Ihr kennt eure Bibel nicht! - von Katharina Mommsen
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TIeck": "Man müßte nur sagen mit allem Gleichmut, wir sind betrübt<br />
über der Herren ihre Traurigkeit!"54 Zu den Romantikern,<br />
denen die Laetitia fehlt, zählte Goethe auch Heinrich <strong>von</strong> Kleist,<br />
obwohl er hier <strong>nicht</strong> genannt wird. Goethes tiefe Abneigung gegen<br />
diesen,den Konvertiten Adam Müller und Friedrich Schlegel<br />
nahestehenden Dichter resultierte zum guten Teil aus der Kleistschen<br />
'Tristitia'. So tadelte Goethe an ihm die "nordische Hypochondrie",<br />
das einseitige Aufsuchen des "Unschönen in der Natur",<br />
um demgegenüber die "Heiterkeit" und "fröhlich bedeutsame<br />
Lebensbetrachtung" italienischer Novellen zu loben.55 Auch hier<br />
bildete Spinozas Wertung der 'Laetitia' den Maßstab. Kleists Tristitia'<br />
war für Goethe ein Zeichen des Nichtverstehens der Gott<br />
Natur. Goethes provozierendes Diktum gegenüber Eckermann,<br />
Klassik sei das Gesunde, Romantik das Kranke 56 , erscheint gleichfalls<br />
im Hinblick auf Spinozas Laetitia in anderem Licht. Das "Ge-<br />
54 Ebd. S. 229.<br />
55 In dem berühmt gewordenen Gesprächsbericht Joh. Daniel Falks <strong>von</strong> Ende<br />
1810:"Goethe tadelt an ihm [Kleistl die nordische Schärfe des Hypochonders; es<br />
sei einem gereiften Verstande unmöglich, in die Gewaltsamkeit solcher Motive, wie<br />
er sich ihrer als Dichter bediene, mit Vergnügen einzugehen. Auch in seinem >Kohlhaas