en letterkunde: germaanse talen - E-thesis
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Die Bedeutung der Modalpartikel vielleicht in Entscheidungsfrag<strong>en</strong> ist der Bedeutung von<br />
etwa als Modalpartikel ähnlich (cfr. 2.2.1.15): Beide Modalpartikel bekomm<strong>en</strong> von Thurmair<br />
die Merkmale V (die vielleicht/etwa-Äußerung folgt auf eine unerwartete<br />
(sprachliche oder nicht-sprachliche) Handlung des Vorgängers) und S:<br />
„In Äußerung<strong>en</strong> wie (…) verdeutlicht der Sprecher durch d<strong>en</strong> Einsatz der<br />
Modalpartikel vielleicht seine Antworterwartung: bei positiv<strong>en</strong> Frag<strong>en</strong> erwartet der<br />
Sprecher eine negative Antwort, bei negativ<strong>en</strong> dem<strong>en</strong>tsprech<strong>en</strong>d eine positive Antwort<br />
(…); die Gültigkeit der Proposition des Fragesatzes ist also für d<strong>en</strong> Sprecher<br />
unerwünscht“ (Thurmair, 1989 – S. 194)<br />
Das Merkmal S ist fakultativ bei vielleicht in Entscheidungsfrag<strong>en</strong>, aber<br />
trifft in d<strong>en</strong> meist<strong>en</strong> Fäll<strong>en</strong> wohl zu (Thurmair, 1989 – S. 195). Ein<strong>en</strong> wirklich<strong>en</strong><br />
Bedeutungsunterschied zwisch<strong>en</strong> d<strong>en</strong> Modalpartikeln vielleicht und etwa gibt es nach<br />
Thurmair nicht. Doch sei die negative T<strong>en</strong>d<strong>en</strong>z in Frag<strong>en</strong> mit etwa stärker als in Frag<strong>en</strong> mit<br />
vielleicht; deshalb ist das Merkmal S bei vielleicht nur fakultativ (Thurmair,<br />
1989 – S. 195).<br />
Beispiele von vielleicht als Modalpartikel gibt es im Internetkorpus nicht. Desweg<strong>en</strong> kann die<br />
Definition Thurmairs nicht geprüft und eine Analyse mit dem Langackermodell nicht gemacht<br />
werd<strong>en</strong>.<br />
2.2.1.17 Ruhig<br />
Ruhig als Modalpartikel kommt vor in Aussagesätz<strong>en</strong> und in Imperativsätz<strong>en</strong>, die<br />
Aufforderungshandlung<strong>en</strong> sind. Die Bedeutung der Modalpartikel ruhig hängt nahe<br />
zusamm<strong>en</strong> mit der Bedeutung des Adjektivs ruhig.<br />
Indem der Sprecher die Modalpartikel ruhig verw<strong>en</strong>det, beruhigt er sein<strong>en</strong> Gesprächspartner:<br />
Der Angesproch<strong>en</strong>e zögert, zu handeln, weil er d<strong>en</strong>kt, der Sprecher könnte ein Problem damit<br />
hab<strong>en</strong>. Mit ruhig als Modalpartikel, deutet der Sprecher an, dass er nichts dageg<strong>en</strong> hat, „w<strong>en</strong>n<br />
der Angesproch<strong>en</strong>e die <strong>en</strong>tsprech<strong>en</strong>de Handlung ausführt“ (Thurmair, 1989 – S. 187).<br />
Deshalb bekommt ruhig als Modalpartikel von Thurmair das Merkmal . Zum<br />
Beispiel:<br />
A: Es ist kalt hier.<br />
B: Du kannst ruhig die Tür schließ<strong>en</strong>.<br />
B vermutet, dass A die Tür schließ<strong>en</strong> will, weil er sagt, es sei kalt. Er vermutet auch, dass A<br />
dem nicht traut, weil A d<strong>en</strong>kt, dass B nicht will, dass die Tür geschloss<strong>en</strong> wird. Mit der<br />
Modalpartikel ruhig deutet B an, dass er nichts dageg<strong>en</strong> hat, w<strong>en</strong>n A die Tür schließ<strong>en</strong> würde.<br />
B beruhigt A auf diese Weise. Desweg<strong>en</strong> trägt die Modalpartikel ruhig das Merkmal<br />
.<br />
Jero<strong>en</strong> Pollet Modalpartikeln in Internetdiskussion<strong>en</strong>: 68<br />
Eine empirische Studie mit d<strong>en</strong> Darstellungsmodell<strong>en</strong> von Thurmair und Langacker