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Ihr kennt eure Bibel nicht! - von Katharina Mommsen

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StA = Hölderlin, Sämtliche Werke. Große Stuttgarter Ausgabe. Bd. 1-7.<br />

Stuttgart. 1943-1972.<br />

Str. = Strophe<br />

SWS = Johann Gottfried Herder, Sämtliche Werke. Hg. <strong>von</strong> Bernhard Suphan.<br />

Bd.1-33. Berlin.1877-1913.<br />

v. = Vers<br />

WA I = Goethes Werke. Hg. im Auftrage der Großherzogin Sophie <strong>von</strong> Sachsen.<br />

Abth.1. Werke. 55 Bde (in 63). Weimar 1887-1918.<br />

WA 11 = -. Abth. 11. Naturwissenschaftliche Schriften. 13 Bde. Weimar 1890-<br />

1904.<br />

WA III = - . Abth. III. Tagebücher. 15 Bde (in 16). Weimar 1887-1919.<br />

WAIV = -. Abth. IV. Briefe. 53 Bde. Weimar 1887-1990.<br />

Z. = Zeile<br />

x<br />

"<strong>Ihr</strong> <strong>kennt</strong> <strong>eure</strong> <strong>Bibel</strong> <strong>nicht</strong>!"<br />

<strong>Bibel</strong>- und Horazanklänge<br />

in Stefan Georges Gedicht DER KRIEG<br />

Anspielungen auf die <strong>Bibel</strong> häufen sich bei George, seit er um 1907<br />

begann, als Dichter zum politischen Zeitgeschehen zu sprechen.<br />

Wie er allein in einer Welt, die sich für die fortgeschrittenste hielt,<br />

Symptome des Verfalls bemerkte, wie er das unvermeidliche Nahen<br />

<strong>von</strong> Katastrophen sah und die bedrohte Zukunft der Deutchen<br />

- all das rief Erinnerungen an die jüdische Geschichte in ihm<br />

wach, wo so oft die Stimmen einsamer Warner bevorstehendes<br />

politisches Unheil ankündigten. Mit Worten und Wendungen der<br />

<strong>Bibel</strong>, besonders der Propheten des Alten Testaments, verlieh<br />

George dem, was er jetzt zu sagen hattte, verstärkten Nachdruck.<br />

Assoziationen an eine große Menschheitsepoche, absichts voll erweckt,<br />

veranschaulichten Art und Ausmaß der aktuellen Gefahr.<br />

Für die Leser <strong>von</strong> Georges vielfach dunklen politischen Gedichten<br />

ergab sich dadurch eine zusätzliche Schwierigkeit. Bei dem<br />

Rückgang der <strong>Bibel</strong><strong>kennt</strong>nis in neuerer Zeit wurde es immer schwerer,<br />

seine Anspielungen zu bemerken. Im ganzen blieb aber der<br />

Sinn des Textes auch für den <strong>nicht</strong> mit der <strong>Bibel</strong> Vertrauten weitgehend<br />

verständlich. Ein Wahrnehmen der Anspielung bereichert die<br />

Deutung, bedingt sie jedoch <strong>nicht</strong>. Wenn DER KRIEG 1 mit dem Bild<br />

des Waldbrandes auf eindrucksvolle Weise beginnt, so schließt<br />

George sich damit der Einleitung des berühmten Hesekiel-Abschnitts<br />

Kap. 21 und 22 an (auf den wir noch zurückkommen). Das<br />

Waldbrandgleichnis gewinnt durch die Anspielung an Gewicht,<br />

doch ist es auch aus sich selbst zur Genüge verständlich. Wenn<br />

George den Deutschen Untreue gegenüber ihren geistigen Ursprüngen<br />

vorwirft mit der Wendung »die jeweils trünnigen erben« (DER<br />

Stefan George, DAS NEUE REICH. Gesamt-Ausgabe der Werke. Endgültige Fassung.<br />

18 Bde. Berlin: Georg Bondi. 1927-1934. Bd. 9. S. 28-34.<br />

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