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Familienplanung bei Migrantinnen in Graz - Wissen ... - Public Health

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4. 2. 1. Barrieren<br />

Im Themenfeld Gesundheit und Migration werde verschiedene Barrieren beschrieben, die dazu<br />

führen, dass das Gesundheitssystem mit se<strong>in</strong>en Dienstleistungen für Menschen mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund teilweise schwer zugänglich ist.<br />

Wichtige Barrieren für die Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen (primär und sekundär,<br />

usw.) s<strong>in</strong>d Sprachschwierigkeiten, fehlendes <strong>Wissen</strong> über das Angebot, Misstrauen, kulturelle<br />

und religiöse Barrieren, die Geschlechterrolle und migrationsspezifische H<strong>in</strong>tergründe (Borde &<br />

David, 2003).<br />

Spezifische Gesundheitsrisiken ergeben sich <strong>bei</strong> <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> vor allem aufgrund sprachlicher<br />

oder kultureller Barrieren im Zugang zur Gesundheitsversorgung. Die muttersprachliche<br />

Begleitung von MigrantInnen im Gesundheitsbereich ist nicht flächendeckend. Aufgrund der<br />

sprachlichen Barrieren besteht unter den MigrantInnen e<strong>in</strong> Informationsdefizit über vorhandene<br />

gesundheitliche Leistungsangebote, was zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Inanspruchnahme dieser Angebote<br />

führt. In Österreich gibt es ke<strong>in</strong>e nationalen Vermittlungsstellen für DolmetscherInnen. Manche<br />

E<strong>in</strong>richtungen haben ihre eigenen Dolmetschpools oder haus<strong>in</strong>terne Dolmetschlisten, aber es<br />

gibt ke<strong>in</strong>e Qualitätskontrolle (Pöllabauer, 2009). Viele MigrantInnen haben <strong>bei</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Versorgung <strong>in</strong> den Gesundheitsdiensten ke<strong>in</strong>e/n DolmetscherIn da<strong>bei</strong>, oder die Aufgabe wird<br />

von e<strong>in</strong>er dafür nicht ausgebildeten bzw. geeigneten Person übernommen (z.B. K<strong>in</strong>der).<br />

Andererseits wird die Chance zur Partizipation für PatientInnen <strong>in</strong> Begleitung e<strong>in</strong>er/e<strong>in</strong>es<br />

Dolmetschers/<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger (Pette et al., 2004, zit. <strong>in</strong> Borde, 2007). Die PatientInnen, die <strong>in</strong><br />

begrenztem Umfang Deutsch sprechen, sollten <strong>in</strong> ihrer Spontanität und <strong>in</strong> ihren authentischen<br />

Äußerungen nicht geh<strong>in</strong>dert werden. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>teraktionales „Ausbremsen“ des/der<br />

Patienten/Patient<strong>in</strong> verr<strong>in</strong>gert die Dynamik des Gesprächs. Das Wechseln zwischen<br />

Dolmetschmodus und direkter Kommunikation bzw. auch die Gleichzeitigkeit von <strong>bei</strong>dem kann<br />

e<strong>in</strong>e adäquate Lösung dafür se<strong>in</strong>. Die DolmetscherInnen müssen PatientInnen unterstützen und<br />

Verständnisschwierigkeiten m<strong>in</strong>imieren (Meyer, 2009). E<strong>in</strong>e Studie von Pöchhacker zeigt, dass<br />

<strong>in</strong> Wiener Gesundheits- und Soziale<strong>in</strong>richtungen die EhegattInnen, Verwandte und am öftesten<br />

K<strong>in</strong>der (50-58%) als Dolmetscher dienen. Das Problem ist, dass die dolmetschenden K<strong>in</strong>der im<br />

schulpflichtigen Alter die mediz<strong>in</strong>ischen oder rechtlichen Wörter nicht kennen und falsch<br />

übersetzen (Pöchhacker, 1997).<br />

Die Versorgungsprobleme beruhen nicht nur auf sprachlichen Barrieren. Insbesondere im<br />

Gesundheitsbereich s<strong>in</strong>d die sozialen und kulturellen Dimensionen ausschlaggebend. Kulturelle<br />

Andersartigkeit wird als massive Barriere für e<strong>in</strong>e gleiche Behandlung und als H<strong>in</strong>dernis für die<br />

gleiche Inanspruchnahme von Versorgungse<strong>in</strong>richtungen gesehen (Razum, et al., 2004). Aber<br />

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