, sich vor einer gerichtlichen Instanz für eine Tat zu rechtfertigen.<br />

Die Zurechnungsfähigkeit in Bezug auf eine Übertretung von Gesetzen im Verständnis<br />

einer kausalen Urheberschaft einer Person spielt dabei eine zentrale Rolle. Ein Subjekt<br />

haftet für seine Handlungen. Dies ist deshalb relevant, da es über die Möglichkeit verfügt,<br />

autonom und eigenverantwortlich zu agieren und über entsprechende Handlungsalternativen<br />

zu verfügen (Funiok 2007).

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