Probekapitel [.pdf - ca. 5233 kb] - Minerva KG Gude
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1997; Vocke u. v. Laer 1998 a, 1998 b; Richter et al. 1998;<br />
Salai et al. 1998). Nach Aufrichtung der Fraktur kann<br />
der intramedulläre Nagel zurückgezogen und die<br />
Pro- und Supination des Arms geprüft werden. Bleibt<br />
das Radiusköpfchen in der erreichten Stellung stabil,<br />
kann der Nagel wieder entfernt werden. Dieses Verfahren<br />
hat den Vorteil, dass die sonst notwendige<br />
zweite Narkose zur Entfernung des Implantats entfällt.<br />
Nach v. Laer (2001) sind die Frakturen nach Aufrichtung<br />
des Köpfchens ohne metaphysäre Trümmerzone<br />
bewegungsstabil – auch ohne intramedullären<br />
Draht (Métaizeau et al. 1980). Alle intramedullär<br />
versorgten Frakturen, deren Draht intramedullär<br />
belassen wurde, können gipsfrei frühfunktionell<br />
nachbehandelt werden.<br />
Empfohlene Therapie<br />
Die meisten Autoren (Chambers u. Wilkins 1996;<br />
Métaizeau et al. 1980) plädieren jedoch dafür, den<br />
Draht zu belassen und diesen sekundär in einer<br />
zweiten Narkose zu entfernen. Der belassene Draht<br />
hat den Vorteil, dass man die Bewegung sofort freigeben<br />
kann (gipsfreie Behandlung!) und nicht um<br />
eine sekundäre Dislokation fürchten muss – auch<br />
wenn dies scheinbar intraoperativ ausgeschlossen<br />
wurde.<br />
3. Vollständig dislozierte Frakturen müssen oft offen<br />
reponiert werden, trotz der in der Literatur geschilderten<br />
schlechten funktionellen Ergebnisse (Chambers<br />
u. Wilkins 1996; Chotel et al. 2004; Henrikson<br />
1969; v. Laer 1982, 1984; v. Laer et al. 1997; Rang 1983;<br />
Reidy u. van Gorder 1963; Wedge u. Robertson 1982).<br />
Bei der alleinigen offenen Reposition finden sich<br />
Funktionseinschränkungen zwischen 15% (Wirth u.<br />
Keyl 1977, 1981) und 56% (Jeffery 1950, 1972). Über einen<br />
dorsoradialen Zugang wird das vollständig dislozierte<br />
Köpfchen aufgesucht und auf den Radiusstumpf<br />
gesetzt. Bleibt nun bei der Pro- und Supinationsbewegung<br />
das Köpfchen – geschient durch das<br />
Lig. anulare – an Ort und Stelle, so kann auf ein Implantat<br />
verzichtet werden (Blount 1955; Newman<br />
1977; Reidy u. van Gorder 1963; Wedge u. Robertson<br />
1982). Ist dies nicht der Fall, so kann die Stabilisation<br />
mit einem intramedullären Draht erfolgen (Dormans<br />
u. Rang 1990; Fowles u. Kassab 1986; Jones u.<br />
Esah 1971; Wirth u. Keyl 1981), was in den letzten Jahren<br />
favorisiert wird.<br />
Ein randständig eingebrachter Kirschner-Draht<br />
scheint ebenso wie die transartikuläre Fixation nach<br />
Witt die Durchblutung des Radiusköpfchens zusätzlich<br />
zu beeinträchtigen. Nach offener Reposition mit<br />
Kirschner-Draht-Fixaiton werden Einschränkungen<br />
der Pro- und Supination von bis zu 100% (Wedge u.<br />
Robertson 1982) berichtet.<br />
15.1 Proximaler Unterarm 323<br />
Besonders nach der transartikulären Fixation nach<br />
Witt tritt der Drahtbruch mit avaskulärer Nekrosenbildung<br />
und Pseudarthrose als häufige Komplikation<br />
auf (Benz u. Roth 1985; Betz 1988; D’Souza et al. 1993;<br />
Engelhardt 1988; Fischer u. Maroske 1976; Graff 1989;<br />
Häßle u. Mellerowicz 1991; Jones u. Esah 1971; Merchan<br />
1994; Mommsen et al. 1980; Newman 1977;<br />
Noodt 1981; Scullion u. Miller 1985; Stankovic et al.<br />
1975, 1987; Tibone u. Stoltz 1981; van Vugt 1985; Wadsworth<br />
u. Haddad 1982). Daher ist unserer Meinung<br />
nach diese Fixationsmethode bei proximalen Radiusfrakturen<br />
im Kindesalter heutzutage obsolet.<br />
4. Die Ergebnisse nach Platten- und Schraubenosteosynthese<br />
im Kindesalter sind nicht zufriedenstellend<br />
(v. Laer et al. 1997). Handelt es sich um Adoleszente<br />
mit bereits geschlossenen Fugen, so kann entsprechend<br />
den Richtlinien der Traumaversorgung im Erwachsenenalter<br />
mit Schrauben oder gelegentlich mit<br />
Platten die Fraktur stabilisiert werden.<br />
Technik<br />
Geschlossene Reposition. Wird eine geschlossene Reposition<br />
durchgeführt, so drückt der Daumen des Arztes<br />
je nach Fehlstellung bei leicht gebeugtem Ellbogen unter<br />
Pro- und Supinationsbewegung das Radiusköpfchen in<br />
seine ursprüngliche Position zurück (Abb. 15.23 a–d).Auf<br />
geschlossene Repositionen mit Hilfe von perkutan eingebrachten<br />
Repositionshilfen sollte wegen der zusätzlichen<br />
Traumatisierung der versorgenden Periostgefäße<br />
möglichst verzichtet werden (Abb. 15.24 a–d).<br />
Intramedulläre Markraumschienung<br />
Vorteil. Die intramedulläre Markraumschienung<br />
und indirekte Aufrichtung der Abkippung ist besonders<br />
für Frakturen des proximalen Radiusendes geeignet, da<br />
es sich um ein indirektes geschlossenes Verfahren handelt<br />
und zusätzliche Störungen der Blutversorgung von<br />
außen minimiert werden. Diese Versorgung gewährleistet<br />
eine funktionelle Nachbehandlung (Hahn et al.<br />
1996).<br />
Patientenaufklärung. Grundsätzlich muss über die<br />
Alteration der Blutversorgung des Radiusköpfchens<br />
durch das Trauma und operative Manöver aufgeklärt<br />
werden. Hieraus ergeben sich mögliche funktionelle<br />
Einschränkungen der Pro- und Supination und eine<br />
Verplumpung des Radiusköpfchens. Das Ausmaß der<br />
primären Dislokation und das Alter des Kindes bestimmen<br />
das therapeutische Vorgehen und damit die Prognose.<br />
Selbst bei schonender operativer Technik kommt<br />
es häufig zu Deformierungen, bedingt durch Durchblutungsstörungen<br />
(Endarterien) oder avaskuläre Nekrosen.<br />
Bei offenem, aber auch geschlossenem Manöver<br />
kann der N. radialis geschädigt werden. Wachstumsstörungen<br />
sind ebenfalls zu erwähnen. Die allgemeinen<br />
Operationsrisiken müssen wie immer Beachtung<br />
finden.