ein mythos des terrors
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Nach dem Vertrag von Türkmentschay (1828; Türkmentschay<br />
liegt in Nordpersien am Urmiasee) hatte<br />
der Zar aus den Khanaten Nachitschewan und<br />
Erivan <strong>ein</strong> Armenien gegründet, alle Bewohner der<br />
Region zu russischen Bürgern und sich selbst zum<br />
„König von Armenien” erklärt - so wie er ja auch<br />
den Titel <strong>ein</strong>es „Königs von Polen” trug.<br />
1849 wurde die Kaukasusregion in zwei Hälften geteilt,<br />
schon<br />
1854 wurde die Teilung aber wegen ständiger Unruhen<br />
zurückgenommen, weil die Moslems sich mit der<br />
Vorherrschaft der georgischen und armenischen<br />
Christen in diesen Großzonen <strong>ein</strong>fach nicht abfanden.<br />
Fürst Worontsoff, der mit der Reorganisation dieses<br />
Krisengebietes beauftragt wurde, splitterte die<br />
Landschaft in zahlreiche kl<strong>ein</strong>e politische Bezirke<br />
auf. Die Armenier bewohnten vor allem die Region<br />
Tiflis; bald gingen sie auch in größerer Zahl in die<br />
Region Eriwan.<br />
1854 war auch das Jahr <strong>des</strong> Krimkrieges; er brach aus,<br />
weil sich die Osmanen weigerten, <strong>ein</strong> allgem<strong>ein</strong>es<br />
russisches Protektorat über die Christen <strong>des</strong> Osmanenreiches<br />
anzuerkennen.<br />
Ziel der Russen war es, das Osmanische Reich zu<br />
Fall zu bringen - den „kranken Mann am Bosporus”<br />
sterben zu lassen und selbst dort die Macht zu<br />
ergreifen.<br />
1854 fiel Kars nach heldenmütiger Verteidigung in russische<br />
Hände.<br />
1856 beendete das „Protokoll von Wien” den Krimkrieg.<br />
Der Friede von Paris - im gleichen Jahr - bedeutete<br />
für das Osmanische Reich <strong>ein</strong>en echten Erfolg,<br />
erhielt es doch Kars zurück und außerdem fiel das<br />
odiose „Protektorat” über die orthodoxen Christen<br />
der Türkei (das wie <strong>ein</strong>e Vorwegnahme der späteren<br />
Breschnjew-Doktrin anmutet).<br />
Vor allem England hatte sich geweigert, den russischen<br />
Teilungsplänen über das Osmanenreich zuzustimmen,<br />
weil es s<strong>ein</strong>e eigenen Interessen gefährdet<br />
sah. Schon zwanzig Jahre später sollte Rußland<br />
abermals versuchen, das Osmanenreich in die Knie<br />
zu zwingen.<br />
1863 erschien <strong>ein</strong> „Reglement de la nation armenienne”,<br />
das zwar nichts an der Stellung der Armenier innerhalb<br />
<strong>des</strong> Osmanenreiches änderte, aber - auf Grund<br />
der Wünsche der Vertreter der armenischen Minderheit<br />
- die Rechte <strong>des</strong> Patriarchen entscheidend<br />
schmälerte. Neben dem katholischen und dem protestantischen<br />
„Millet”, die die Macht <strong>des</strong> Patriarchen<br />
schon beschnitten, mischten nun auch die politischen<br />
Repräsentanten der Armenier mit, und alle<br />
mit<strong>ein</strong>ander kämpften sie um die Vormacht innerhalb<br />
der armenischen Volksgruppe - zum Schaden<br />
der Armenier, zum all<strong>ein</strong>igen Vorteil der Radikalen.<br />
Einsichtigen Armeniern war schon damals klar, daß<br />
es verheerende Folgen für ihre Volksgruppe haben<br />
Der für das Osmanenreich verheerende russische Sieg im Krieg<br />
von 1878/79 brachte auch <strong>ein</strong>e Katastrophe für die Balkan-Türken.<br />
Auf dem Boden <strong>des</strong> neu entstehenden Fürstentums Bulgarien<br />
wurden innerhalb weniger Tage 400000 islamische Türken<br />
niedergemetzelt, mehr als <strong>ein</strong>e Million türkischer Flüchtlinge<br />
suchte in Istanbul Zuflucht. Verzweifelt versuchten die Flüchtlinge,<br />
den im Çiragan-Palast internierten, abgesetzten Sultan<br />
Murad zu befreien, von dem sie sich <strong>ein</strong>e Wende <strong>des</strong> Kriegsverlaufes<br />
erhofften; die Bewacher richteten unter den Aufständischen<br />
<strong>ein</strong> Blutbad an (Zeichnung aus der VSEMIRNAJA<br />
ILLU-STRATIJA, St. Petersburg, 24. Mai 1878). Für die<br />
osmanischen Flüchtlinge setzte sich k<strong>ein</strong>e der Mächte <strong>ein</strong>, die<br />
Massenmorde blieben ungesühnt.<br />
Eines der Meisterwerke osmanisch-armenischer Baukunst,<br />
selbst als Ruine noch bezaubernd schön: die Überreste <strong>des</strong> von<br />
Nigo-gosch Balyan errichteten Ciragan-Palastes am Bosporus,<br />
in dem Sultan Murad V. s<strong>ein</strong>e Verbannungsjahre verbrachte.<br />
müsse, wenn die alten, seit der Krimkonferenz zwischen<br />
Josef II. und Katharina II. nie vergessenen<br />
Pläne, <strong>ein</strong> griechisch-orthodoxes Byzanz unter russischem<br />
Protektorat zu errichten, wahr würden - das<br />
konnte nur neue Versuche der griechisch- (oder russisch-)orthodoxen<br />
Kirche zeitigen, die Armenier<br />
voll unter ihre Herrschaft zu bringen.<br />
Schon die russische Herrschaft über den Kaukasus<br />
hatte klar gezeigt, daß der Zar nicht im Traume<br />
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