Familienplanung bei Migrantinnen in Graz - Wissen ... - Public Health
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etwa derselben Größenordnung wie die Fertilitätsrate <strong>in</strong> Indonesien (2,4; Quelle: DSW, 2010)<br />
und <strong>in</strong> Südeuropa (1,4; Quelle: DSW, 2010).<br />
Interessant <strong>in</strong> diesem Zusammenhang ist auch, dass viele Frauen ihre K<strong>in</strong>der als geplant<br />
bezeichnen, obwohl die K<strong>in</strong>der mit nur e<strong>in</strong>em oder zwei Jahren Abstand geboren wurden. Viele<br />
Frauen glauben auch, dass sie nicht schwanger werden können solange sie noch stillen.<br />
Männlicher Nachwuchs hat <strong>in</strong> vielen Familien und Kulturen nach wie vor e<strong>in</strong>e große<br />
Bedeutung. So werden viele Frauen rasch wieder schwanger, bis sich der erwünschte Erfolg<br />
e<strong>in</strong>stellt. Für viele Frauen ist e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Geschenk Gottes und die Anzahl der K<strong>in</strong>der somit<br />
nicht immer selbst bestimmbar. Vor allem weniger gebildete Frauen s<strong>in</strong>d der Überzeugung, dass<br />
K<strong>in</strong>derkriegen e<strong>in</strong>fach passiert. Im Gegensatz dazu s<strong>in</strong>d besser gebildete und wirtschaftlich<br />
unabhängigere Frauen der Me<strong>in</strong>ung, dass sie gut mit dem K<strong>in</strong>derwunsch umgehen und den<br />
Zeitpunkt der Empfängnis planen können. Es geht hier aber nicht nur um e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles<br />
Recht der Frauen über die Anzahl ihrer K<strong>in</strong>der selbständig entscheiden zu können, sondern auch<br />
um die Schaffung gesellschaftlicher Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (z.B. K<strong>in</strong>dergarten, Zugang zu<br />
Verhütungsmethoden, Krankenversicherung) für Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Bei <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> führen die meisten ungeplanten Schwangerschaften nicht zu e<strong>in</strong>er<br />
Abtreibung, sondern zur Geburt des K<strong>in</strong>des. Die damit verbundene ungeplante<br />
Familiengründung kann sich negativ auf die Chance der Frau für Integration und Teilhabe an<br />
der Gesellschaft auswirken. Hier spielen ihre traditionellen Ansichten über die Funktion der<br />
Frau <strong>in</strong> der Familie, als Mutter und Erzieher<strong>in</strong> der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Sie müssen <strong>in</strong> der<br />
Regel zu Hause bleiben bis die K<strong>in</strong>der das Schulalter erreichen. Vielen Frauen ist das System<br />
und Angebot von Tagesmüttern unbekannt. K<strong>in</strong>derbetreuung bedeutet aber auch oft, dass die<br />
Frauen wichtige Angebote wie Deutschkurse weniger <strong>in</strong> Anspruch nehmen, aber auch <strong>in</strong> Bezug<br />
auf die Vere<strong>in</strong>barkeit von Ar<strong>bei</strong>t und Familie benachteiligt s<strong>in</strong>d.<br />
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die Hälfte der Frauen nicht ar<strong>bei</strong>tet, obwohl sie über<br />
e<strong>in</strong>e Ar<strong>bei</strong>tserlaubnis verfügen. Viele Frauen wollen zwar e<strong>in</strong>en Deutschkurs besuchen, aber sie<br />
warten bis die K<strong>in</strong>der groß genug s<strong>in</strong>d um <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergarten zu gehen. In <strong>Graz</strong> wird<br />
K<strong>in</strong>derbetreuung während e<strong>in</strong>es Deutschkurses zwar von NGOs wie DANAIDA und ISOP<br />
bereitgestellt, aber dieses Angebot ist unter <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> noch zu wenig bekannt.<br />
Sprachprobleme s<strong>in</strong>d weitere große H<strong>in</strong>dernisse für die Inanspruchnahme weitergehender<br />
Ausbildungen. Obwohl viele Zentren <strong>in</strong> <strong>Graz</strong> Beratungen zur <strong>Familienplanung</strong> anbieten, werden<br />
diese aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse von <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> nicht <strong>in</strong> Anspruch genommen.<br />
Umso wichtiger sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e ausreichende Betreuung der K<strong>in</strong>der während der Deutsch- und<br />
anderer Kurse, um Mütter zu motivieren, die Sprache zu erlernen und sich besser zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />
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