Komplette Ausgabe 2010 - synpannier
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Nina Köberer _ »Journalismus für lau«<br />
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er als Instanz der Freiwilligen Selbstkontrolle jedoch<br />
über keine rechtskräftige Sanktionierungsbefugnis. Die<br />
schärfste Sanktion, die bei einem Verstoß gegen den<br />
Pressekodex vom Presserat verhängt werden kann, ist<br />
die öffentliche Rüge. Gerade bei Gratisformaten finden<br />
sich vermehrt Verstöße gegen den Trennungsgrundsatz<br />
des Deutschen Presserats. So nehmen es beispielsweise<br />
die Gratismagazine Unicum und Audimax, die an Hochschulen<br />
ausliegen, nicht allzu genau mit dem Trennungsgrundsatz<br />
und kennzeichnen nicht alle ihre Werbeinhalte<br />
klar als Werbung (vgl. Hutter <strong>2010</strong>).<br />
In diesem Beitrag sollen, unter Rückbezug auf eine<br />
medienethische Evaluation der kostenlos erscheinenden<br />
Jugendzeitung yaez, die Möglichkeiten und Grenzen für<br />
eine ethisch vertretbare Gestaltung von Werbeinhalten<br />
für die jugendliche Zielgruppe dargelegt werden. Konkret<br />
geht es um die Frage, welche normativen Kriterien<br />
für die Gestaltung von Advertorials sinnvollerweise aufgestellt<br />
werden können. Als Gratisformat finanziert sich<br />
yaez ausschließlich über Werbeeinnahmen und in diesem<br />
Zusammenhang ist zunächst wichtig zu beleuchten, welche<br />
Rolle die Jugendlichen als Zielgruppe von Werbung<br />
spielen. Dabei geht es nicht nur um ökonomische Aspekte<br />
wie Kaufkraft und Markenbindung, sondern auch<br />
um kulturelle/soziale Aspekte und in diesem Kontext um<br />
den Aspekt der medialen Identitätsarbeit im Jugendalter.<br />
Kinder und Jugendliche als Zielgruppe von Werbung<br />
In der Werbebranche hält der Marketingtrend an, zielgruppenorientierte<br />
Werbung zu schalten. Speziell Kinder<br />
und Jugendliche stellen einen wichtigen Marktfaktor als<br />
Zielgruppe von Werbung dar, da sie das Konsumverhalten<br />
der Familie beeinflussen, selbst über finanzielle Kaufkraft<br />
verfügen und die Kunden von morgen darstellen.<br />
Die Werbenden wissen, dass sich das Markenbewusstsein<br />
bereits in jungen Jahren heraus bildet. So zeigen die<br />
Ergebnisse der achten Studie BRAVO Faktor Jugend, dass<br />
»die meisten Markenbeziehungen in der Zeit zwischen<br />
dem 12. und 17. Lebensjahr entstehen: Davor hat man für<br />
diese Produkte noch keine Verwendung, danach nimmt<br />
man die Marken weiter, die sich bis dahin bewährt haben«<br />
(Bauer Media 2005, 20). Die Markentreue der Jugendlichen<br />
beruht vor allem auf den damit gemachten,<br />
positiven Erfahrungen und der emotionalen Bindung.<br />
In der Jugendzeit, der Phase des Umbruchs, ist das<br />
Bedürfnis nach Orientierung besonders ausgeprägt. Marken<br />
können dabei helfen, den eigenen Stil zu finden und<br />
gleichzeitig ermöglichen sie Zugehörigkeit innerhalb der<br />
Peergroup. Aus ökonomischer Perspektive ist es sinnvoll,<br />
in die jungen Kunden zu investieren, denn es ist »bedeutend<br />
einfacher (und kostengünstiger!), einen Erstverwender<br />
zu gewinnen als den überzeugten Verwender eines<br />
Wettbewerbers umzuerziehen« (ebd., 53).<br />
Inzwischen ist es gängig, dass Verlage explizit Studien<br />
durchführen, um mit Blick auf potentielle Werbekunden<br />
zu erheben, welche Werbemaßnahmen für Kinder- und<br />
Jugendprodukte am sinnvollsten anzuwenden sind. So<br />
wirbt beispielsweise auch der Egmont Ehapa Verlag in seinen<br />
Mediadaten 2009 mit dem Slogan »Kompetenz im<br />
jungen Markt: Bei uns erfahren Sie alles über die Zielgruppe<br />
und die Werbewirksamkeit ihrer Anzeigen« und<br />
verweist auf die seit 1993 durchgeführte KidsVerbraucher-<br />
Analyse, bei der 6- bis 13Jährige jedes Jahr ausführlich<br />
Auskunft über ihr Medien- und Konsumverhalten geben.<br />
Dabei gewinnt die mediale Verknüpfung von Fernsehen,<br />
Internet und Printmedien beim Etablieren eines<br />
in sich geschlossenen Erlebnismarketings an Bedeutung,<br />
welches »die Regeln der Rücksichtnahme auf die Unerfahrenheit<br />
junger Konsumentinnen und Konsumenten<br />
vielfach außer Acht lässt« (von Römer/Steffensen<br />
2008, 61). Kinder und Jugendliche sind aufgrund der<br />
asymmetrischen Kommunikationsstruktur in besonderem<br />
Maße abhängig von der Auswahl und der Darstellung<br />
der Werbeinhalte, sowie der Glaubwürdigkeit der<br />
Quellen und der Transparenz der Kommunikationsformen.<br />
Aus diesem Grund ist zu klären, an welchen normativen<br />
Kriterien sich die zielgruppenattraktive Gestaltung<br />
von Werbeinhalten orientieren soll und wie Kindern und<br />
Jugendlichen medienethisch relevante Kompetenzen vermittelt<br />
werden können.<br />
Ergebnisse einer empirischen Studie: Werbung in yaez<br />
Die hier vorzustellende Untersuchung greift das Spannungsverhältnis<br />
von ökonomischen Interessen und der<br />
Umsetzung normativer Leitlinien auf und nimmt neben<br />
der Produzentenseite auch die Ebene der Rezipienten in<br />
den Blick.<br />
Es wird ein trianguliertes Forschungsdesign vorgestellt,<br />
das neben quantitativen und qualitativen Inhaltsanalysen<br />
des Mediums selbst auf eine Befragung der Macher