29.10.2013 Aufrufe

Probekapitel [.pdf - ca. 5233 kb] - Minerva KG Gude

Probekapitel [.pdf - ca. 5233 kb] - Minerva KG Gude

Probekapitel [.pdf - ca. 5233 kb] - Minerva KG Gude

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

15.3.2<br />

Physäre Verletzungen der distalen Ulna<br />

Die in nur 5% aller physären Frakturen vorkommende<br />

isolierte distale Fraktur der Ulna ist mit einer hohen<br />

Komplikationsrate vergesellschaftet. Die Darstellung<br />

der Altersverteilung weist einen geschlechtsunspezifischen<br />

Gipfel um das 11. Lebensjahr auf. Es wird die<br />

transepiphysäre Verletzung von der intraepiphysären<br />

Läsion abgegrenzt. Für die diagnostische Sicherung der<br />

Wachstumsfugenverletzung im Bereich der distalen Ulna<br />

werden Röntgenaufnahmen in 2 Ebenen angefertigt.<br />

Therapie<br />

Transepiphysäre Frakturen werden im Rahmen der<br />

konservativen Therapie geschlossen reponiert. Intraepiphysäre<br />

Frakturen des ulnaren Styloids liegen in 33%<br />

der Fälle als Begleitverletzungen einer distalen Radiusfraktur<br />

vor. In diesen Fällen wird der Radius zuerst reponiert.<br />

Die Therapie der Ulna ist sekundär und häufig<br />

nicht separat notwendig, da sie während der Reposition<br />

des Radius spontan mitreponiert wird.<br />

Kann eine geschlossene Reposition aufgrund von interponierten<br />

Weichteilen nicht erfolgreich durchgeführt<br />

werden, so ist, ebenso wie bei Frakturinstabilität,<br />

ein operatives Vorgehen zu wählen. Primär offene Frakturen<br />

bedeuten eine absolute Operationsindikation.<br />

Die Nachbehandlung erfolgt entsprechend den distalen<br />

Radiusfrakturen.<br />

Komplikation<br />

In der Literatur wird betont, dass diese Verletzung mit<br />

einer hohen Rate an Pseudarthrosen einhergeht. Diese<br />

brauchen in den meisten Fällen nicht behandelt zu werden,<br />

da sie fast immer assymptomatisch bleiben. Gelegentlich<br />

kann die Exzision des Fragments ratsam sein,<br />

um Schmerzen und Funktionseinschränkungen zu verhindern.<br />

15.4<br />

Monteggia-Läsionen<br />

S. Altermatt<br />

Der Mailänder Giovanni Monteggia hat 1814 zwei Patienten<br />

mit einer Fraktur der Ulna im proximalen Drittel<br />

und Luxation des Radiusköpfchens beschrieben.<br />

Noch im 19. Jahrhundert wurde erkannt, dass die Luxation<br />

des Radius bei Frakturen der Ulna unterschiedliche<br />

Richtungen aufweisen kann (Cooper 1826). Der Begriff<br />

Monteggia-Läsion wurde von Bado (1967) geprägt. Die<br />

von ihm eingeführte Klassifikation hat sich durchgesetzt<br />

und wird auch heute noch verwendet.<br />

15.4 Monteggia-Läsionen 387<br />

Die Monteggia-Verletzung ist definiert ist als eine<br />

Fraktur der Ulna mit begleitender Radiusköpfchenluxation.<br />

Neben den klassischen diaphysären Ulnafrakturen<br />

kommen auch proximale intra- oder extraartikuläre<br />

Schräg- und Querfrakturen mit begleitender Radiusköpfchenluxation<br />

vor. Eine ähnliche Verletzungsform,<br />

nämlich die Fraktur der Ulna mit begleitender Radiushals-<br />

oder -köpfchenfraktur wird als Monteggia-äquivalente<br />

Verletzung bezeichnet.<br />

Ursache und Häufigkeit<br />

Monteggia-Verletzungen sind insgesamt selten, sie<br />

kommen bei Kindern – hier etwa 1,4% aller Frakturen<br />

(Vinz 1989) – und Erwachsenen vor. Allerdings unterscheiden<br />

sich die Formen, der Unfallmechanismus und<br />

die Prognose wesentlich. Beim Erwachsenen scheint es<br />

sich um eine durch direkte Krafteinwirkung entstandene<br />

Läsion zu handeln (Reckling 1982), deren Prognose<br />

bezüglich der Funktion ungünstig ist.<br />

Beim Kind werden verschiedene indirekte Mechanismen<br />

diskutiert. Evans (1949) postulierte, dass die ventrale<br />

Luxation durch einen Hyperextensions-Pronations-Mechanismus<br />

bei einem Sturz auf den ausgestreckten<br />

Arm entsteht. Bei diesem Mechanismus bricht<br />

zuerst die Ulna, und der Radius wird durch die Kraftumverteilung<br />

herausgehebelt. Tompkins (1971) verwarf<br />

diese Theorie, er vertrat die Ansicht, dass bei der Hyperextension<br />

im Ellbogen die Kontraktion des M. biceps<br />

den proximalen Radius luxiert und erst dann, durch die<br />

Überlastung, die Ulna bricht. Diese Theorie wird gestützt<br />

durch die Beobachtung, dass das Radiusköpfchen<br />

nach der Reposition durch Flexion des Ellbogens stabilisiert<br />

wird.<br />

Nach Ansicht von Penrose (1951) ist ein Sturz mit angewinkelten<br />

Ellbogen die Ursache für eine Luxation des<br />

Radius nach dorsal.<br />

Die Mechanismen, welche zur lateralen Luxation des<br />

Radius führen, sind unklar. Es werden Hyperextension<br />

und Supination (Wright 1963) gegen Angulation und<br />

Rotation (Mullick 1977) gegen forcierte Supination<br />

(Bado 1967) abgewogen.<br />

Der Sturz auf den ausgestreckten Arm führt neben<br />

der Monteggia-Läsion nicht selten zusätzlich zu einer<br />

distalen Radiusstauchungsfraktur ipsilateral oder, wenn<br />

der Sturz mit beiden Armen abgefangen wird, auch<br />

kontralateral.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!