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Fotos: Dino Eisele<br />
REPORTAGE<br />
Alles nach Plan<br />
Wäre schön,<br />
wenn es im Linienverkehr<br />
mit<br />
dem Bus immer<br />
so liefe. Tut es<br />
aber nicht. Gut,<br />
dass die Fahrer,<br />
die beim StuttgarterVerkehrsbetrieb<br />
SSB ihren<br />
BUSFÜHRER-<br />
SCHEIN machen,<br />
auf alle Eventualitätenvorbereitet<br />
werden.<br />
BUSFÜHRERSCHEIN<br />
Das Schild klebt nicht umsonst<br />
über dem Kopf des<br />
Fahrers. Und Markus<br />
Modlmeir weiß<br />
auswendig, was<br />
darauf steht:<br />
„Bitte während<br />
der Fahrt nicht<br />
mit dem Fahrer<br />
sprechen.“ Aber<br />
Modlmeir hält sich<br />
trotzdem nicht dran. Er spricht<br />
schon die ganze Zeit mit<br />
dem Fahrer. Er darf das. Denn<br />
eigentlich ist der Fahrer noch<br />
kein Fahrer, er ist Fahrschüler<br />
und Markus Modlmeir sein<br />
Lehrer.<br />
„Klar, was da vorne Sache<br />
ist?“, fragt er. „Ja“, kommt es<br />
vom Mann am Steuer, „die<br />
Klappe rechts.“ Die Klappe<br />
rechts gehört zu einem Fiat<br />
Panda. Sie steht offen und<br />
ragt so weit in die Fahrbahn<br />
rein, dass es<br />
schwer ist, sie nicht zu<br />
übersehen. Also leicht,<br />
sie abzumähen. Blinker<br />
links, ein Stück<br />
rüberziehen. Was macht<br />
der Gegenverkehr, drängelt<br />
hinten einer, will noch vorbei?<br />
Und: Passt das rechts an der<br />
Klappe? Es passt. Der Panda<br />
behält sein Heck, der Bus-<br />
Fahrschüler die Ruhe. Anders<br />
ginge es nicht, anders als mit<br />
der Ruhe würde kein Busfahrer<br />
im Linienverkehr auch nur eine<br />
Schicht durchstehen. Zu vielfältig<br />
die Anforderungen, zu<br />
groß der Stress, zu hoch die<br />
Konzentrationsleistung. „Nicht<br />
erschrecken“, sagt Modlmeir.<br />
Von oben kommt dem Fahrschulbus<br />
der SSB die breite<br />
Front eines roten Kieslasters<br />
entgegen. Marko Jovanovic<br />
fährt am Steuer eines Busses<br />
zum ersten Mal die Karl-Kloß-<br />
Straße hoch. Aus Stuttgarts<br />
Kessel führt eine schmale<br />
Fahrspur, enge Kehren, tiefe<br />
Böschung – nichts, was mit<br />
weniger als 100 Prozent Aufmerksamkeit<br />
zu machen ist.<br />
Das aber gilt für Busfahrer für<br />
alle Strecken und Situationen.<br />
„Gute Nerven“, sagt Modlmeir,<br />
„sind eine Grundvoraussetzung<br />
für den Job.“ Eine<br />
zweite: die gute Ausbildung.<br />
Um die kümmert sich die<br />
Stuttgarter Straßenbahnen AG<br />
auch selbst. Etwa 60 Kollegen<br />
sollen in diesem Jahr die Busfahrschule<br />
absolvieren, einige<br />
davon im Rahmen ihrer Ausbildung<br />
zur Fachkraft im Fahrbetrieb,<br />
andere als Quereinsteiger.<br />
Je nach Vorkenntnissen<br />
verlangen die gesetzlichen<br />
Vorschriften auf dem Weg zum<br />
Busführerschein zwischen<br />
22 und 90 praktische Stunden.<br />
Dazu kommt die Theorie,<br />
und zwar morgens ab 6.45<br />
Uhr. Wer mit der Uhrzeit ein<br />
Problem hat, sollte die Jobwahl<br />
nochmal überdenken.<br />
Wechselschicht, flexible<br />
Zeiten, Frühdienst ab 3.50 Uhr,<br />
Nachtbusse bis halb vier,<br />
Wochenenden.<br />
Ein Tag ohne Busverkehr?<br />
Würde die Autostadt Stuttgart<br />
garantiert schwer ins Schleudern<br />
bringen. Marko Jovanovic<br />
und seine Kollegen in der Fahr-<br />
64 AUTO 7/<strong>2013</strong> www.facebook.com/AUTOStrassenverkehr