Die Tatsache, daß Dschemal Pascha in dem Buche <strong>des</strong> Johannes Lepsius „Deutschland und Armenien” ungewöhnlich gut wegkommt (das Buch diente Franz Werfel weitgehend als Unterlage für s<strong>ein</strong>e „40 Tage”) schlägt sich auch in <strong>ein</strong>er indirekten Aussage Franz Werfeis über Dschemal Pascha nieder. An <strong>ein</strong>er Stelle s<strong>ein</strong>es Romans läßt er über <strong>ein</strong>en eifernden Jungtürken denunzierend sagen: „Einer der jüngeren Müdürs verstieg sich sogar zu der Behauptung, Dschemal Pascha sei trotz s<strong>ein</strong>er bekannten Rolle in der Regierung, was die Armenier anbetrifft, nicht ganz zuverlässig und habe sogar mit ihnen in Adana paktiert”. Wie ernst die armenische Mafia solche Aussagen nimmt, geht daraus hervor, daß in der gängigen amerikanischen Ausgabe der „40 Tage” („The Forty Days of Musa Dagh”, erschienen bei Carroll & Graf Publishers, New York, published by arrangement with Viking Penguin Inc.) diese Stelle <strong>ein</strong>fach gestrichen ist. Ein überaus sorgfältiger Lektor (besser: Zensor) hat alle Absätze in Werfeis Roman, die auch nur in die Nähe <strong>ein</strong>er objektiven Aussage rücken, ersatzlos herausgestrichen; im Falle von Dschemal Pascha sollte offensichtlich der Mord an diesem Manne, der alles Menschenmögliche für die Armenier getan hat, auch noch gerechtfertigt werden. Die am Kampf gegen die Türkei interessierten armenischen Kräfte kennen die Schwachstellen in Franz Werfeis Roman „Die 40 Tage <strong>des</strong> Musa Dagh” nur zu genau, auch jene, in der sich der Autor auf geschichtliche Daten <strong>ein</strong>läßt und - in gutem Glauben, aber sträflich leichtsinnig bei der Einholung der historischen Daten - den armenischen Aufstand von Van nach der Verkündigung <strong>des</strong> Umsiedlungsbefehles ausbrechen läßt. Bei Franz Werfel liest sich das so: „Der Staatsräson ist es niemals darauf angekommen, <strong>ein</strong>e anmutige Volte zwischen Ursache und Wirkung zu schlagen. Das schlechte, jedoch umso denkfaulere Gewissen der Welt, die Presse der jeweiligen Machtgruppen und das durch sie verschnittene Hirn ihrer Leser haben das Ding immer nur so gedreht und verstanden, wie sie es gerade brauchten”. Es ist, als ob der armenische Zensor, der diese Stelle aus der englischen Übersetzung eliminierte, die nachfolgenden Zeilen - die er gleichfalls gestrichen hat - gem<strong>ein</strong>t haben muß: „Über die Sache von Wan durfte man bestimmten 82 Ortes empört schreiben und empörter lesen: ,Die Armenier haben gegen das osmanische Staatsvolk, das sich in schwerem Krieg befindet, die Waffen erhoben und sind zu den Russen übergegangen. Die von Armeniern bewohnten Vilajets müssen daher von diesem Volke durch Deportation befreit werden.’ Ähnliches konnte man in den türkischen Verlautbarungen lesen, nicht aber die Umkehrung, welche die Wahrheit enthielt: ,Die Armenier von Wan und Urfa haben sich, in Verzweiflung über die längst im Gang befindliche Deportation, gegen die türkische Militärmacht so lange zur Wehr gesetzt, bis sie durch den Einmarsch der Russen erlöst worden sind’”. Es steht außer Zweifel, daß Franz Werfel, bei der Abfassung s<strong>ein</strong>es Romans „Die 40 Tage <strong>des</strong> Musa Dagh” ausschließlich aus armenischen Quellen und aus dem Informationszustand <strong>ein</strong>es Johannes Lepsius schöpfend, von dem, was er schrieb, überzeugt war: daß nämlich der Aufstand von „Wan” (wie man damals noch schrieb) <strong>ein</strong>e Reaktion auf den Umsiedlungsbefehl gewesen sei, sozusagen <strong>ein</strong>e verzweifelte Notwehr. Die Wahrheit ist genau umgekehrt: der Aufstand, der Auftakt zum Bürgerkrieg in der Ostprovinz Van, begann schon im Februar 1915 - fast zwei Monate vor dem Umsiedlungsbefehl, der <strong>ein</strong>e Folge <strong>des</strong> Aufstan<strong>des</strong> von Van war; k<strong>ein</strong>eswegs war der Van- Aufstand <strong>ein</strong>e „Abwehrreaktion” gegen den Umsiedlungsauftrag, das heißt wahrlich, die Wahrheit auf den Kopf stellen. Die armenischen Kreise, die Werfeis Roman in der englischen Ausgabe derartig verstümmeln und hinterhältig kürzen, wissen selbstverständlich genau, warum sie diese Stellen - in diesem Fall ist es <strong>ein</strong>e ganze Druckseite - aus dem Buche Franz Werfeis herausnehmen (ohne übrigens irgendwo auch nur <strong>ein</strong>e Silbe darüber zu verlieren, daß der Roman dergestalt umgeändert wurde): heute gibt es bereits ver<strong>ein</strong>zelt Geschichtswerke, in denen sich Interessierte über die wirklichen Zeitabläufe und Geschehnisse informieren können; in der <strong>ein</strong>en oder anderen Bibliothek gibt es sogar noch <strong>ein</strong>schlägige Publikationen, in denen die Armenier ihren Krieg gegen die Osmanen rühmen. In der Zwischenzeit sind allerdings fast alle Bibliotheken von diesen Publikationen gesäubert worden und es ist mitunter schon recht schwierig, <strong>ein</strong>er Zeitschrift wie „Der Orient”, die Johannes Lepsius herausgegeben hat, noch habhaft zu werden.
Der un<strong>ein</strong>nehmbare Burgfelsen von Van, von den Trümmern der im Bürgerkrieg von 1915 völlig zerstörten moslemischen Altstadt von Van aus gesehen. Der Aufstand von Van war Ursache und nicht Folge der armenischen Tragödie. Dasselbe gilt für den Musa Dagh: Zuerst kamen Aufstand und Bürgerkrieg, dann der Umsiedlungsbefehl. Armenische Flüchtlinge vom Musa Dagh, die nach ihrer Flucht aus der Bergfestung von Schiffen der Entente aufgenommen wurden; an Bord <strong>ein</strong>es französischen Kreuzers wurden sie nach Ägypten und Marseille gebracht. 83
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Univ.-Prof. Dr. Afif Erzen, Jahrgan
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Eine Bilddokumentation von Erich Fe
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DEM ANDENKEN MEINES FREUNDES ERDOЬ
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Die geographischen und historischen
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