Medikamentöse Therapie 5 - Deutsche Gesellschaft für ...
Medikamentöse Therapie 5 - Deutsche Gesellschaft für ...
Medikamentöse Therapie 5 - Deutsche Gesellschaft für ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
370<br />
z 5.5 <strong>Therapie</strong>empfehlungen zu speziellen Krankheitsbildern<br />
5.5.11 Antiphospholipidsyndrom<br />
(ICD D 68.8)<br />
z Grundsätzliche Bemerkungen und <strong>Therapie</strong>strategie<br />
Das Antiphospholipidsyndrom (APS) ist definiert durch rezidivierende arterielle<br />
oder venöse Thrombosen oder Aborte in Verbindung mit Antikörpern<br />
gegen verschiedene Proteine, die an anionische Phospholipide gebunden sein<br />
können (Lupusantikoagulans, Anticardiolipin, Anti-b2-Glykoprotein-I). Anhand<br />
klinischer und serologischer Kriterien wird zwar eine Risikogruppe <strong>für</strong><br />
thromboembolische Komplikationen charakterisiert, hinsichtlich der klinischen<br />
Bedeutung dieses Syndroms und der sich daraus ergebenden therapeutischen<br />
Konsequenzen herrscht aber mangels prospektiver Daten und großer<br />
Unterschiede in der Definition von Krankheitsmanifestationen sowie von Patienten-<br />
und Kontrollgruppen in retrospektiven Untersuchungen relative Unklarheit<br />
[10]. Es gibt Patienten mit Antiphospholipidantikörpern (aPL) ohne<br />
klinische Manifestationen eines APS [15] und bei unselektionierten Patienten<br />
mit thromboembolischen Ereignissen finden sich kaum Assoziationen mit<br />
aPL. Therapeutische Empfehlungen beruhen ausschließlich auf retrospektiven<br />
Daten [4, 10, 16]. Die <strong>Therapie</strong>strategie besteht in der Akutbehandlung thromboembolischer<br />
Komplikationen und der Sekundärprophylaxe weiterer Ereignisse<br />
oder von Schwangerschaftskomplikationen.<br />
z Prognostische Einschätzung des Thromboserisikos<br />
Das Risiko <strong>für</strong> thromboembolische Ereignisse kann bei APS-Patienten kaum<br />
vorhergesagt werden. Dies liegt vor allem an dem Fehlen prospektiver klinischer<br />
Studien zum Krankheitsverlauf und <strong>Therapie</strong> des APS [3]. Bekannt ist,<br />
dass das Risiko, ein thromboembolisches Ereignis zu erleiden, mit der Anzahl<br />
schon stattgehabter Komplikationen steigt [7], was das prognostische und therapeutische<br />
Dilemma beim APS betont. Die Inzidenz thromboembolischer<br />
Komplikationen bei APS-Patienten schwankt nach verschiedenen, nur eingeschränkt<br />
vergleichbaren Studien zwischen 5 und 40 thromboembolischen Manifestationen<br />
pro 100 Patientenjahren (Übersicht in [19]). Dabei gibt es Untersuchungen,<br />
welche eine Abhängigkeit der Rate thromboembolischer Komplikationen<br />
von dem Titer der aPL nahe legen [9, 20]. In dieser Hinsicht signifikante<br />
aPL liegen über 3–5 SD oberhalb des Mittelwerts eines Normalkollektivs,<br />
was ca. 40–50 GPU/ml <strong>für</strong> Anticardiolipinantikörper (IgG-Isotyp) entspricht.<br />
Es gibt aber auch Patienten mit hohen aPL-Titern, die nie entsprechende<br />
Komplikationen erleiden [15]. Frauen mit APS und rezidivierendem Abort haben<br />
ein erhöhtes Risiko <strong>für</strong> thromboembolische Ereignisse [6].