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ein mythos des terrors

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Die Kämpfe um Van, im Frühling 1915, als die Armenier hinter den<br />

osmanischen Linien <strong>ein</strong>e zweite Front eröffneten und so den<br />

Russen entscheidende Vorteile verschafften, stellten naturgemäß<br />

<strong>ein</strong> beliebtes Thema bei den Alliierten dar, die den Armenieraufstand<br />

nach Kräften unterstützten: im Hinterland mit Hilfe der<br />

Missionare, die ihre guten Dienste zur Verfügung stellten, und im<br />

allgem<strong>ein</strong>en Kriegsgeschehen durch Waffenlieferungen und Geld.<br />

Der groß angelegte Armenieraufstand im Vilayet Van, der zur<br />

Einnahme der Provinzhauptstadt durch die Insurgenten führte,<br />

fand zur gleichen Zeit statt, als die Alliierten mit massiven<br />

Angriffen an den Dardanellen die Hauptstadt <strong>des</strong> Osmanenreiches<br />

bedrohten. Die Anordnung zur Umsiedlung der Armenier aus<br />

den gefährdeten Gebieten wurde erst nach dem Armenieraufstand<br />

von Van erteilt.<br />

Am 7. April 1918 wurde Van wieder osmanisch. Der türkische<br />

Stadtteil war völlig zerstört; zu Füßen <strong>des</strong> urartäisch-osmanischen<br />

Burgberges lag nur mehr <strong>ein</strong>e tote Ruinenstadt, heute <strong>ein</strong><br />

bleiben<strong>des</strong> Mahnmahl gegen Gewalttätigkeit und Terror.<br />

76<br />

Die Anordnung vom 24. April - die Verhaftungen setzten<br />

in Istanbul am folgenden Tag <strong>ein</strong>, in der Provinz zum Teil<br />

etwas später - traf ausschließlich die Rädelsführer der<br />

Daschnaksutiun und der Hintschaks sowie <strong>ein</strong>ige polizeibekannte<br />

Aufrührer; mit <strong>ein</strong>er allgem<strong>ein</strong>en Umsiedlungsaktion<br />

hatte die Anordnung absolut nichts zu tun.<br />

Der Befehl der Regierung, die Armenier als Volksgruppe<br />

aus den gefährdeten Gebieten umzusiedeln (Istanbul oder<br />

Izmirwaren, da als „sicher” und „unter Kontrolle” angesehen,<br />

überhaupt nicht betroffen), kam erst Monate später,<br />

und zwar nach dem fürchterlichen Angriff armenischer<br />

Terroristen und Freischärler auf die Stadt Van, der<br />

mit der Eroberung Vans, der Ausrufung <strong>ein</strong>er „Armenischen<br />

Republik von Van”, der völligen Vernichtung <strong>des</strong><br />

islamischen Stadtteils von Van und der Ermordung von<br />

etwa 30.000 Moslems <strong>ein</strong>en entsetzlichen Höhepunkt <strong>des</strong><br />

armenischen Terrors bildete.<br />

Nochmals, der Gedanke, die armenische Bevölkerung<br />

(also nicht nur die Rädelsführer der Terrorgruppen) aus<br />

den gefährdeten Gebieten umzusiedeln, kam erst nach der<br />

Katastrophe von Van.<br />

Die Regierungstruppen waren am 17. Mai 1915 von den<br />

Rebellen gezwungen worden, Van zu räumen - und das<br />

hinter den russischen Angriffslinien, die sich immer tiefer<br />

nach Ostanatolien vorschoben. Die Spitzen der russischzaristischen<br />

Angriffstruppen wurden von armenischen<br />

Freiwilligen gebildet, die sich durch besondere Grausamkeit<br />

gegenüber der islamischen Bevölkerung Ostanatoliens<br />

hervortaten. Mittlerweile waren die wahren Ausmaße<br />

der Katastrophe von Van auch in Istanbul bekannt<br />

geworden. Der Gedanke, die armenische Bevölkerung<br />

Anatoliens geschlossen umzusiedeln, kam erst nach der<br />

Rebellion von Van. Vorher gab es nur lokal beschränkte<br />

Inhaftierungen von Rädelsführern oder ortsbekannten<br />

Terroristen und nicht mehr. Das Konzept <strong>ein</strong>er Umsiedlung<br />

entstand erst, als der amtierende Armeekommandant<br />

- gewitzigt von den entsetzlichen Folgen der armenischen<br />

Van-Revolte - in <strong>ein</strong>em Geheim-Kommunique (No.<br />

2049) dem Innenminister vorschlug, Schritte der Russen<br />

(die mit den Armeniern abgesprochen schienen!) mit gleichen<br />

Maßnahmen zu beantworten:<br />

„Die Armenier aus der Gegend <strong>des</strong> Vansees sowie in<br />

anderen Bezirken, der Gouverneur von Van kennt sie,<br />

sind noch immer mit der Vorbereitung von Revolution<br />

und Rebellion beschäftigt. Ich bin der Ansicht, daß diese<br />

Bevölkerung aus dem Gebiet entfernt werden sollte, und<br />

dieses Nest <strong>des</strong> Aufruhrs aufgebrochen werden sollte.<br />

Wie ich vom Kommandeur der 3. Armee erfahre, haben<br />

die Russen am 7. April (das ist der 20. April 1915) damit<br />

begonnen, die moslemische Bevölkerung auszutreiben<br />

und sie - ohne ihr Eigentum - über unsere Grenzen zu<br />

stoßen.<br />

Es ist notwendig, in Beantwortung dieser russischen Vorgangsweise,<br />

entweder die Armenier nach Rußland zu<br />

schicken oder sie und ihre Familien in andere Gebiete<br />

Anatoliens umzusiedeln. Ich ersuche darum, die entsprechenden<br />

Befehle zu erteilen. Wenn nichts dagegen <strong>ein</strong>zu-

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