ein mythos des terrors
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Eine Illustration aus dem Buch „Turkey and the Armenian Atrocities”,<br />
das 1896 in den USA erschien: „Abschlachtung von<br />
Armeniern in Sassun. Das ist <strong>ein</strong> wahres Bild <strong>des</strong> Abschlachtens<br />
von Unschuldigen, das die grausamen (auch: verdammten)<br />
Kurden und in Wut gebrachten Soldaten an den unbewaffneten<br />
und unschuldigen Armeniern verübten. Die Schlächterei lief in<br />
<strong>ein</strong> Gemetzel von 50.000 oder mehr Menschen aus. Hunderttausende<br />
wurden durch Plünderung und Brandstiftung mittel- und<br />
obdachlos.”<br />
Die Ereignisse von Sassun sind nun wahrlich Bilderbuch-<br />
Illustrationen, allerdings nicht zur Mordlust der Kurden<br />
oder der „in Wut gebrachten Soldaten”, sondern zur<br />
Technik <strong>des</strong> Unruhestiftens, die nur <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zigen<br />
Zweck hat: den politischen Gegner zu Maßnahmen zu<br />
zwingen, mit deren Hilfe es der Minderheit gelingen soll,<br />
sich in den Schlagzeilen der internationalen Presse als<br />
verfolgtes Opfer auszugeben; daß bei den Unruhen tatsächlich<br />
zahlreiche Unschuldige ums Leben kamen,<br />
störte die Drahtzieher am allerwenigsten. Die gehörten<br />
übrigens zur Partei der Hintschak.<br />
In jedem Handbuch armenischer Geschichte sind die<br />
Namen der Helden nachzulesen, die unter der Bevölkerung<br />
von Sassun zum Aufstand hetzten: es waren Miran<br />
Damadian und Hampartsum Boyadschian, beide bereits<br />
erfahrene Unruhestifter, ging doch die Revolte von Kum<br />
Kapu (April 1890) auch auf ihr Konto. Mihran Damadian<br />
hatte nach s<strong>ein</strong>er Flucht aus Konstantinopel in Athen<br />
antitürkische Demonstrationen angezettelt, und Boyadschian,<br />
der sich als islamischer Scheich verkleidet hatte,<br />
kam aus dem Kaukasus nach Sassun; wohlversorgt mit<br />
Geld, wodurch der Ankauf von Waffen k<strong>ein</strong> Problem<br />
mehr darstellte.<br />
Wie unbewaffnet die Aufständischen waren, geht all<strong>ein</strong><br />
aus der Tatsache hervor, daß die angreifenden Kurden 12<br />
Tage wilder Schlacht bedurften, um <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zige Stellung<br />
der Armenier <strong>ein</strong>zunehmen.<br />
„The Times” vom 17. November 1894 brachte aus der<br />
Feder <strong>ein</strong>es G. Hagopian, der aus Fulham schrieb, <strong>ein</strong>en<br />
68<br />
Artikel über die Ereignisse von Sassun, daß selbst <strong>ein</strong><br />
Christopher Walker in s<strong>ein</strong>em Werk „Armenia - The Survival<br />
of a Nation” von „rather imprecise details” spricht.<br />
Doch wen scherte das schon? Die Weltpresse griff den<br />
Bericht Hagopians auf und alle Welt entsetzte sich über<br />
die Niederschlagung von Aufständen, die schon damals<br />
bürgerkriegsähnliche Formen annahmen, Aufständen, die<br />
von Unbewaffneten kamen. Damals gewöhnte sich die<br />
Weltöffentlichkeit auch an jene absolut unsinnigen Verlustzahlen,<br />
wie sie in der Bildunterschrift erschienen:<br />
„50.000 Tote oder mehr”. Die Leser nahmen diese<br />
Unsinnszahlen genau so kritiklos hin wie heute die<br />
Berichte von zwei<strong>ein</strong>halb Millionen toten Armeniern<br />
während <strong>des</strong> Ersten Weltkrieges; nach den islamischen<br />
Opfern zu fragen war schon zur Zeit <strong>des</strong> Ersch<strong>ein</strong>ens von<br />
„Turkey and the Armenian Atrocities” uninteressant.<br />
Der Bandenchef Kavafian, <strong>ein</strong>er der Unruhestifter von Sassun,<br />
als russischer Offizier - der er schon immer gewesen war, auch<br />
als Unruhestifter in Sassun.<br />
Die Rädelsführer und Anstifter der Armenierrevolten, die<br />
gegen Ende <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts und vor dem Ersten Weltkrieg<br />
<strong>des</strong> öfteren in der internationalen Presse Schlagzeilen machten,<br />
waren selbstverständlich Berufsrevolutionäre. Als der Erste<br />
Weltkrieg ausbrach, fand man sie auch prompt wieder als<br />
Anführer armenischer Freiwilligenverbände oder Terroristengruppen,<br />
die es sich zum Ziel setzten, die Türken zu vernichten.