Probekapitel [.pdf - ca. 5233 kb] - Minerva KG Gude
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380 Kapitel 15 Unterarm<br />
CAVE<br />
CAVE<br />
Alternativ kann eine gekreuzte Spickdrahtosteosynthese<br />
angewendet werden. Kurz et al. (1982, 1986) versenken<br />
die Drähte unter die Haut. Sowohl v. Laer als<br />
auch Choi empfehlen, die Drähte perkutan herausstehen<br />
zu lassen (Choi et al. 1995; v. Laer 1986).<br />
Ein steil eingebrachter Draht kann Druckulzera an<br />
der Haut verursachen und muss umgebogen werden.<br />
Choi et al. (1995) biegen den Draht nach radial und<br />
unterpolstert ihn. Er empfiehlt die anschließende Anlage<br />
einer Unterarmgipsschiene.Von Laer legt einen zirkulären<br />
Gips mit gipsfreiem Hof an (v. Laer 1986).<br />
Eigene Erfahrungen bestätigen, dass die Infektrate<br />
bei herausstehenden Drähten nicht höher als bei perkutan<br />
versenkten Drähten ist. Ein Infekt kann durch vorzeitiges<br />
Entfernen der Drähte problemlos behandelt<br />
werden, ein Therapiewechsel ist aufgrund der kurzen<br />
Konsolidationszeiten meist nicht nötig. Diese Methode<br />
benötigt einen etwas höheren Pflegeaufwand als versenkte<br />
Drähte, bietet aber den Vorteil, diese in Lokalänasthesie<br />
entfernen zu können und dem Patienten<br />
einen Zweiteingriff in Narkose zu ersparen.<br />
Plattenosteosynthese. Bei intrartikulären Frakturen,<br />
die nur in der Adoleszenz auftreten, werden die Indikationen<br />
für die dorsale oder volare Plattenosteosynthese<br />
entsprechend den Kriterien im Erwachsenenalter definiert.<br />
Bei starker Dislokation nach dorsal wird die dorsale<br />
Platte angelegt, bei den instabilen B-Frakturen mit<br />
schrägem Frakturverlauf und der fehlenden palmaren<br />
Abstützung kommt die volare Platte zum Einsatz. Handelt<br />
es sich dagegen um metaphysäre extraartikuläre<br />
Frakturen so bevorzugen wir die volare Plattenosteosynthese.<br />
In den letzten Jahren haben sich die winkelstabilen<br />
Implatate durchgesetzt und sind zu bevorzugen.<br />
Die Reposition über einen volaren Zugang lässt sich<br />
am einfachsten über ein Hypermochlion bewerkstelligen,<br />
welches dorsal unter das Handgelenk gelegt wird.<br />
Der Zugang erfolgt zwischen dem M. flexor <strong>ca</strong>rpi radialis<br />
und der A. radialis. Der M. pronator quadratus<br />
wird am Radius abgelöst und Richtung Ulna geschoben.<br />
(Bei notwendiger Spaltung des Karpaltunnels ist der<br />
Zugang zwischen der Sehne des M. palmaris longus und<br />
N. medianus einerseits und der Sehne des M. flexor <strong>ca</strong>rpi<br />
radialis und der A. radialis anderseits zu wählen.)<br />
Es ist unbedingt zu vermeiden, die radiokarpalen<br />
Bänder zur Darstellung des Gelenks zu durchtrennen,<br />
da es entsprechend zu Instabilitäten kommen kann.<br />
Notfalls sollte zunächst das anteriore Gelenkfragment<br />
weggehalten werden, um weitere Fragmente repo-<br />
Abb. 15.71. a Palmarer Zugang zum distalen Anteil des Radius. Mit<br />
Hilfe eines als Rolle geformten Operationstuches kann eine forcierte<br />
Dorsalextension durchgeführt werden. Damit kann die Reposition<br />
eines abgescherten Fragments erreicht werden. Der Hautschnitt<br />
erfolgt ulnar der A. radialis bis zur Handgelen<strong>kb</strong>eugefalte.<br />
b Anatomischer Situs mit schematischem Querschnitt des Unterarms<br />
im distalen Drittel. Der rote Pfeil markiert den Zugangsweg<br />
nieren zu können; anschließend wird das anteriore<br />
Fragment zurückgeschoben. Zusätzliche Transfixationen<br />
mit Kirschner-Drähten sind möglich. Bei der Fixation<br />
der Platte gibt es die Möglichkeit, das proximale<br />
ovale Loch zu nutzen; dadurch können noch Korrekturen<br />
an der Plattenlage vorgenommen werden. Bei den<br />
neueren winkelstabilen Platten ist dies bei einigen<br />
Fabrikaten nicht mehr möglich. Unter Bildwandler ist<br />
die Plattenlage zu kontrollieren und dann entsprechend<br />
definitiv zu fixieren (Abb. 15.71 a–d).<br />
Komplikationen<br />
Die meisten distalen Unterarmfrakturen heilen folgenlos<br />
aus. Bei Verletzungen mit Beteiligung der Epiphysenfuge<br />
können Wachstumsstörungen vorkommen. Dieses<br />
Risiko ist hoch bei ulnaren Epiphysenverletzungen<br />
(Cannata et al. 2003).<br />
Eine persistierenden Schmerzsymptomatik im Handgelenk<br />
kann auf Begleitverletzungen oder chronische<br />
Kompression des ulnokarpalen Diskus im distalen Radioulnargelenk<br />
zurückzuführen sein (Zimmermann et<br />
al. 2000). Eine MRT zum Ausschluss einer solchen Läsion<br />
ist empfehlenswert.<br />
Zu den weiteren Komplikationen zählen belassene<br />
Fehlstellungen, die funktionelle Beeinträchtigungen<br />
nach sich ziehen.<br />
Nach wie vor existieren nur wenige Studien, in denen<br />
dezidiert die Fehlstellung hinsichtlich der Wiedererlangung<br />
der Beweglichkeit prospektiv kontrolliert wurde.<br />
Nach unserer Erfahrung erholen sich die Bewegungsdefizite<br />
unterhalb des 10. Lebensjahres alle gut, da die<br />
Überkreuzung beider Knochen proximal der Verletzungshöhe<br />
liegt und die Knochen sich spontan gut korrigieren<br />
können. Bei älteren Kindern korrigieren sich<br />
blockierende Fehlstellungen dagegen nicht immer.<br />
Bei offenen Frakturen ist das Risiko einer Infektion<br />
erhöht. Des Weiteren können Refrakturen und Wachstumsstörungen<br />
vermehrt nach diesen Verletzungen beobachtet<br />
werden.<br />
a<br />
auf den Radius. c Nach Spaltung der Sehnenscheide des M. flexor<br />
<strong>ca</strong>rpi radialis erfolgt die Präparation radial des M. flexor <strong>ca</strong>rpi radialis<br />
in die Tiefe auf den M. flexor pollicis longus. d M. flexor digitorum<br />
superficialis und M. flexor pollicis longus werden nach ulnar<br />
beiseite gehalten. Der M. pronator quadratus wird entlang der<br />
gestrichelten Linie mit dem elektrischen Messer vom Radius abgelöst,<br />
der direkt darunter gelegen ist