AUTOStraßenverkehr Heft 07-2013

SEITLICHE LUFTEINLÄSSE Dass er ein Mittelmotor-Sportler
ist, zeigt der Cayman deutlich
KOFFERRAUM VORN Immerhin 150 Liter
Volumen stehen unter der Fronthaube bereit
PORSCHE
In seiner zweiten Generation verkörpert der
PORSCHE CAYMAN S die Marken-Tugenden
besser denn je. Mehr noch als der 911 Carrera
ist der Zweisitzer scharf auf Kurven.
Was macht einen echten
Sportwagen aus –
Image etwa? Sicher nicht, sondern
ausschließlich innere
Werte. Von denen besitzt
schon der bisherige Porsche
Cayman mehr als genug, ist
ein Sportwagen reinsten Wassers.
Wenn nicht das Image
als Baby-Porsche wäre. Doch
keine Sorge: Damit räumt Generation
zwei endgültig auf.
Sie ist noch sehniger, sensibler
und stimulierender als die erste.
Und obwohl die Lenkung
jetzt elektrisch unterstützt
wird, liefert der Cayman noch
die gleiche Rückmeldung wie
früher. Dabei hilft auch die tiefe
Sitzposition und die steife Karosserie.
Das nimmt dem Auskosten
des Potenzials jede
Furcht – was nicht für jeden
Sportwagen gilt.
Am Limit bewegt hat der Porsche
selbst bei abgeschalteter
Fahrdynamik-Kontrolle nicht
die Tendenz, sich abrupt eindrehen
zu wollen. Stattdessen
vollzieht sich der Übergang
von der Haft- in die Gleitreibung
weich. Damit ist der Cayman
einer der wenigen Mittelmotor-Sportler,
der sich stabil
im Drift halten lässt.
Für den Galopp über die Landstraße
ist die elektronische
Dämpfer-Verstellung (PASM,
1428 Euro) ein hilfreiches Extra.
Nicht nur, dass der Aufbau
des Cayman damit zehn Millimeter
tiefer über dem Asphalt
kauert, er federt in der Stellung
Normal auch Bodenwellen
sauberer aus. Dann ist eine nur
dezent straffe Dämpfer-Abstimmung
vorgewählt.
Wer auf der Rennstrecke Zehntel
jagen will, muss ESP nie
abschalten. In Stellung Sport
Plus lässt die Abstimmung je-
den fahrerischen Freiraum
bis zum angedeuteten Drift –
und bremst notfalls hart, aber
kurz. Lähmende Leistungs-
Beschneidung am Kurvenausgang
gibt es nicht.
Beim Beschleunigen hilft dem
Neuen das optionale Doppelkupplungsgetriebe
(PDK, 2826
Euro). Die Schaltzeiten sind
so kurz, dass sie kaum mehr
zu spüren sind. Zudem bietet
es die Segelfunktion, die beim
Spritsparen hilft, indem das
Getriebe auskuppelt, sobald
man vom Gas geht.
Im Cayman S verliert der 3,4-
Liter-Boxer aus dem großen
Bruder Carrera ein wenig Respekt-Leistung,
stimmt den
sägenden Soundtrack der Luftkühl-Ära
aber besser an. Er
trompetet einen hellen Tenor,
und fast meint man, das Singen
eines fiktiven Lüfterrades
zu hören.
Das alles macht den Cayman S
zu einem Sportwagen, der die
traditionellen Porsche-Werte
wie kaum ein zweiter hoch-
leben lässt. Zumal die Kraftstoffkosten
angesichts des
Leistungsangebotes im Rahmen
bleiben – dank Umstellung
auf Direkteinspritzung
wurde der Cayman S im Vergleich
zum Vorgänger rund
einen Liter auf 100 Kilometer
sparsamer, nimmt im Normzyklus
bescheidene acht Liter.
Für Interessenten, die angesichts
des hohen Grundpreises
von 64 118 Euro tief Luft holen
müssen, gibt es eine Alternative
für 51 385 Euro: die handgeschaltete
Basisversion
des Cayman. Die haben wir
ebenfalls gefahren und schnell
festgestellt: Auch sie ist ein
waschechter Sportwagen.
Marcus Peters
WARTUNGSZUGANG
Öl und Kühlwasser lassen
sich vom hinteren Kofferraum
aus nachfüllen
DATEN
PORSCHE CAYMAN S PDK
Preis
ANTRIEB
66 944 Euro
Sechszylinder-Boxer -Benzinmotor ,
Mitte längs , vier Ventile pro Zylinder ,
DI, Steuerkette
Hubraum 3436 cm3 Leistung 239 kW /325 PS
bei Drehzahl 7400 U/min
max. Drehmoment 370 Nm
bei Drehzahl 4500 U/min
Hinterradantrieb , Siebengang-
Doppelkupplungsgetriebe
KAROSSERIE
Länge 4380 mm
Breite 1801 mm
Höhe 1295 mm
Radstand 2475 mm
Tankinhalt 64 Liter
Kofferraum v./h. 150/275 Liter
Leergewicht 1425 kg
Zuladung
Anhängelast
270 kg
ungebremst/gebr.
Serienbereifung
–/ –
vorn 235/40 R 19 Y
hinten 265/40 R 19 Y
FAHRLEISTUNGEN
0–100 km/h 4,9 s
Spitze 281 km/h
Normverbrauch 8,0 Liter SP
CO2-Ausstoß 188 g/km
FAZIT Schluss
mit der
Baby-Porsche-Verballhornung:
Der Cayman S ist ein
waschechter Sportwagen –
sogar für Gusseiserne.
Fotos: Hans-Dieter Seufert
33