PDF 1.6MB - Das Mahabharata - Pushpak
PDF 1.6MB - Das Mahabharata - Pushpak
PDF 1.6MB - Das Mahabharata - Pushpak
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Weisheit, ich bin Vidura und komme auf deinen Befehl hin. Wenn es irgend etwas gibt, was<br />
getan werden sollte, ich bin bereit, befiehl mir!“<br />
Dhritarashtra sprach:<br />
Oh Vidura, Sanjaya ist zurückgekehrt. Doch er ist schon wieder gegangen, nachdem er mich<br />
gerügt hat. Morgen wird er in der Mitte des Hofes die Botschaft von Yudhishthira verkünden.<br />
Ich konnte heute nicht herausfinden, was die Nachricht vom Kuru Helden ist. Deshalb brennt<br />
mein Körper, und ich finde keinen Schlaf. Sag mir, was für jemanden gut ist, der im Inneren<br />
brennt und keine Ruhe findet. Du bist, oh Bruder, sowohl in der Religion (Dharma) als auch<br />
im Verdienst (Artha) erfahren. Seit Sanjaya von den Pandavas zurück ist, kennt mein Herz<br />
keinen Frieden mehr. Voller Angst darüber, was er verkünden wird, sind alle meine Sinne<br />
durcheinander.<br />
Darauf sprach Vidura:<br />
Schlaflosigkeit überkommt einen Dieb, einen Lüstling, einen Verlierer seines ganzen<br />
Besitzes, einen Erfolglosen, oder einen Schwachen, der von einem Starken bedroht wird. Ich<br />
hoffe, oh König, daß keines dieser ernsten Übel dich eingeholt hat. Ich hoffe, du grämst dich<br />
nicht, weil du den Reichtum von anderen begehrst.<br />
Dhritarashtra sprach:<br />
Ich wünsche von dir Worte zu hören, die nützlich und voll hoher Moral sind. In diesem<br />
Geschlecht von königlichen Heiligen wirst du als ein besonders Weiser verehrt.<br />
Vidura antwortete:<br />
König Yudhishthira, der mit jeder Tugend geschmückt ist, wäre würdig, der Souverän der<br />
drei Welten zu sein. Doch, oh Dhritarashtra, obwohl er es verdiente, an deiner Seite zu sein,<br />
wurde er von dir verbannt. Denn du hast Eigenschaften, welche seinen Qualitäten<br />
entgegenstehen. Obwohl er tugendhaft und in der Moral gelehrt ist, willst du ihm aufgrund<br />
deiner Blindheit dennoch kein Recht auf seinen Anteil des Königreiches gewähren. Infolge<br />
von seiner Milde und Güte, seiner Gerechtigkeit, Wahrheitsliebe, Selbstbeherrschung und<br />
seines Respekts dir gegenüber, ertrugt Yudhishthira geduldig unzählige Ungerechtigkeiten.<br />
Wie kannst du noch auf Wohlergehen hoffen, nachdem du Duryodhana, Shakuni, Karna und<br />
Dushasana die Führung des Reiches anvertraut hast?<br />
Nur der kann weise genannt werden, der durch Selbsterkenntnis, Bemühung, Enthaltung und<br />
Beständigkeit in der Tugend mit den hohen Lebenszielen verbunden bleibt. Einen weisen<br />
Menschen erkennt man an seiner Neigung zu Taten, die des Lobes würdig sind, und an der<br />
Abneigung gegen Schändlichkeiten. Er hat Glaube und Verehrung. Weder Zorn, noch<br />
Freude oder Stolz, falsche Bescheidenheit, Bestürzung oder Überheblichkeit können ihn von<br />
solch hohen Lebenszielen ablenken. Seine beabsichtigten Taten und Ratschläge bleiben<br />
den Feinden verborgen, und seine Taten werden erst bekannt, nachdem sie vollbracht<br />
wurden. Seine weitsichtigen Handlungen werden nicht durch Hitze oder Kälte, Glück oder<br />
Unglück, noch durch die Angst vor Anhaftung behindert. Seine Wünsche sind ohne Begierde<br />
und folgen sowohl der Tugend als auch dem Wohlergehen. Er enthält sich den<br />
Vergnügungen dieser Welt und wählt solche Ziele, die sowohl in dieser als auch in der<br />
folgenden Welt zum Wohle gereichen. Er handelt stets zum Guten und das, mit größter<br />
Achtsamkeit. So versteht er schnell und hört geduldig zu.<br />
Ein weiser Mensch verfolgt seine Ziele mit Vernunft und niemals mit Begierde. Er<br />
verschwendet seinen Atem nicht durch Geschwätz über andere und spricht nur, wenn er<br />
gefragt wird. Er kämpft nicht blind um Ziele, die unerreichbar sind. Er grämt sich nicht um<br />
Verlorenes oder Vergangenes. Er umwölkt seinen Geist nicht mit der Last von endlosen<br />
Sorgen. Er kämpft, bis das vollbracht ist, was er begonnen hat. Er vergeudet niemals seine<br />
Zeit. Er hat seine Seele unter Kontrolle. Ein weiser Mensch, oh Bulle der Bharatas, findet<br />
seinen Wohlstand immer mit ehrlichen Taten und handelt so zum Wohle aller. Er verachtet<br />
niemals das Gute. Er jubelt nicht über Ehrungen, noch grämte er sich bei Beleidigungen. Er<br />
bleibt gelassen und ruhig, wie ein See im Lauf der Ganga. Er kennt die vergängliche Natur<br />
aller Kreaturen und weiß um die Verbindung aller Handlungen. Er kennt die Mittel, womit der<br />
Mensch alle Wünsche stillen kann. Er spricht überzeugend, kann sich auf verschiedene<br />
Gesprächspartner einstellen und argumentiert auf geniale Weise. Er spürt die Bedeutung der<br />
www.mahabharata.pushpak.de - 50 - <strong>Mahabharata</strong> - Buch 5, Udyoga Parva