Probekapitel [.pdf - ca. 5233 kb] - Minerva KG Gude
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eine gute Reposition. Zusätzlich zur Analgosedierung<br />
kann eine Lokalanästhesie (durch Pflaster mit<br />
einem entsprechenden oberflächlich wirkenden<br />
Anästhetikum; EMLA®) angewandt werden, sodass<br />
auch eine Bruchspaltanästhesie möglich wird (ältere<br />
Kinder über 12 Jahre).<br />
Die Komplikationsrate ist gering, da unter Schmerzanalgesie<br />
auch der Gips wesentlich besser anmodelliert<br />
werden kann. Allerdings muss die entsprechende<br />
Logistik vorhanden sein. Kinder sollten<br />
nicht unnötig lange auf eine Narkose warten müssen,<br />
auf der anderen Seite muss genügend Zeit und<br />
Raum in der Ambulanz vorhanden sein, damit eine<br />
Analgosedierung und ein EMAL®-Pflaster, die wir<br />
allen Kindern mit repositionswürdigen Frakturen<br />
und/oder Schmerzen verabreichen, auch wirken<br />
können.<br />
Nach unseren Erfahrungen können 80% der Frakturen<br />
in Analgosedierung reponiert werden, weitere<br />
15–18% benötigen eine Vollnarkose und weniger<br />
als 5% werden zusätzliche definitiv mit Hilfe von<br />
Implantaten retiniert.<br />
Operative Verfahren<br />
Die Indikation zur Osteosynthese wird zunehmend bei allen<br />
instabilen dislozierten Frakturen am Unterarm gesehen.<br />
Eine absolute Indikation stellen offene Verletzungen<br />
oder Verletzungen mit Gefäß-, Nerven- oder Sehnenbeteiligung<br />
dar.Diese sind im Kindesalter selten und weisen<br />
eine Inzidenz von etwa 1% auf (Haasbeek u. Cole 1995).<br />
Zur Beurteilung des Nervenstatus ist der Verlauf der<br />
Nerven von Bedeutung. Weiterhin ist die Kenntnis der<br />
nervalen Strukturen zur operativen Versorgung unabdingbare<br />
Voraussetzung.<br />
An operativen Verfahren hat sich die Markraumschienung<br />
der diaphysären Frakturen gegenüber anderen<br />
Verfahren durchgesetzt. Die Plattenosteosynthese<br />
gewährleistet eine höhere Stabilität und kann daher bei<br />
adoleszenten Patienten bei vorhandenem Fugenschluss<br />
als alleinige Methode oder in Kombination mit der intramedullären<br />
Markraumschienung am anderen Knochen<br />
Anwendung finden.<br />
Bei distalen Frakturen reicht oftmals die Kirschner-<br />
Draht-Osteosynthese aus. Bei instabilen Flexionsfrakturen<br />
des distalen Unterarms kann – insbesondere beim<br />
Adoleszenten – die volare Platte indiziert sein.<br />
Der Fixateur externe ist nur in Ausnahmefällen bei<br />
offenen Frakturen oder schweren Weichteilschäden anzuwenden.<br />
Im Bereich des Radiusköpfchens kann ein dorsaler<br />
oder radialer Zugang gewählt werden, in Schaftmitte<br />
ein dorsaler Zugang zum Radius und eine lateraler Zugang<br />
zur Ulna. Distal kommt bei Plattenosteosynthesen<br />
häufiger der volare Zugang zum Radius in Betracht<br />
(Boyd 1940).<br />
Unterarm 313<br />
Bei den geschlossenen intramedullären Verfahren ist<br />
– wie auch bei den zuvor oben genannten Möglichkeiten<br />
– darauf zu achten, dass bei den distalen Zugängen<br />
jeweils die sensiblen Äste der Hautnerven dargestellt<br />
werden, bevor das Osteosynthesematerial eingebracht<br />
wird.<br />
Offene Repositionen des Unterarms sind nicht ohne<br />
Risiko für eine funktionelle Einschränkung. Im Kindesalter<br />
ziehen Frakturen des proximalen Drittels des Unterarms,<br />
welche mit offener Reposition und Fixation behandelt<br />
wurden, häufig Einschränkungen der Umwendbewegung<br />
nach sich, auch wenn eine anatomisch korrekte<br />
Position erreicht wurde (Cullen et al. 1998; Vainionpaa<br />
et al. 1987). Wahrscheinlich wird dieser Funktionsverlust<br />
durch Vernarbung der Weichteile verursacht.<br />
Dies sollte immer berücksichtigt werden, wenn ein chirurgischer<br />
Eingriff in Betracht gezogen wird. Geringe<br />
Winkel- oder Rotationsfehlstellungen nach geschlossener<br />
Reposition und konservativer Behandlung können<br />
Bewegungseinschränkungen verursachen, die im Vergleich<br />
zu Funktionseinschränkungen nach chirurgischen<br />
Eingriffen akzeptabel erscheinen (Friberg 1979).<br />
Bei Kindern kann es im Zuge des Wachstums und den<br />
damit verbundenen Spontankorrekturen auch zu einer<br />
Verbesserung der Funktion kommen. Ausnahmen stellen<br />
die vollständige Blockierung von Pro- oder Supination<br />
dar.<br />
Nachuntersuchung<br />
Um die Ergebnisse vergleichen zu können, ist es notwendig,<br />
die klinischen Folgen anhand einer Nachuntersuchung<br />
des Ellbogens und der Handgelenke zu dokumentieren.<br />
Grundlage für die Dokumentation der Funktion<br />
stellt ein standardisierter Untersuchungsablauf dar<br />
(Abb. 15.10):<br />
Position 1:<br />
Im Stand werden die Kinder aufgefordert, die Arme<br />
in Schulterhöhe seitlich mit nach außen gedrehten<br />
Daumen auszustrecken. Dabei ist das Ellbogengelenk<br />
ausgestreckt. In dieser Position werden Streckdefizite<br />
und Hyperextensionen dokumentiert. Anschließend<br />
wird in der gleichen Haltung die Beugung<br />
im Ellbogengelenk eingenommen; dabei können<br />
Flexionsunterschiede beurteilt werden.<br />
Position 2:<br />
Die Beurteilung der Ellbogenachse erfolgt bei ausgestreckten,<br />
nach vorne gerichteten Unterarmen.<br />
Zur Beurteilung der Umwendbewegung sind die<br />
Kinder aufzufordern, das Ellbogengelenk in 90° anzuwinkeln<br />
und dabei den Oberarm seitlich an den<br />
Oberkörper anzulegen. Es können ihnen Stäbchen in<br />
die Hand gegeben werden, um eine Vergrößerung<br />
des Bewegungsausschlages in der Pro- und Supination<br />
zu erhalten.<br />
Die Kinder nehmen zunächst die Neutral-Null-Stellung<br />
des Unterarms ein. Anschließend werden sie