Probekapitel [.pdf - ca. 5233 kb] - Minerva KG Gude
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342 Kapitel 15 Unterarm<br />
Radiologische Kontrollen<br />
Konservativ. Undislozierte stabile Frakturen (metaphysäre<br />
Stauchungsfrakturen) werden nur klinisch<br />
kontrolliert. Dislozierte konservativ behandelte Frakturen<br />
werden nach 5–8 Tage geröngt, um eine sekundäre<br />
Dislokation auszuschließen. Diese Frakturen werden<br />
ebenfalls bei Durchbauung und Gipsabnahme nach 3–4<br />
Wochen radiologisch kontrolliert.<br />
Operativ. Alle operativ versorgten Frakturen werden<br />
intraoperativ bzw. innerhalb der ersten Woche geröngt;<br />
anschließend bei Durchbauung nach 3–4 Wochen.<br />
Nachkontrollen<br />
Diese sind in Abständen von 3–4 Wochen bis zur freien<br />
Funktion durchzuführen, anschließend kann die Behandlung<br />
abgeschlossen werden. Wachstumskontrollen<br />
sind nicht notwendig, da es sich um einen apophysären<br />
Frakturmechanismus handelt.<br />
Spätkomplikationen<br />
Da Wachstumsstörungen nicht zu erwarten sind, sind<br />
posttraumatische Deformitäten unwahrscheinlich.<br />
Funktionelle durch Kapselschrumpfungen bedingte<br />
Deformitäten oder ossäre Randanbauten sind bei der<br />
operativen Versorgung möglich. Diese können mit der<br />
Implantatentfernung angegangen werden.<br />
15.1.3<br />
Processus-coronoideus-ulnae-Frakturen<br />
Eine Besonderheit am proximalen Ulnaende stellt die<br />
seltene Abscherrfraktur des Processus coronoideus ulnae<br />
dar. Sie macht nur etwa 1% der Ellbogenfrakturen aus<br />
(Regan u. Morrey 1992). Am häufigsten wird diese Fraktur<br />
als Begleitverletzung nach Ellbogenluxationen beobachtet<br />
und ist selten undisloziert.<br />
Der Processus entwickelt sich als Ausbuchtung der<br />
Metaphyse ohne eigenen Ossifikationskern. Bis zum Alter<br />
von 5 Jahren ist er Bestandteil der knorpeligen Olekranonapophyse.<br />
Die Einteilung erfolgt nach der Klassifikation nach<br />
Regan und Morrey in 3 Typen (Regan u. Morrey 1992;<br />
Abb. 15.39):<br />
Typ I: Ausrissfraktur der Spitze.<br />
Typ II: weniger als 50% des Processus frakturiert,<br />
Typ III: mehr als 50% des Processus frakturiert.<br />
Therapie<br />
Undislozierte Frakturen werden im Oberarmgipsverband<br />
für 2–3 Wochen in Rechtwinkelstellung ruhig gestellt.<br />
Die dislozierte Fraktur im Kleinkindalter ist eine Rarität<br />
und das Fragment oft sehr klein, und sie kann daher<br />
oft konservativ therapiert werden. Bei einem ausreichend<br />
großen Fragment und in der Adoleszenz dagegen<br />
sollte diese offen exakt reponiert und mit Kirschner-<br />
Drähten oder kanülierten Schrauben mit kurzem Gewinde<br />
fixiert werden.<br />
Zugang<br />
Der Zugang ist meist von den Begleitverletzungen abhängig<br />
(dorsoradial bei Radiusköpfchenfrakturen). Die<br />
Reposition muss indirekt über einen Einzinker bewerkstelligt<br />
werden. Die Einbringung der Schraube erfolgt<br />
dann von dorsal. Den besten Überblick gibt der ventrale<br />
Zugang, der die direkte Kontrolle und die einfache<br />
Refixierung des Fragments von ventral erlaubt. Allerdings<br />
ist der Zugang technisch anspruchsvoller (Abb.<br />
15.40,Abb. 15.41 a,b,Abb. 15.42 a–d).Wird eine exakte Reposition<br />
unterlassen, können Blockierungen im Ellbogengelenk<br />
oder Instabilitäten auftreten.<br />
Nachbehandlung<br />
Die Nachbehandlung erfolgt wie bei Olekranonfrakturen.<br />
Konservativ versorgte Frakturen werden hinsichtlich<br />
möglicher sekundärer Dislokationen nach 7–10 Tagen<br />
kontrolliert. Die Gipsdauer bei undislozierten Frakturen<br />
beträgt durchschnittlich 3 Wochen. Eine radiologische<br />
Kontrolle bei Abschluss der Primärbehandlung<br />
ist empfehlenswert. Klinisch sind die Frakturen bis zur<br />
freien Funktion zu verfolgen.<br />
III<br />
II<br />
Abb. 15.39. Klassifikation der Processus-ulnae-Frakturen<br />
I