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PDF 1.6MB - Das Mahabharata - Pushpak

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wird als jemand betrachtet, der das Verhalten einer Katze hat.“ Ich werde dir hier, oh König,<br />

diese ausgezeichnete Geschichte wiederholen, die von Narada meinem Vater rezitiert<br />

wurde: Einst nahm eine übelgesinnte Katze, oh König, ihre Wohnstätte an den Ufern der<br />

Ganga, verzichtete auf jegliche Arbeit und stand mit erhobenen Händen (bzw. Pfoten, nach<br />

der Art der Asketen). Sie gab vor, ihr Herz gereinigt zu haben, und sprach zu allen Wesen<br />

„Ich übe jetzt Tugend!“, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Nach einiger Zeit vertrauten ihr alle<br />

eierlegenden Wesen und versammelten sich, oh Monarch, um diese Katze zu loben. Und<br />

angebetet von allen befiederten Wesen, betrachtete der Vogelfresser sein Ziel als erreicht<br />

sowie auch den Zweck der Entsagung. So kamen nach einiger Zeit auch die Mäuse dorthin.<br />

Sie alle betrachteten die Katze als eine tugendhafte Person, die große Gelübde übte und<br />

voller Stolz eine ruhmreiche Tat vollbrachte. Mit dieser Überzeugung formte sich folgender<br />

Wunsch in ihnen, und sie sprachen zu ihrem König: „Wir haben viele Feinde. Laß diese<br />

Katze unser Schutzpatron sein, dann wird sie stets alle Alten und Jungen unserer Rasse<br />

beschützen.“<br />

So gingen sie schließlich zur Katze und sprachen gemeinsam: „Durch deine Gnade<br />

wünschen wir im Glück zu wandern. Sei unser gnädiger Schutz, sei unser großer Freund!<br />

Dafür nehmen wir alle Zuflucht bei dir. Du bist immer der Tugend gewidmet und beständig<br />

dem Erwerb von Verdienst hingegeben. Oh du mit der großen Weisheit, deshalb beschütze<br />

uns, wie der Träger des Donnerblitzes die Himmlischen beschützt!“ Oh König, so<br />

angesprochen von allen Mäusen, antwortete ihnen die Katze: „Ich kann nicht sehen, wie ich<br />

beides, meine asketische Buße und euren Schutz, miteinander vereinbaren kann. Ich kann<br />

mich aber auch nicht enthalten, euch Gutes zu tun, wenn ihr darum bittet. So möget ihr nun<br />

alle zu jeder Zeit meinen Worten folgen. Durch meine strengen Gelübde bin ich aufgrund der<br />

Askese sehr geschwächt. Ich sehe deshalb keine Möglichkeit, mich zu bewegen. Deshalb<br />

möget ihr mich jeden Tag zum Flußufer tragen.“ Darauf sprachen die Mäuse „So sei es!“ und<br />

übergaben sich mit Jung und Alt dieser Katze, oh Stier der Bharatas. Doch dieses<br />

übelgesinnte Wesen begann, sich von den Mäusen zu ernähren und wurde mit der Zeit dick,<br />

rosig und stark in allen Gliedern. Und wie die Mäuse immer weniger wurden, so wuchs die<br />

Katze an Energie und Kraft. Bald versammelten sich alle Mäuse und sprachen zueinander:<br />

„Unser Schutzpatron wird täglich kräftiger, während wir täglich weniger werden!“ Oh König,<br />

darauf sprach eine Maus, die mit Weitsicht begabt war und Dindika genannt wurde, folgende<br />

Worte zur großen Versammlung der Mäuse: „Geht nun alle zusammen zum Flußufer. Ich will<br />

euch bald folgen und unseren Schutzpatron begleiten.“ Da riefen sie alle „Ausgezeichnet!<br />

Ausgezeichnet!“ und lobten diesen einen von ihnen. Dann taten sie, was Dindika mit seinen<br />

schicksalsprägenden Worten verkündet hatte. Doch die Katze, welche davon nichts ahnte,<br />

fraß Dindika noch an diesem Tage auf. So berieten sich alle Mäuse nach kurzer Zeit wieder,<br />

und eine sehr alte Maus mit dem Namen Kilika sprach diese gerechten Worte, oh König, in<br />

Gegenwart ihrer ganzen Verwandtschaft: „Unser Schutzpatron strebt nicht wirklich nach<br />

Tugend. Wie ein Heuchler ist er unser Freund geworden, doch in Wirklichkeit ist er unser<br />

Feind. Wahrlich, die Exkremente eines Wesens, das nur von Früchten und Wurzeln leben,<br />

enthalten niemals Haare und Fellreste. Und während seine Glieder wachsen, verringert sich<br />

unsere Zahl. Außerdem haben wir Dindika seit acht Tagen nicht wiedergesehen.“ Nach<br />

diesen Worten liefen die Mäuse in alle Richtungen davon. Und auch die Katze mit der<br />

übelgesinnten Seele kehrte dorthin zurück, woher sie gekommen war.<br />

Auch du, oh Übelgesinnter, handelst wie diese Katze. Du benimmst dich zu deinen<br />

Mitmenschen auf die gleiche Weise, wie diese Katze zu den Mäusen. Deine Rede ist von<br />

einer Art, und dein Verhalten ist von einer anderen. Deine Hingabe zu den heiligen<br />

Traditionen und deine Friedfertigkeit sind nur äußerlich vor den Menschen. Gib diese<br />

Heuchelei endlich auf, oh König, nimm das Verhalten eines Kshatriyas an, und tue alles, was<br />

man als Kshatriya tun sollte. Willst du nicht tugendhaft sein, oh Bulle unter den Männern?<br />

Erwirb die Erde mit der Heldenkraft deiner Arme, oh Bester der Bharatas. Mache den<br />

Brahmanen Geschenke und befriedige deine verstorbenen Ahnen, wie man es tun sollte.<br />

Suche das Wohl deiner Mutter, die seit vielen Jahren gequält wird. Trockne ihre Tränen, und<br />

mach ihr alle Ehre, indem du im Kampf deine Feinde besiegst! Du hast mit großer<br />

Erbärmlichkeit um nur fünf Dörfer gebeten. Sogar das wurde von uns zurückgewiesen, nur<br />

um diesen Kampf zu provozieren. Die Pandavas endlich zu reizen, war alles, was wir<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 228 - <strong>Mahabharata</strong> - Buch 5, Udyoga Parva

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