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R PAn näher<br />
Wie wir werten<br />
Bewertungsstufen<br />
êêêêê „saumies“<br />
êêêêê „schlecht“<br />
êêêêê „durchschnittlich“<br />
êêêêê „sehr gut“<br />
êêêêê „genial“<br />
Kategorien<br />
Während „Preis/Leistung“ und „Aufmachung“ wohl selbsterklärend<br />
sind, möchte ich „Nutzen“ und „Wichtigkeit“ erklären. „Nutzen“<br />
spiegelt wider, wie gut die dargebotenen Informationen sind und<br />
wie stimmig die Regeln sind. „Wichtigkeit“ dagegen gibt an, wie<br />
sehr dieser Band für das Spiel gebraucht wird. So kann es sehr<br />
gute Werke (wie z.B. „Savage Seas“) geben, die zwar an sich sehr<br />
gute Informationen bieten, doch eigentlich braucht man diese zum<br />
Spielen von Exalted nicht.<br />
zu bringen. Diese magische Energie durchzieht alles Lebende<br />
und ist die Basis für die Kräfte der Hohen. Jeder Charakter hat einen<br />
bestimmten Wert an permanenter Essenz und zwei verschiedene<br />
Töpfe (einmal die persönliche Essenz, die in einem gespeichert ist<br />
und zum anderen die periphere Essenz, die man aus der Umgebung<br />
absorbieren kann). Für jedes Charisma, aber auch zum Beispiel<br />
für Zaubersprüche, muss man eine bestimmte Menge an Essenz<br />
abgeben, die sich auf natürliche Weise wieder regeneriert. Das<br />
Problem ist nur, dass sobald periphere Essenz ausgegeben wird, sich<br />
das Kastensymbol des Charakters, das weiter oben erwähnt wurde,<br />
leuchtend bemerkbar macht. Je mehr Essenz ausgegen wird, desto<br />
stärker wird das Leuchten, bis der Charakter schließlich in einer<br />
gewaltigen gleißend strahlenden Säule puren Lichts steht. In einer<br />
Welt, die Jagd auf einen macht, ein Leuchtfeuer, das man gerne<br />
vermeiden möchte. Auf diese Weise kommt nicht nur ein schöner<br />
optischer Effekt ins Spiel, sondern auch eine Spur Taktik.<br />
Während die Charismen die intuitiven Kräfte der Hohen<br />
repräsentieren, sind die Zauberkräfte lange studiert worden und<br />
wesentlich zeitintensiver und langsamer, aber auch wesentlich<br />
mächtiger. Hier muss man sich von der klassischen Vorstellung<br />
eines Zauberers trennen, denn prinzipiell kann jeder, der einen<br />
bestimmten Wert in einer der Fertigkeiten hat, Zauber sprechen.<br />
Würde ein Charakter sich nun nur auf die Zauberei konzentrieren, so<br />
kann es ihm geschehen, dass während er einen zwar mächtigen, aber<br />
auch sehr langsamen Spruch vorbereitet, seine Begleiter mit ihren<br />
schnellen Stunts und Charismen den Gegner bereits erledigt haben,<br />
bevor er mit seinem Spruch fertig ist. Deshalb sind Zaubersprüche in<br />
Exalted eher als seltener Zusatz denn als zentraler Aspekt zu sehen.<br />
Dazu kommt, dass die Sprüche sehr mächtig sind und teilweise ganze<br />
Gegnergruppen problemlos außer Kraft setzen können.<br />
Dem Erzähler wird nicht nur in einem eigenen Kapitel geholfen,<br />
in dem es um die Möglichkeiten geht, in Exalted Kampagnen zu<br />
spielen. Im Anschluss an die Regeln (die hier natürlich nur rudimentär<br />
wiedergegeben wurden) folgt eine Auflistung mit typischen<br />
Handlungen und den dafür vorgeschlagenen Kombinationen aus<br />
Eigenschaft und Fertigkeit, angereichert mit einigen optionalen<br />
Regeln. Diese Abschnitte sind gut geeignet, dem Erzähler einige<br />
weitere Ideen an die Hand zu geben.<br />
Natürlich fehlt auch eine Liste mit einigen Tieren und Gegnern<br />
mitsamt Werten nicht. Am Ende des Buches findet sich zudem ein<br />
Kapitel zu magischer und nicht magischer Ausrüstung. Hier fallen zum<br />
einen die Daiklaiven auf, gewaltige gekrümmte Schwerter im typischen<br />
übertriebenen Animestil, die nur von Hohen geführt werden können<br />
und zum anderen die Hearthstones. Diese Edelsteine sind in Form<br />
gepresste pure Essenz und beinhalten verschiedene Kräfte. Jeder<br />
Stein ist dabei ein Unikat. Hearthstones können in viele verschiedene<br />
Schwerpunktthema: Exalted - Rezension<br />
www.anduin.de - © 2003 Tommy Heinig<br />
Gegenstände, zumeist welche aus dem Ersten Zeitalter, eingesetzt<br />
werden und entfalten so ihre Macht. Das erinnert ein wenig an Diablo<br />
2 (hmm, auch die Charismen findet man so ähnlich in dem Spiel).<br />
An dieser Stelle sei kurz erwähnt, dass ich die Auflistung<br />
verschiedener Inspirationsquellen am Anfang der meisten Exalted-<br />
Bücher sehr gut finde. Schade ist aber, dass sie nicht vollständig sind.<br />
So wäre es eine Frage der Fairness gewesen, als Quelle zum Beispiel<br />
auch Diablo 2 oder das Rollenspiel „Feng Shui“ zu erwähnen, aus<br />
denen offensichtlich einige Anregungen für Exalted stammen.<br />
Wie bereits gesagt merkt man dem Buch an vielen Stellen an, dass<br />
der Inhalt zu umfangreich für die 350 Seiten war. Ständig scheinen<br />
die Autoren gezwungen, tiefergehende Infos über Bord zu werfen<br />
und statt dessen lieber breitgefächerte oberflächliche Anregungen<br />
zu geben. Das größte Manko, das mir aufgefallen ist, dürfte aber die<br />
fehlende Logik der Spielwelt sein. Die Karte der Welt beispielsweise<br />
sieht nett aus, taugt aber nicht viel mehr. Es sind kaum Details<br />
eingezeichnet und in der Erstauflage fehlte ein Maßstab. Auch jetzt<br />
noch ist die Welt riesig, aber es werden keine politischen Grenzen<br />
oder zumindest detaillierte Informationen gegeben. Man ist in der<br />
Ausarbeitung der Welt sehr im Regen stehen gelassen worden, da<br />
nicht einmal modulare Bausteine veröffentlicht werden, aus denen<br />
man dann recht frei seine Welt erschaffen und die Lücken mit eigenen<br />
Ideen füllen kann.<br />
Ich reite auf diesem Thema etwas herum, weil ich selbst noch<br />
nicht ganz entschlossen bin, wie schlimm ich dieses Fehlen von<br />
Detailinformationen wirklich finde. Auf der einen Seite bedeutet<br />
es mehr Arbeit, doch auf der anderen Seite bin ich froh, dass<br />
nicht alles genau festgelegt ist. In manchen Rollenspielen ist die<br />
Informationsdichte erdrückend und erstickt meiner Meinung nach<br />
jedes Spiel. Zudem erfährt man durch die Erweiterungsbände mit<br />
jedem Buch mehr von der Welt, ohne dabei aber jemals auf genaue<br />
Definitionen zu stoßen. Stets erhält man Anregungen, aber keine<br />
fertig spielbaren Details. Bei mir löst das vor allem eins aus: mein<br />
Hirn ist beim Lesen dauernd damit beschäftigt, aus den ungenauen<br />
Informationen Abenteuerideen zusammenzubauen - und das finde ich<br />
eigentlich sehr gut.<br />
So gesehen ist Exalted bestimmt kein Spiel für Rollenspieleinsteiger.<br />
Auch die große Macht der Charaktere verleitet eventuell schnell zu<br />
Power-Gaming ohne Grenzen, so dass es schon eine Gruppe braucht,<br />
die auch viel Wert auf beschreibendes Rollenspiel mit Tiefe legt, um<br />
Exalted <strong>zur</strong> vollen Entfaltung zu bringen. Denn genau darin liegt ein<br />
großer Reiz des Spiels: der gesunden Mischung aus überwältigender<br />
Action mit optischen Spezialeffekten und gut ausgearbeiteten<br />
Charakteren mit Schwächen, die ausgestoßen aus der Gesellschaft<br />
ihren Platz in der Welt finden müssen.<br />
Fazit:<br />
Exalted wird es nicht ganz einfach haben auf dem Markt. Viele<br />
„ernsthafte“ Rollenspieler gerade in Deutschland wird es durch seinen<br />
Animestil abschrecken und vielleicht sogar - absolut unberechtigter<br />
Weise - als Kinderkram abgetan. Andere wird die starke Ausrichtung<br />
<strong>zur</strong> schnellen Action abschrecken, sowie die vielen im ersten Moment<br />
offensichtlichen Power-Gaming-Ansätze wie endlose Superkräfte,<br />
sammelbare Hearthstones und grell leuchtende Zeichen auf der<br />
Stirn.<br />
All diesen Leuten wird aber ein extrem interessantes Spiel<br />
entgehen, das mich beim Lesen sofort auf vielfältige Weise<br />
angesprochen hat - und ich bin wirklich kein Fan von Power-Gaming.<br />
Exalted hebt sich wohltuend von der typischen Fantasy-Welt ab und<br />
erfindet zwar nichts wirklich neu, sammelt aber viele gelungene<br />
Teile aus unterschiedlichen Quellen zusammen und baut daraus<br />
ein interessantes System mit einer interessanten Welt. Exalted ist<br />
dabei sicherlich nicht perfekt und es gibt viele Kleinigkeiten und<br />
ein, zwei dickere Brocken auszusetzen. Dennoch bin ich von dem<br />
System begeistert und habe nachdem ich lange Zeit das Gefühl hatte,<br />
Fantasysettings seien für mich nach 15 Jahren Rollenspiel ausgelutscht,<br />
endlich wieder neue Aspekte gefunden, die in mir die Lust nach einer<br />
langen, aufregenden und bunten Kampagne geweckt haben.<br />
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