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Die Psalmen - Der Psalter

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PSALM 38,3<br />

770<br />

3<br />

Denn deine Pfeile haben mich getroffen,<br />

und deine Hand liegt schwer auf mir.<br />

4<br />

Es ist nichts Unversehrtes an meinem Fleisch<br />

vor deinem Zorn,<br />

nichts Heiles an meinen Gebeinen wegen meiner<br />

Sünde.<br />

5<br />

Denn meine Verschuldungen gehen über mein<br />

Haupt;<br />

wie eine schwere Last sind sie, zu schwer für mich.<br />

6<br />

Meine Wunden stinken und eitern<br />

um meiner Torheit willen.<br />

7<br />

Ich bin tief gebeugt und niedergedrückt;<br />

ich gehe trauernd einher den ganzen Tag;<br />

8<br />

denn meine Lenden sind voll Brand,<br />

und es ist nichts Unversehrtes an meinem<br />

Fleisch.<br />

9<br />

Ich bin ganz kraftlos und zermalmt;<br />

ich schreie vor Unruhe meines Herzens.<br />

10<br />

O Herr, all mein Verlangen ist vor dir offenbar,<br />

und mein Seufzen ist dir nicht verborgen!<br />

11<br />

Mein Herz pocht heftig, meine Kraft hat mich<br />

verlassen,<br />

und selbst das Licht meiner Augen ist mir<br />

geschwunden.<br />

12<br />

Meine Lieben und Freunde stehen abseits<br />

wegen meiner Plage,<br />

und meine Nächsten halten sich fern.<br />

13<br />

<strong>Die</strong> mir nach dem Leben trachten, legen mir<br />

Schlingen,<br />

und die mein Unglück suchen, besprechen<br />

meinen Untergang;<br />

sie ersinnen Lügen den ganzen Tag.<br />

14<br />

Ich aber bin wie ein Tauber und höre nichts,<br />

und wie ein Stummer, der seinen Mund nicht<br />

auftut.<br />

15<br />

Ja, ich bin wie einer, der nichts hört,<br />

und in dessen Mund kein Widerspruch ist.<br />

2 6,2; Hab 3,2<br />

3 Pfeile Hi 6,4; Kla<br />

3,13; Hand s. 32,4<br />

4 39,12; Jes 1,6<br />

5 Esr 9,6; Jer 51,5 vgl.<br />

Mt 18,24-25<br />

6 Jer 15,18; 30,12; Spr<br />

19,29<br />

7 44,26; 2Sam 12,16<br />

8 s. V. 4<br />

9 6,7; 32,3; Hi 3,24 vgl.<br />

34,10<br />

10 77,11; Jes 38,5<br />

11 Kraft 31,11; 102,24<br />

12 31,12; 88,19 vgl. Lk<br />

23,49<br />

13 trachten 36,5; 37,32<br />

vgl. 1Mo 6,5; ersinnen<br />

35,20; Mi 2,1<br />

14 Jes 42,19-20; 53,7;<br />

Mk 15,3-5<br />

15 Mund 141,3; Mi 7,5;<br />

Joh 8,6<br />

16 harre 37,7.9; 40,2;<br />

130,5; antworten<br />

2Sam 16,12; Röm<br />

12,19<br />

17 13,5; 35,19; Hi 12,4-<br />

5<br />

18 fallen 73,2; 118,13;<br />

145,14<br />

19 32,5; 51,5; 2Kor 7,9-<br />

10<br />

20 73,4-9<br />

21 vergelten 109,5;<br />

Widersacher 109,29<br />

vgl. Apg 24,13; 1Joh<br />

3,12; Offb 12,10<br />

22 22,12-20; 34,19<br />

23 22,20; 40,14.18<br />

1 Jeduthun 62,1; 1Chr<br />

16,41<br />

2 achten Spr 4,25-27;<br />

16,17; Zunge 34,14;<br />

Spr 10,19; Zaum<br />

141,3; Jak 1,26<br />

16<br />

Denn auf dich, HERR, harre ich;<br />

du wirst antworten, o Herr, mein Gott!<br />

17<br />

Denn ich sagte: Daß sie nur nicht über mich<br />

frohlocken,<br />

nicht großtun gegen mich, wenn mein Fuß wankt!<br />

18<br />

Denn ich bin nahe daran zu fallen,<br />

und mein Schmerz ist stets vor mir.<br />

19<br />

Denn ich bekenne meine Schuld<br />

und bin bekümmert wegen meiner Sünde.<br />

20<br />

Meine Feinde aber gedeihen und sind mächtig,<br />

und zahlreich sind, die mich unter falschem<br />

Vorwand hassen.<br />

21<br />

<strong>Die</strong> mir Gutes mit Bösem vergelten,<br />

sind meine Widersacher, weil ich dem Guten<br />

nachjage.<br />

22<br />

Verlaß mich nicht, o HERR!<br />

Mein Gott, sei nicht fern von mir!<br />

23<br />

Eile zu meiner Hilfe,<br />

o Herr, mein Heil!<br />

Psalm 39<br />

1<br />

Dem Vorsänger, dem Jeduthun. Ein Psalm<br />

Davids.<br />

2<br />

Ich habe gesagt: Ich will auf meine Wege achten,<br />

daß ich nicht sündige mit meiner Zunge;<br />

ich will meinen Mund im Zaum halten,<br />

solange der Gottlose vor mir ist.<br />

3<br />

Ich war gänzlich verstummt, schwieg auch vom<br />

Guten,<br />

aber mein Schmerz fraß in mir.<br />

4<br />

Mein Herz entbrannte in mir,<br />

durch mein Nachsinnen wurde ein Feuer<br />

entzündet,<br />

da redete ich mit meiner Zunge:<br />

3 verstum. V. 10; 38,14-15; Am 5,13; Schmerz Hi 32,19-20<br />

4 Jer 20,9 vgl. Hi 32,2-6<br />

an seine Plage, damit er eingreifen möge, oder 2.) erinnert er sich selbst<br />

und die Gesellschaft an seine historische Notlage, sodass sowohl er als<br />

auch sie im selben Kontext akuten Leids inbrünstig beten.<br />

38,2 Vgl. Ps 6,1; 39,11; Jer 31,18.<br />

38,3 deine Pfeile. <strong>Die</strong>ser Ausdruck bezieht sich auf die Vorstellung<br />

von Gott als Kämpfer und Bogenschütze, vgl. 5Mo 32,23; Hi 6,4; 16,13;<br />

Ps 7,12; Kla 3,12.13; etc.<br />

38,6 meiner Torheit. Zu schuldhafter ethischer Torheit vgl. Ps 69,5.<br />

David betrachtet dies als Grund für Gottes Züchtigung in V. 3ff.<br />

38,12 Meine Lieben und Freunde … Nächsten. <strong>Die</strong> ihm nahe<br />

standen und lieb waren, hatten ihn in seiner Not verlassen und machten<br />

damit alles noch schlimmer.<br />

38,14.15 Das beste Beispiel dafür, Verspottung und Folter ohne<br />

Gegenwehr hinzunehmen, ist der leidende Knecht Gottes in Jes 53,7;<br />

vgl. 1Pt 2,23.<br />

38,20.21 Obwohl er persönliche Sünden bekannt hatte, blieb er im<br />

Vergleich zu seinen Verfolgern rechtmäßig unschuldig.<br />

39,1-14 Psalm 39 ist eine außergewöhnlich heftige Wehklage, die mit<br />

Hi 7 und einem Großteil des Buches Prediger verglichen werden kann.<br />

Auch dieser Psalm legt wie Ps 37 einen Schwerpunkt auf das Motto »Heute<br />

hier, morgen fort«, allerdings mit einer neuen Facette: einer Anwendung<br />

auf alle Menschen, insbesondere den Psalmisten. In dieser heftigen<br />

Wehklage bricht David sein anfängliches Schweigen mit zwei Zyklen von<br />

Fragen und Reflektionen über die Kürze und Lasten des Lebens.<br />

I. Einleitung: Davids Schweigen (39,2-4)<br />

II. Zyklus 1: <strong>Die</strong> Kürze und Last des Lebens (39,5-7)<br />

A. Seine Bitte um Perspektive (39,5)<br />

B. Seine Reflektionen über Perspektive (39,6.7)<br />

III. Zyklus 2: <strong>Die</strong> Kürze und Last des Lebens (39,8-14)<br />

A. Seine Reflektion über Hoffnung (39,8)<br />

B. Seine Bitten und Reflektionen über Vorsehung (39,9-12)<br />

C. Seine Bitten um Erleichterung (39,13.14)<br />

39,1 dem Jeduthun. Wahrscheinlich ein besonders ernannter Anbetungsleiter<br />

(vgl. 1Chr 9,16; 16,37ff.; 25,1-3; Neh 11,17).<br />

39,2 Ich will … ich will. <strong>Die</strong> Form dieser Ausdrücke deutet auf<br />

starke willentliche Verpflichtungen hin. dass ich nicht sündige mit<br />

meiner Zunge. <strong>Die</strong>ses Sündigen kann sich auf eine oder beide von zwei<br />

Möglichkeiten beziehen: 1.) direkt, indem man Gott dafür kritisiert, dass<br />

er keine Vergeltung über die Gottlosen bringt, und 2.) indirekt, indem<br />

man sich in Gegenwart der Gottlosen beklagt.<br />

39,3 Sein Schweigen linderte seinen Schmerz nicht, sondern schien<br />

ihn nur zu verschlimmern.<br />

39,4 Vgl. Jeremias Notlage in Jer 20,9. da redete ich mit meiner<br />

Zunge. Im Gegensatz zum Schweigen von V. 1. Doch verstieß er nicht<br />

gegen die Bedingungen seiner ursprünglichen Verpflichtung, da er sich<br />

nicht vor Menschen empörte, sondern seine Lasten vor Gott ausschüttete<br />

(vgl. V. 5ff.)

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