Download Innenteil als PDF - Weibblick
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TITEL<br />
Albanische Mutter mit ihrem Kind<br />
Foto: Marco Limbe.rg<br />
Osteuropa! Osteuropäische Frauen!<br />
Es sollte eine kleine Erfolgsgeschichte werden.<br />
Cut zehn Jahre nach den politischen<br />
Wenden, nach der polnischen Soüdarnosc,<br />
der russischen Perestroika, der Auflösung<br />
des Warschauer Paktes und der deutschen<br />
Wiedervereinigung wollten wir gen Osten<br />
blicken und sehen, was die Osteuropäerinnen<br />
im vergangenen Jahrzehnt auf die Beine<br />
gestellt haben. Wie sieht heute der Alltag der<br />
Frauen im Osten aus? Welche Chancen haben<br />
heute Polinnen, Russinnen, Ukrainerinnen,<br />
Rumäninnen etc., aus ihrem Leben etwas zu<br />
machen? Vor allem, welche Möglichkeiten<br />
stehen ihnen zuhause offen? Es dürfte doch<br />
kaum der Traum jeder Polin sein, in einem<br />
deutschen Haushalt aufzuräumen, oder das<br />
Ziel einer Russin, sich auf deutschen Autorouten<br />
<strong>als</strong> Prostituierte zu verdingen? Oder<br />
könnte es aber sein, daß diese Frauen sich<br />
auch auf diesen Wegen Schritt für Schritt in<br />
einer gewandelten Realität emanzipieren?<br />
Wie auch immer, es sollten jedenfalls<br />
Geschichten von Erfolgen sein, die wir uns<br />
vorstellten, <strong>als</strong> wir dieses Heft planten. Nicht<br />
die bekannten Stories von den armen, unterdrückten<br />
Frauen im Osten, die im Westen<br />
für ihre Familien putzen und anschaffen<br />
gehen müssen. Von schlitzohrigen Geschäftsfrauen<br />
wollten wir berichten, von kleinen oder<br />
großen Frauen mit noch viel größeren Ideen,<br />
erfolgreichen Künstlerinnen, aber auch von<br />
denen, die ihren Platz außerhalb ihres Landes<br />
hier in Deutschland gefunden haben<br />
oder gleich die ganze Welt erobern wollen.<br />
Mittenrein platzten die Nato-Bomben im<br />
Kosovo.<br />
Inzwischen geht der Krieg in den dritten<br />
Monat, und mit jeder Nacht, in der die Nato<br />
Hunderte von Einsätzen fliegt, wird ein Stück<br />
mehr vom Balkan zerstört, auf dem Frauen<br />
und Männer trotz nation<strong>als</strong>taatlicher Bestrebungen<br />
friedlich hätten miteinander leben<br />
können. Innerhalb von zehn Jahren, ist es nun<br />
schon der zweite Krieg, der die Bevölkerung<br />
um Jahrzehnte in ihrer Entwicklung, nicht nur<br />
wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich<br />
zurückwirft: Ein ganzes Volk, das der Kosovo-<br />
Albaner, ist auf der Flucht und seine Rückkehr<br />
noch längst keine ausgemachte Sache. Selbst<br />
wenn dieser Krieg zuende ist, ist ihr Land zerstört,<br />
sind ihre Häuser abgebrannt und ganze<br />
Dörfer dem Boden gleich gemacht.<br />
Wir haben uns den aktuellen Zeitläufen<br />
nicht verschlossen, und unsere Autorinnen<br />
trotzdem Erfolgsgeschichten schreiben lassen.<br />
Kleine, denn die großen zeichnen sich erst ab.<br />
Es gibt Rückblicke, Analysen und teils persönliche<br />
Beobachtungen. Aber sie alle ändern<br />
eins nicht: Es ist Krieg in Europa.<br />
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