PDF 1.6MB - Das Mahabharata - Pushpak
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uns. Ein Shudra dient, ein Vaisya lebt durch den Handel, der Brahmane hat die Holzschüssel<br />
(zum Betteln) erwählt, und wir sollen vom Kämpfen leben. Der Kshatriya kämpft gegen den<br />
Kshatriya, wie die Fische andere Fische fressen, und ein Hund den anderen jagt! Sieh nur,<br />
oh Nachkomme der <strong>Das</strong>arhas, wie jeder von ihnen seiner Lebensaufgabe folgt.<br />
Oh Krishna, auf den Schlachtfeldern ist Kali immer anwesend, denn ringsumher wird Leben<br />
zerstört. Doch in Wirklichkeit wird eine Kraft aus der politischen Lage entfaltet, so daß Erfolg<br />
und Mißerfolg nicht allein vom Willen der Kämpfer abhängen. Auch das Leben der<br />
Geschöpfe wird nicht durch ihre eigenen Wünsche bestimmt, denn weder Wohl noch Weh<br />
kann sein, wenn die Zeit dafür nicht reif ist, oh Bester der Yadus. Manchmal tötet ein Mensch<br />
viele, manchmal töten viele gemeinsam einen. Ein Feigling kann einen Helden besiegen, und<br />
ein Unbekannter kann ein berühmter Held werden. Doch niemals können beide Parteien den<br />
Sieg gewinnen, noch können beide besiegt werden. Nur der Verlust kann auf beiden Seiten<br />
gleich groß sein. Wer dem entflieht, der vermeidet den Verlust, sowohl des Lebens als auch<br />
der großen Mühen. Denn unter allen Bedingungen ist Krieg immer auch eine Sünde. Wer<br />
könnte andere töten, ohne selbst getötet zu werden? Für einen Getöteten, oh Hrishikesha,<br />
sind Sieg und Niederlage dasselbe. Es ist wohl wahr, daß eine Niederlage nicht weit vom<br />
Tod entfernt ist, aber auch für den Sieger, oh Krishna, sind die Verluste groß. Er selbst darf<br />
nicht getötet werden, aber von seinen Gegnern sollen viele sterben, die er eigentlich achtet<br />
und die ihm lieb sind. Oh Herr, im kräfteverzehrendem Kampf sieht er nicht mehr seine<br />
Söhne und Brüder vor sich, und wird dem Leben selbst gegenüber gleichgültig, oh Krishna.<br />
Und diejenigen, die ruhig, bescheiden, tugendhaft und mitleidsvoll sind, werden im Kampf<br />
gewöhnlich zuerst getötet, während die Hartherzigen überleben. Denn nach dem Töten,<br />
auch wenn es ein Feind ist, regt sich in jedem Herzen, oh Janardana, ein Bedauern. Doch<br />
wer unter den Feinden überlebt, wird zum Problem, denn die Überlebenden sammeln neue<br />
Kräfte und streben weiter danach, den vermeintlichen Sieger zu zerstören. So bemüht man<br />
sich häufig in der Hoffnung auf ein schnelles Ende dieses Kampfes, den Feind ganz<br />
auszurotten. Damit erzeugt der Sieg auch weiterhin Feindseligkeit, und die Besiegten leben<br />
in großer Angst.<br />
Nur wer friedlich ist, der schläft glücklich, und kann alle Gedanken an Sieg und Niederlage<br />
loslassen. Wohingegen der feindlich Gesinnte stets im Elend schläft, mit einem Herz voller<br />
Sorgen, als ob er mit einer giftigen Schlange im gleichen Raum wohnt. Wer aber ausrottet,<br />
der gewinnt selten Ruhm. Im Gegenteil, er erntet in den Augen aller ewige Schande. Aber<br />
Feindschaften, die über so lange Zeit geführt wurden, hören nicht auf, solange es noch einen<br />
Lebenden in der Familie des Feindes gibt. Denn die Geschichtenerzähler braucht man nicht<br />
erst zu suchen, die einen ständig an die Vergangenheit erinnern. Feindseligkeit, oh Kesava,<br />
kann niemals durch Feindseligkeit ausgelöscht werden. Im Gegenteil, sie wird durch<br />
Feindseligkeit angefacht, wie ein Feuer durch geklärte Butter. Deshalb kann es keinen<br />
Frieden ohne die Vernichtung einer der Parteien geben, weil immer Schwachstellen entdeckt<br />
werden können, welche die eine oder andere Seite als Vorteil benutzen könnte. Wer ständig<br />
nach solchen Schwachstellen sucht, trägt eine große Last. Denn die feste Überzeugung von<br />
der eigenen Heldenkraft beunruhigt das Innere des Herzens, wie eine unheilbare Krankheit.<br />
Ohne davon grundlegend loslassen zu können, kann es bis zum Tod keinen Frieden geben.<br />
Es ist wohl wahr, oh Madhu Vernichter, daß die Ausrottung des Feindes bis zu den Wurzeln<br />
zu einem guten Ergebnis in Form von großem Wohlstand führen kann, doch solch eine Tat<br />
ist die grausamste. Anderseits ist der Frieden, der durch unseren Verzicht auf das Königreich<br />
geschaffen werden könnte, kaum anders als unser Tod, der ebenfalls den Verlust des<br />
Königreiches bedeutet und sogar den Plänen des Feindes entspricht, der uns völlig<br />
entmachten will. Wir möchten das Königreich nicht aufgeben, noch wollen wir den Untergang<br />
unseres Geschlechtes sehen. Unter diesen Bedingungen ist wohl der Frieden das Beste,<br />
selbst wenn er durch Herabwürdigung geschaffen wird. Wenn allerdings jene, die mit allen<br />
friedlichen Mitteln um den Frieden kämpfen, an dieser Versöhnung scheitern, dann wird der<br />
Krieg unvermeidlich und es ist an der Zeit, Heldenkraft zu zeigen. Wahrlich, wenn<br />
Versöhnung scheitert, werden schreckliche Ergebnisse folgen. Der Achtsame kann das alles<br />
in einem Streit zwischen Hunden erkennen. Als erstes wackeln sie mit den Schwänzen, dann<br />
bellt der eine, und der andere antwortet darauf, dann umrunden sie sich, dann zeigen sie<br />
ihre Zähne, dann knurren sie wiederholt, und schließlich kommt es zum Kampf. In solch<br />
www.mahabharata.pushpak.de - 121 - <strong>Mahabharata</strong> - Buch 5, Udyoga Parva