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Komplette Ausgabe 2010 - synpannier

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Nina Köberer _ »Journalismus für lau«<br />

55 |<br />

er als Instanz der Freiwilligen Selbstkontrolle jedoch<br />

über keine rechtskräftige Sanktionierungsbefugnis. Die<br />

schärfste Sanktion, die bei einem Verstoß gegen den<br />

Pressekodex vom Presserat verhängt werden kann, ist<br />

die öffentliche Rüge. Gerade bei Gratisformaten finden<br />

sich vermehrt Verstöße gegen den Trennungsgrundsatz<br />

des Deutschen Presserats. So nehmen es beispielsweise<br />

die Gratismagazine Unicum und Audimax, die an Hochschulen<br />

ausliegen, nicht allzu genau mit dem Trennungsgrundsatz<br />

und kennzeichnen nicht alle ihre Werbeinhalte<br />

klar als Werbung (vgl. Hutter <strong>2010</strong>).<br />

In diesem Beitrag sollen, unter Rückbezug auf eine<br />

medienethische Evaluation der kostenlos erscheinenden<br />

Jugendzeitung yaez, die Möglichkeiten und Grenzen für<br />

eine ethisch vertretbare Gestaltung von Werbeinhalten<br />

für die jugendliche Zielgruppe dargelegt werden. Konkret<br />

geht es um die Frage, welche normativen Kriterien<br />

für die Gestaltung von Advertorials sinnvollerweise aufgestellt<br />

werden können. Als Gratisformat finanziert sich<br />

yaez ausschließlich über Werbeeinnahmen und in diesem<br />

Zusammenhang ist zunächst wichtig zu beleuchten, welche<br />

Rolle die Jugendlichen als Zielgruppe von Werbung<br />

spielen. Dabei geht es nicht nur um ökonomische Aspekte<br />

wie Kaufkraft und Markenbindung, sondern auch<br />

um kulturelle/soziale Aspekte und in diesem Kontext um<br />

den Aspekt der medialen Identitätsarbeit im Jugendalter.<br />

Kinder und Jugendliche als Zielgruppe von Werbung<br />

In der Werbebranche hält der Marketingtrend an, zielgruppenorientierte<br />

Werbung zu schalten. Speziell Kinder<br />

und Jugendliche stellen einen wichtigen Marktfaktor als<br />

Zielgruppe von Werbung dar, da sie das Konsumverhalten<br />

der Familie beeinflussen, selbst über finanzielle Kaufkraft<br />

verfügen und die Kunden von morgen darstellen.<br />

Die Werbenden wissen, dass sich das Markenbewusstsein<br />

bereits in jungen Jahren heraus bildet. So zeigen die<br />

Ergebnisse der achten Studie BRAVO Faktor Jugend, dass<br />

»die meisten Markenbeziehungen in der Zeit zwischen<br />

dem 12. und 17. Lebensjahr entstehen: Davor hat man für<br />

diese Produkte noch keine Verwendung, danach nimmt<br />

man die Marken weiter, die sich bis dahin bewährt haben«<br />

(Bauer Media 2005, 20). Die Markentreue der Jugendlichen<br />

beruht vor allem auf den damit gemachten,<br />

positiven Erfahrungen und der emotionalen Bindung.<br />

In der Jugendzeit, der Phase des Umbruchs, ist das<br />

Bedürfnis nach Orientierung besonders ausgeprägt. Marken<br />

können dabei helfen, den eigenen Stil zu finden und<br />

gleichzeitig ermöglichen sie Zugehörigkeit innerhalb der<br />

Peergroup. Aus ökonomischer Perspektive ist es sinnvoll,<br />

in die jungen Kunden zu investieren, denn es ist »bedeutend<br />

einfacher (und kostengünstiger!), einen Erstverwender<br />

zu gewinnen als den überzeugten Verwender eines<br />

Wettbewerbers umzuerziehen« (ebd., 53).<br />

Inzwischen ist es gängig, dass Verlage explizit Studien<br />

durchführen, um mit Blick auf potentielle Werbekunden<br />

zu erheben, welche Werbemaßnahmen für Kinder- und<br />

Jugendprodukte am sinnvollsten anzuwenden sind. So<br />

wirbt beispielsweise auch der Egmont Ehapa Verlag in seinen<br />

Mediadaten 2009 mit dem Slogan »Kompetenz im<br />

jungen Markt: Bei uns erfahren Sie alles über die Zielgruppe<br />

und die Werbewirksamkeit ihrer Anzeigen« und<br />

verweist auf die seit 1993 durchgeführte KidsVerbraucher-<br />

Analyse, bei der 6- bis 13Jährige jedes Jahr ausführlich<br />

Auskunft über ihr Medien- und Konsumverhalten geben.<br />

Dabei gewinnt die mediale Verknüpfung von Fernsehen,<br />

Internet und Printmedien beim Etablieren eines<br />

in sich geschlossenen Erlebnismarketings an Bedeutung,<br />

welches »die Regeln der Rücksichtnahme auf die Unerfahrenheit<br />

junger Konsumentinnen und Konsumenten<br />

vielfach außer Acht lässt« (von Römer/Steffensen<br />

2008, 61). Kinder und Jugendliche sind aufgrund der<br />

asymmetrischen Kommunikationsstruktur in besonderem<br />

Maße abhängig von der Auswahl und der Darstellung<br />

der Werbeinhalte, sowie der Glaubwürdigkeit der<br />

Quellen und der Transparenz der Kommunikationsformen.<br />

Aus diesem Grund ist zu klären, an welchen normativen<br />

Kriterien sich die zielgruppenattraktive Gestaltung<br />

von Werbeinhalten orientieren soll und wie Kindern und<br />

Jugendlichen medienethisch relevante Kompetenzen vermittelt<br />

werden können.<br />

Ergebnisse einer empirischen Studie: Werbung in yaez<br />

Die hier vorzustellende Untersuchung greift das Spannungsverhältnis<br />

von ökonomischen Interessen und der<br />

Umsetzung normativer Leitlinien auf und nimmt neben<br />

der Produzentenseite auch die Ebene der Rezipienten in<br />

den Blick.<br />

Es wird ein trianguliertes Forschungsdesign vorgestellt,<br />

das neben quantitativen und qualitativen Inhaltsanalysen<br />

des Mediums selbst auf eine Befragung der Macher

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