31.07.2013 Aufrufe

AUTOStraßenverkehr Heft 07-2013

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ANSICHTSSACHE<br />

VERKEHRSFUNK<br />

RADIO GAGA<br />

A45 Wetzlar Redakteur Stefan Cerchez hört immer noch leidenschaftlich<br />

gerne Radio im Auto. Doch mit den STAUMELDUNGEN<br />

A1Köln<br />

der großen Flächensender steht er auf Kriegsfuß.<br />

Es mag hoffnungslos altmodisch<br />

klingen, aber<br />

auch in Zeiten von mp3 und<br />

mobilen Streaming-Angeboten<br />

höre ich im Auto noch gerne<br />

Radio. Keine spezialisierten<br />

Spartensender, sondern überwiegend<br />

öffentlich-rechtliche<br />

Pop- und Informationswellen<br />

– zumindest diejenigen, die<br />

sich dem Formatierungswahn<br />

zum Trotz immer noch einen<br />

Rest an akustischer Eigenständigkeit<br />

bewahrt haben und bei<br />

den Wortbeiträgen eine gewisse<br />

Qualität bieten. Mit dieser<br />

Mischung lassen sich auch<br />

mehrstündige Fahrten gut<br />

überbrücken – zumal dann,<br />

wenn sich dabei die Chance<br />

bietet, die Radiokultur jenseits<br />

des Heimatsenders kennen zu<br />

lernen.<br />

Natürlich habe auch ich meistens<br />

eine Auswahl meiner aktuellen<br />

Lieblingstitel auf USB-<br />

A66 Frankfurt<br />

A7 Kassel<br />

STEFAN CERCHEZ ärgert sich über die Flut von Verkehrsmeldungen, die bei reichweitenstarken Radiosendern regelmäßig über den Äther gehen<br />

Stick dabei, aber auf längeren<br />

Touren lässt mich die Neugier<br />

spätestens nach einer Stunde<br />

Konservenmusik wieder im<br />

UKW-Band surfen – auf der<br />

Suche nach frischen Melodien<br />

und aktuellen Nachrichten.<br />

Allerdings wird meine Leidenschaft<br />

zwei Mal pro Stunde auf<br />

eine harte Probe gestellt –<br />

nämlich dann, wenn das<br />

diensthabende Moderationspersonal<br />

die aktuellen Staumeldungen<br />

verliest. Denn<br />

das kann dauern.<br />

Während sich regionale<br />

Privatsender<br />

dank ihres kleineren<br />

Verbreitungsgebietes<br />

beim Verkehrsgeschehen<br />

meist auf<br />

einen klar definierten<br />

Ballungsraum beschränken,<br />

nehmen<br />

vor allem die großen<br />

öffentlich-rechtlichen<br />

Anstalten ihren Versorgungsauftrag<br />

sehr ernst. Sie senden<br />

nicht nur Musik und Nachrichten,<br />

sondern auch eine Flut<br />

von Verkehrsmeldungen, die<br />

weit über das ursprüngliche<br />

Kernsendegebiet hinausgehen.<br />

Der Gedanke dahinter ist klar:<br />

Der geneigte Hörer soll sich<br />

auch darüber informieren können,<br />

was ihm auf seinem<br />

nächsten oder übernächsten<br />

Streckenabschnitt blüht.<br />

Dieses im Grunde löbliche Vorhaben<br />

scheitert aber in zwei<br />

„Verkehrsmeldungen<br />

vorlesen<br />

ist von vorgestern<br />

und kostet teure<br />

Sendeminuten“<br />

nicht ganz unerheblichen<br />

Punkten: Relevanz und Aktualität.<br />

Denn während ich mich<br />

durch die Stuttgarter Feierabend-Rush-hour<br />

quäle, interessieren<br />

mich die Staus auf<br />

der A3 bei Köln ebensowenig<br />

wie die aktuelle Wartezeit vor<br />

dem Gotthard-Straßentunnel<br />

oder die schneeglatte A8 am<br />

Irschenberg. Und selbst wenn<br />

ich zufällig auf dem Weg ins<br />

Rheinland oder in die Schweiz<br />

wäre, hat sich die Situation in<br />

der Zeit, die ich für die Anfahrt<br />

brauche, unter Garantie<br />

schon wieder ver-<br />

ändert.<br />

Zugegeben: Die Sender<br />

bemühen sich<br />

redlich, indem sie<br />

versuchen, ihre Daten<br />

möglichst häufig zu<br />

aktualisieren und mit<br />

zusätzlichen Informationen<br />

wie Warte-<br />

zeiten und Umleitungsempfehlungen<br />

anzureichern. Trotzdem<br />

müssen sich Radiofans täglich<br />

zahllose Meldungen anhören,<br />

die rein gar nichts mit ihrer<br />

Route zu tun haben.<br />

Dabei können sich Autofahrer<br />

heute ganz gut selbst über die<br />

Verkehrslage informieren: Navigationssysteme<br />

oder Internetportale<br />

bringen die Meldungen<br />

per Knopfdruck auf<br />

den Schirm, teilweise sogar<br />

angereichert mit Echtzeitdaten,<br />

und berücksichtigen diese sofort<br />

bei der Routenplanung.<br />

Warum also noch wertvolle<br />

Sendeminuten für das überholte<br />

Verlesen von Verkehrsmeldungen<br />

mit immensen Streuverlusten<br />

vergeuden? Denn<br />

statt drei Minuten Verkehrsfunk<br />

pro Stunde bliebe Zeit für<br />

zwei Wortbeiträge – oder einen<br />

zusätzlichen Musiktitel.<br />

Stefan Cerchez<br />

34 AUTO 7/<strong>2013</strong> www.facebook.com/AUTOStrassenverkehr

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