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PDF 1.6MB - Das Mahabharata - Pushpak

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Der Sohn antwortet:<br />

Wie könnte ich siegen, ohne Reichtum und ohne Verbündete? In Anbetracht meines äußerst<br />

erbärmlichen Zustandes habe ich den Wunsch nach dem Königreich aufgegeben, wie ein<br />

Übeltäter den Wunsch nach dem Himmel. Wenn du aber, oh weise Dame, irgendwelche<br />

hilfreichen Mittel siehst, dann sprich jetzt offen zu mir, denn ich werde alles tun, was du mir<br />

gebietest.<br />

Die Mutter sprach:<br />

Erniedrige deine Seele nicht durch Hoffnungslosigkeit, oh Sohn! Unerreichtes wird erreicht<br />

und Erreichtes wieder verloren! Die Erfüllung von Zielen sollte niemals mit Haß und<br />

Dummheit gesucht werden. Es gibt wahrlich keine Tat, oh Sohn, wo der Erfolg garantiert ist.<br />

Doch obwohl die Menschen diese Unsicherheit kennen, handeln sie dennoch, so daß sie<br />

manchmal erfolgreich sind und manchmal nicht. Wer jedoch auf das Handeln ganz<br />

verzichtet, der erreicht niemals Erfolg. Ohne Anstrengung gibt es nur ein Ergebnis, nämlich<br />

die Abwesenheit des Erfolges. Dagegen bringt die Anstrengung zwei Ergebnisse, nämlich<br />

den Erwerb von Erfolg oder den Erwerb von Mißerfolg. Wer sich, oh Prinz, in Anbetracht der<br />

Unsicherheit in allen Taten bereits im Vorfeld geschlagen gibt, für den bleiben Erfolg und<br />

Wohlstand immer unerreichbar. „Alles ist erreichbar!“ Mit diesem Glauben sollte man alle<br />

Faulheit abwerfen, sich anstrengen, erwachen und tätig sein.<br />

Der kluge König, oh Sohn, welcher handelt, alle verheißungsvollen Riten ausführt und die<br />

Götter und Brahmanen auf seiner Seite hat, der gewinnt bald Erfolg. Wie die aufgehende<br />

Sonne den Osten umarmt, so umarmt ihn die Göttin des Wohlstandes. Ich sehe, daß du dich<br />

offen für die verschiedenen Vorschläge, Mittel und ermutigenden Reden zeigst, die du von<br />

mir erhalten hast. So zeige jetzt auch deine Heldenkraft! Es ziemt sich für dich, durch<br />

jegliche Anstrengung das Ziel zu gewinnen, welches vor dir liegt. Versammle auf deiner<br />

Seite all diejenigen, die mit deinen Feinden unzufrieden sind, die sich Wohlergehen<br />

wünschen, die unter deinen Feinden geschwächt wurden, die sie nicht dulden wollen, die<br />

von ihnen erniedrigt wurden, die sie aus Stolz und Würde herausfordern möchten sowie<br />

andere dieser Art. Dadurch wirst du fähig sein, die mächtige Heerschar deiner Feinde zu<br />

schlagen, wie ein heftiges und wild aufkommendes Gewitter die Wolken zerstreut.<br />

Gib deinen Verbündeten Reichtum, bevor sie ihn erwarten, suche ihren Nutzen, sei<br />

dienstbereit und sprich freundlich zu ihnen. Dann werden sie dir nützlich sein und dich als<br />

Führer anerkennen. Wenn der Feind erfährt, daß sein Gegner die Lebensangst überwunden<br />

hat, dann wird er beginnen, dich zu fürchten wie eine Schlange im eigenen Haus. Und wenn<br />

deine Stärke erkannt wurde, dann wird er sich zurückhalten, dich zu unterwerfen. Er wird<br />

dich vorerst mit den Künsten der Versöhnung, mit Geschenken und ähnlichen zum Freund<br />

gewinnen wollen. Doch auch das käme einer Unterwerfung gleich. Denn durch die Künste<br />

der Versöhnung schafft er sich nur Zeit, um seinen Reichtum zu vermehren. Und wenn der<br />

Reichtum zunimmt, wird man verehrt und gewinnt neue Verbündete. Aber wem sein<br />

Reichtum geraubt wird, den verlassen die Freunde und Verwandten, und darüber hinaus<br />

wachsen Mißtrauen und sogar Verachtung. Es ist völlig unmöglich, sein Königreich jemals<br />

wiederzugewinnen, wenn man sich mit seinen Feinden verbündet und leichtgläubig lebt.<br />

Kapitel 136 - <strong>Das</strong> Ende der Geschichte von der Königin Vidula<br />

Die Mutter sprach:<br />

An welchem Unglück ein König auch scheitern möge, er sollte niemals seine Angst verraten.<br />

Denn das ganze Königreich, die Armee, die Berater und alle Untertanen werden ängstlich<br />

und uneins, wenn sie ihren König von Angst überwältigt sehen. Einige gehen und verbünden<br />

sich mit dem Feind, andere verlassen einfach den König und wieder andere, die zuvor<br />

unterdrückt wurden, rüsten sich schnell zum Gegenschlag. Nur die vertrautesten Freunde<br />

bleiben an seiner Seite. Doch obwohl sie sein Wohlergehen wünschen, stehen sie nun hilflos<br />

wie eine Kuh, deren Kalb angebunden wurde. Wie sich Freunde um leidende Freunde<br />

grämen, so grämen sich jene Wohlgesinnten um ihren Herrn, den sie voller Sorgen sehen.<br />

Auch du hast viele Freunde, die du früher verehrt hast. Auch du hast viele Gleichgesinnte,<br />

die sich für dein Königreich aufopfern und sogar dein Elend mit tragen würden. Verschrecke<br />

jene Freunde nicht, indem du dich voller Angst zeigst!<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 197 - <strong>Mahabharata</strong> - Buch 5, Udyoga Parva

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