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783<br />
PSALM 55,20<br />
3<br />
O Gott, rette mich durch deinen Namen,<br />
und schaffe mir Recht durch deine Macht!<br />
4<br />
O Gott, erhöre mein Gebet,<br />
und achte auf die Reden meines Mundes!<br />
5<br />
Denn Fremde haben sich gegen mich erhoben,<br />
und Gewalttätige trachten mir nach dem Leben;<br />
sie haben Gott nicht vor Augen. (Sela.)<br />
6<br />
Siehe, Gott ist mein Helfer;<br />
der Herr ist es, der mein Leben erhält.<br />
7<br />
Er wird meinen Feinden ihre Bosheit vergelten;<br />
vertilge sie nach deiner Treue!<br />
8<br />
Ich will dir opfern aus freiem Trieb;<br />
deinen Namen, o HERR, will ich loben, denn er<br />
ist gut!<br />
9<br />
Denn er hat mich errettet aus aller Not,<br />
und mein Auge sieht seine Lust an meinen<br />
Feinden.<br />
Psalm 55<br />
1<br />
Dem Vorsänger. Mit Saitenspiel. Ein Maskil von<br />
David.<br />
2<br />
Schenke meinem Gebet Gehör, o Gott,<br />
und verbirg dich nicht vor meinem Flehen!<br />
3<br />
Höre auf mich und antworte mir!<br />
Ich bin unruhig in meiner Klage und stöhne<br />
4<br />
vor dem Brüllen des Feindes,<br />
vor der Bedrückung des Gottlosen;<br />
denn sie wollen Unheil über mich bringen<br />
und befeinden mich grimmig!<br />
5<br />
Mein Herz bebt in mir,<br />
und die Schrecken des Todes haben mich<br />
überfallen;<br />
6<br />
Furcht und Zittern kommt mich an,<br />
und Schauder bedeckt mich.<br />
7<br />
Und ich sprach: O daß ich Flügel hätte wie die<br />
Taube;<br />
ich würde davonfliegen, bis ich Ruhe fände!<br />
8<br />
Siehe, ich wollte weit weg fliehen,<br />
mich in der Wüste aufhalten;<br />
9<br />
ich wollte zu meinem Zufluchtsort eilen<br />
vor dem brausenden Wind, vor dem Sturm. (Sela.)<br />
3 Namen V. 9; 20,2.8;<br />
124,8; Recht 43,1;<br />
Kla 3,59; Mi 7,9<br />
4 55,2; 71,4<br />
5 V. 2; 86,14 vgl. Joh<br />
16,2-3<br />
6 Helfer 118,6-7; 1Chr<br />
12,18; Jes 50,7.9;<br />
Leben 18,36<br />
7 vergelten 7,17; 2Sam<br />
3,39; 2Tim 4,14;<br />
Treue 143,1.12; 2Mo<br />
23,22<br />
8 opfern 66,13-15;<br />
107,22; Namen<br />
52,11; 135,3<br />
9 errettet V. 3; 34,7;<br />
Lust 58,11; 59,11;<br />
92,12<br />
1 6,1; 32,1<br />
2 Gebet 17,1; 54,4;<br />
verbirg 102,3; 143,7;<br />
Kla 3,56<br />
3 22,3; 77,4; Jes 38,14<br />
4 Bedrück. 42,10;<br />
befeinden 2Sam<br />
16,7-8<br />
5 bebt 6,4; Schrecken<br />
18,5; 116,3<br />
6 Furcht Hi 4,14<br />
7 Taube 11,1; Ruhe vgl.<br />
Mt 11,28<br />
8 1Sam 23,14<br />
9 18,3; 5Mo 33,27; Mt<br />
7,25<br />
10 Vertilge 2Sam 15,31;<br />
entzweie 1Mo<br />
11,7; Apg 23,6-10;<br />
Gewalttat 58,3; Jer<br />
6,7<br />
11 gehen 59,7.15;<br />
Unheil Jes 59,7; Hes<br />
22,7-9; Zeph 3,1<br />
12 Jer 5,1<br />
13 V. 14<br />
14 41,10; 2Sam 15,12;<br />
Mi 7,5<br />
15 vgl. 133,1<br />
16 Totenre. 4Mo 16,33;<br />
2Sam 17,23; Bosheit<br />
Spr 6,14-15<br />
17 17,6; 34,19<br />
10<br />
Vertilge sie, HERR, entzweie sie in ihren<br />
Absprachen,<br />
denn ich sehe Gewalttat und Streit in der Stadt!<br />
11<br />
Tag und Nacht gehen sie umher auf ihren<br />
Mauern,<br />
und in ihrem Inneren ist Unheil und Verderben.<br />
12<br />
Bosheit herrscht in ihrer Mitte,<br />
und von ihrem Markt weichen nicht Bedrückung<br />
und Betrug.<br />
13<br />
Denn es ist nicht mein Feind, der mich<br />
schmäht;<br />
das könnte ich ertragen.<br />
Nicht mein Hasser tut groß gegen mich;<br />
vor dem wollte ich mich verbergen.<br />
14<br />
Aber du bist es, ein Mensch meinesgleichen,<br />
mein Freund und mein Vertrauter!<br />
15<br />
[Dabei] hatten wir innige Gemeinschaft<br />
miteinander,<br />
sind zum Haus Gottes gegangen mit der Menge! –<br />
16<br />
<strong>Der</strong> Tod überfalle sie!<br />
Sie sollen lebendig ins Totenreich fahren,<br />
denn Bosheit ist in ihren Wohnungen, in ihrem<br />
Inneren.<br />
17<br />
Ich aber rufe zu Gott,<br />
und der HERR wird mir helfen.<br />
18<br />
Abends, morgens und mittags will ich beten<br />
und ringen,<br />
so wird er meine Stimme hören.<br />
19<br />
Er hat meine Seele erlöst und ihr Frieden<br />
verschafft<br />
vor denen, die mich bekriegten;<br />
denn viele sind gegen mich gewesen.<br />
20<br />
Gott wird hören und sie demütigen,<br />
er, der auf dem Thron sitzt von Urzeit her. (Sela.)<br />
Denn sie ändern sich nicht,<br />
und sie fürchten Gott nicht. –<br />
18 Abends vgl. Dan 6,10; Lk 18,1.7; hören 6,9; 1Kö 8,28.30<br />
19 erlöst 106,10; Frieden 2Sam 7,1; viele 56,3; 2Kö 6,16; 1Kor<br />
16,9; Phil 3,18<br />
20 hören 6,9-10; demütigen 53,6; Urzeit 93,2; ändern Jer 5,3;<br />
fürchten 2Kö 17,34; Pred 8,13<br />
54,3 durch deinen Namen. In der Antike war der Name einer Person<br />
im Prinzip die Person selbst. Hier beinhaltet Gottes seinen Bundesschutz.<br />
schaffe mir Recht. David bittet Gott, sein Recht für ihn<br />
auszuführen, so wie wenn vor Gericht ein Angeklagter für unschuldig<br />
erklärt wird.<br />
54,4 achte. Wörtl. »nimm zu Ohren«. Ein Anthropomorphismus,<br />
der »hören«, »aufmerken« bedeutet.<br />
54,5 Fremde. So werden entweder Nichtisraeliten genannt oder Israeliten,<br />
die den Bund mit Gott gebrochen hatten. Da in diesem Fall Saul<br />
und die Siphiter die Peiniger sind, handelt es sich bei diesen »Fremden«<br />
um abgefallene Israeliten (vgl. 1Sam 23,19; 26,1).<br />
54,7 nach deiner Treue. Da Gott allwissend ist, kann er vollkommene<br />
Gerechtigkeit an den Gottlosen ausüben.<br />
54,9 sieht seine Lust. Zuversichtlich blickt David auf das voraus,<br />
was er in der Vergangenheit gesehen hat: die Niederlage seiner Feinde.<br />
55,1-24 In dieser persönlichen Wehklage schüttet David dem Herrn<br />
sein Herz aus, weil ein ehemals enger Freund ihn verraten hat (V. 13-15).<br />
Es ist sehr gut möglich, dass der Verrat durch Absalom bzw. Ahitophel<br />
der Anlass zu diesem Psalm war (vgl. 2Sam 5-18). <strong>Der</strong> größte Teil des<br />
Psalms wechselt zwischen Gebeten für den Untergang seines Feindes (V.<br />
10.16.20.24) und Lobpreis für Gottes Segen (V. 16.18.22). Vers 22 bildet<br />
den Höhepunkt dieses Psalms für Christen, die selber erlebt haben,<br />
dass ihnen ein Vertrauter »in den Rücken gefallen« ist. Trotz der Verzweiflung<br />
drückt David völlige Zuversicht in Gott aus.<br />
I. Das Gebet des Leidens (55,2-9)<br />
II. Das Gebet um Gerechtigkeit (55,10-16)<br />
III. Das Gebet der Gewissheit (55,17-24)<br />
55,4 Unheil über mich bringen. Das Verb beschreibt einen umstürzenden<br />
und auf das Opfer fallenden Gegenstand.<br />
55,7 Flügel hätte wie die Taube. David beschreibt seine Gefühle;<br />
er wünschte, fliehen zu können.<br />
55,10 entzweie sie in ihren Absprachen. Wörtl. »teile ihre Zunge«.<br />
Vielleicht ist das eine Anspielung auf den Turm zu Babel, wo Gott<br />
die Kraft dieser gegen ihn gerichteten Bewegung zerstörte, indem er<br />
verschiedene Sprachen einführte (vgl. 1Mo 11,5-9).<br />
55,16 lebendig ins Totenreich fahren. Da Gott dies einst mit den<br />
Feinden Moses getan hatte (4Mo 16,30), bittet David ihn, dasselbe Gericht<br />
an seinen Feinden auszuüben.<br />
55,20 sie ändern sich nicht. Davids Feinde waren in ihren Wegen<br />
zu etabliert und zu sicher, als dass sie auf Gott geachtet hätten.