Familienplanung bei Migrantinnen in Graz - Wissen ... - Public Health
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fühlen sich mehr als die Hälfte der Frauen selber für die Empfängnisverhütung zuständig und<br />
nur e<strong>in</strong> Viertel der Frauen me<strong>in</strong>t, dass sie zusammen mit ihren Partnern dafür verantwortlich<br />
s<strong>in</strong>d. Interessanterweise vertrauen die weniger gebildeten Frauen <strong>in</strong> diesem Bereich mehr auf<br />
ihre Partner. Etwa zwei Drittel (59%) der Frauen, die ihre Partner für Empfängnisverhütung<br />
verantwortlich nennen, haben ke<strong>in</strong>en Schulabschluss. In der Gruppe, die sich selber dafür<br />
zuständig fühlen, s<strong>in</strong>d es nur 40 Prozent.<br />
Drei Viertel der Frauen haben zum Zeitpunkt der Befragung verhütet. Nur 12 Prozent der<br />
Frauen, die sich ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der mehr wünschen, verhüten nicht und viele praktizierten Methoden<br />
mit e<strong>in</strong>em höheren Pearl Index. In dieser Studie war auffallend, dass fast e<strong>in</strong> Viertel der Frauen,<br />
die derzeit verhüten, e<strong>in</strong>e unsichere Methode wie z.B. den Coitus Interruptus anwenden. Dies<br />
betrifft auch Frauen, die ihre <strong>Familienplanung</strong> eigentlich abgeschlossen haben. Dauerhafte<br />
Methoden zur Empfängnisverhütung wie z.B. e<strong>in</strong>e Sterilisation werden eher <strong>bei</strong> Afghaner<strong>in</strong>nen<br />
und Frauen aus der ehemaligen Sowjetunion praktiziert. Generell werden hormonelle<br />
Methoden, welche unregelmäßige Blutungen oder ke<strong>in</strong>e Regelblutungen zur Folge haben, nicht<br />
bzw. schlecht akzeptiert. Für viele Frauen ist die regelmäßige Blutung e<strong>in</strong> Zeichen für ihre<br />
Gesundheit und Fruchtbarkeit.<br />
Wie im Kapital 6 erwähnt wurde, spielen e<strong>in</strong>e Reihe von Faktoren <strong>bei</strong> der Wahl e<strong>in</strong>er Methode<br />
e<strong>in</strong>e Rolle. Viele Frauen suchen e<strong>in</strong>e sichere Verhütungsmethode, aber es ist ihnen auch<br />
wichtig, dass e<strong>in</strong> Mittel leicht verfügbar und gut verträglich ist sowie nichts oder wenig kostet.<br />
Gute und ausreichende Information ist deshalb wichtig. Falsche Vorstellungen zur Lokalisation<br />
e<strong>in</strong>er Spirale erschweren zum Beispiel die Akzeptanz dieser Methode oder die Frauen nehmen<br />
die Pille nur jeden zweiten Tag oder nach dem Geschlechtsverkehr e<strong>in</strong>, um die Nebenwirkungen<br />
zu reduzieren. Viele der Befragten <strong>in</strong> dieser Studie gaben an, dass die von ihnen derzeit<br />
verwendete Methode von niemand speziell empfohlen wurde. Über die Art und Weise der<br />
Anwendung entscheidet somit ihre Erfahrung oder die ihrer Freund<strong>in</strong>nen. Dieses<br />
Informationsdefizit über Wirkungs- und Anwendungsweise e<strong>in</strong>er Methode kann zu<br />
unerwünschten Effekten, z.B. e<strong>in</strong>er ungewollten Schwangerschaft führen.<br />
Aber auch wenn die Frauen gut beraten werden und e<strong>in</strong>e bestimmte Methode wählen, fehlt<br />
ihnen oft das nötige Geld, die Zeit, usw. In Österreich müssen die Kosten für Verhütungsmittel<br />
zur Gänze privat bezahlt werden. Im Raum <strong>Graz</strong> werden nur an der Frauenkl<strong>in</strong>ik im LKH <strong>Graz</strong><br />
e<strong>in</strong>ige Mittel, wie z.B. die Spirale, zu e<strong>in</strong>em ermäßigten Preis angeboten. Oft schränken die<br />
Kosten die Auswahl der Verhütungsmethoden deutlich e<strong>in</strong>. Zum Beispiel können sich<br />
Asylbewerber<strong>in</strong>nen, die zirka 150 Euro Taschengeld pro Monat bekommen, die Pille, die<br />
Spirale oder andere Mittel schwer leisten. Manche <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong>, die ke<strong>in</strong>e Ar<strong>bei</strong>tserlaubnis<br />
haben und aufgrund f<strong>in</strong>anzieller Probleme illegal ar<strong>bei</strong>ten, haben Probleme für die<br />
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