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Familienplanung bei Migrantinnen in Graz - Wissen ... - Public Health

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dass die Abtreibungsrate <strong>bei</strong> der nicht-sesshaften Bevölkerung hoch ist und dass dies auf<br />

mangelnde Kenntnisse über Empfängnisverhütung und falsche E<strong>in</strong>stellungen zur Abtreibung<br />

(als e<strong>in</strong>e Verhütungsmethode) zurückzuführen ist (Malacher, 2010). Migration aufgrund der<br />

Flucht, des Familiennachzugs oder aus wirtschaftlichen Gründen bedeutet für die Frauen, dass<br />

sie häufig unvorbereitet <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues und unbekanntes Lebensumfeld geraten. Aus diesem<br />

Grund s<strong>in</strong>d der Aufbau von sozialen Kontakten außerhalb der Familie und der Zugang zur<br />

Gesellschaft aufgrund von Sprachbarrieren und dem Rollenverständis der Frau <strong>in</strong> ihrem<br />

Kulturkreis selten möglich. Die Angst vor dem Auftreten e<strong>in</strong>er ungewollten Schwangerschaft<br />

durch die unsichere Kontrazeption kann die Beziehung des Ehepaares gefährden. Dies kann e<strong>in</strong><br />

höheres Risiko für psychische Belastungsstörungen der Frau se<strong>in</strong>.<br />

5. 6. Schwangerschaft und Migration<br />

Migration birgt zusätzlichen psychosozialen Stress, der während der Schwangerschaft zu e<strong>in</strong>em<br />

Risiko für Mutter und K<strong>in</strong>d werden kann. So zeigen <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> e<strong>in</strong>e deutlich erhöhte Rate an<br />

Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, die nur zum Teil durch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere und<br />

spätere Inanspruchnahme von vorgeburtlichen Maßnahmen erklärt werden kann. Auch im Fall<br />

e<strong>in</strong>er ungeplanten oder ungewollten Schwangerschaft besteht die Gefahr, dass die betroffenen<br />

Frauen die empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen seltener oder überhaupt nicht <strong>in</strong> Anspruch<br />

nehmen (Baldaszti, 2000). Die Gründe s<strong>in</strong>d vielfältig, könnten jedoch durch e<strong>in</strong><br />

Informationsdefizit, schlechte Sprachkenntnisse und kulturell wie sozial geprägtes<br />

Rollenverständnis bed<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong> (Richter, 2001, zit. <strong>in</strong> Han, 2003, S. 13).<br />

Aufgrund e<strong>in</strong>es kulturell unterschiedlichen Schamgefühls, zum Beispiel von Muslim<strong>in</strong>nen im<br />

Rahmen von gynäkologischen Untersuchungen, wäre e<strong>in</strong>e Behandlung durch Frauenärzt<strong>in</strong>nen<br />

und weibliches Personal die ideale Vorgangsweise. Werden diese <strong>in</strong>terkulturellen Unterschiede<br />

nicht bedacht, kann es zum Beispiel dazu führen, dass muslimische Frauen auf e<strong>in</strong>e<br />

Schwangerschaftsuntersuchungen verzichten, wenn sie nicht von gleichgeschlechtlichem<br />

Personal betreut werden (Anneg-Moazedi, 2009).<br />

5. 6. 1. Schwangerschaftsstörungen <strong>bei</strong> <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong><br />

Verschiedene Studien weisen darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> von Schwangerschaftsrisiken (z.B.<br />

Fehlgeburt, Totgeburt, schwangerschafts<strong>in</strong>duzierte Hypertonie, Anämie) stärker betroffen s<strong>in</strong>d<br />

(Razum et al., 1999). David und Borde unterteilen die Schwangerschaftsstörungen <strong>in</strong> zwei<br />

Gruppen: die eher somatischen Störungen und die eher funktionellen Störungen. Bei<br />

<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> s<strong>in</strong>d die funktionellen Störungen überpräsentiert. Da<strong>bei</strong> spielen komplexe<br />

Wechselwirkungsprozesse verschiedener Faktoren, wie mangelnde Sprachkenntnisse, fremde<br />

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