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FINANZEN<br />

St eu.e.xre..£.Q.rm<br />

von<br />

»Finanzminister sind schlaue Füchse,<br />

weil sie ihren Steuern so angenehme Namen<br />

geben wie Solidaritätszuschlag, Krankenhaus-Notopfer<br />

oder Ökosteuer,« so antwortete<br />

eine i3Jährige Schülerin auf eine Umfrage<br />

der Zeitschrift Eltern zum Thema Steuergerechtigkeit<br />

(Eltern-Heft 3/99). Und die neue<br />

Bundesregierung hat sich ohne zu zögern<br />

bemüht, das Urteil zu bestätigen. Am i. April<br />

wurde sie Wirklichkeit, die Ökosteuer.<br />

Damit ist ein großer Schritt in Sachen<br />

Umweltpulilik getan worden. Ökomöbel.<br />

Ökokleidunt;. Ökolebensmitlel, Ökohäuser.<br />

Die Politik liegt voll im Trend. Je mehr Steuern<br />

wir zahlen, desto mehr öko? Nein, Vater<br />

Staat will uns zum richtigen Verhalten leiten,<br />

indem er uns den Anreiz, sozusagen das<br />

Bonbon gibt, Energie einzusparen. Angenommen,<br />

wir würden alle vom Auto aufs<br />

Fahrrad umsteigen, dann wäre zwar das<br />

pädagogische Ziel erreicht, allein der Finanzminister<br />

hatte mit schwindenden Einnahmen<br />

das Nachsehen. Aus dem Dilemma<br />

führt eine Doppelstrategie: Man greife bei<br />

der Namensgebung Bedürfnisse der Bevölkerung<br />

z.B. nach Umweltschutz oder Arbeitsplatzsicherheit<br />

auf, schmücke das Ganze zu<br />

wohlklingenden Bezeichnungen und verbaue<br />

gleichzeitig weitgehend die Möglichkeit,<br />

Steuerzahlungen zu vermeiden (Stichworte:<br />

Arbeitsplatzmobilität und fehlender öffentlicher<br />

Personen nah verkehr außerhalb der<br />

Zentren). Selbstverständlich erinnert niemand<br />

mehr an so veraltete Vorhaben wie<br />

den Abbau der Steuervergünstigung für den<br />

Flugverkehr oder die Verlagerung des Güterverkehrs<br />

aufschiene und Schiff oder die<br />

Förderung erneuerbarer Energiequellen.<br />

Alles Vorhaben, die neben anderen zum<br />

ursprünglichen Konzept der Ökosteuer<br />

gehörten.<br />

—"% ^d*l*fc,<br />

JA<br />

Jf<br />

Uud so können wir dem neuen Finanzminister<br />

einen weiteren Tip mit auf den Weg<br />

geben: Man lasse sich umfangreiche Steuerreformvorschläge<br />

erarbeiten, löse daraus<br />

nach Jahren und Jahrzehnten der öffentlichen<br />

Diskussion einen winzigen Bruchteil,<br />

hänge ihm den ursprünglichen Namen um,<br />

fertig ist der Wolf im Schafspelz.<br />

Die jetzt eingeführte Energiesteuererhöhung<br />

wurde uns damit schmackh;ift<br />

gemacht, daß dadurch Arbeitsplätze gesichert<br />

werden könnten: »Die Energie teurer<br />

und Arbeit billiger machen«, lautete das<br />

Motto. Nun sind Steuern grundsätzlich nicht<br />

zweckgebunden, sondern wandern mit anderen<br />

Steuerarten in einen Topf. Und von ihrer<br />

Definition her sind es Zahlungen ohne<br />

Gegenleistung. Das heißt, würden wir ein<br />

Recht, einen Anspruch oder eine andere<br />

Gegenleistung erhalten, kann es sich dabei<br />

nicht um Steuern handeln. Das Versprechen,<br />

für eine Steuererhöhung beispielsweise die<br />

Rentenversicherungsbeiträge herabzusetzen,<br />

ist paradox. Denn ist die Zusicherung wahr,<br />

können es keine Steuern sein, sind es aber<br />

Steuern, kann das Versprechen nicht von<br />

Dauer sein.<br />

Auch die Neuregelung der geringfügigen<br />

Beschäftigungsverhältnisse, der 63O-Mark-<br />

Jobs, verlangte schlaue Köpfe. Denn einfach<br />

dürfte es nicht gewesen sein, einerseits Sozialversicherungsbeiträge<br />

abzuverlangen,<br />

andererseits keine richtigen Rentenansprüche<br />

entstehen zu lassen. Tapfer wurde<br />

die Hürde genommen. Wir erinnern uns:<br />

Langjährige Forderung der Frauenbewegung<br />

war und ist es, die staatliche Normsetzung<br />

auf den männlichen Familienernährer und<br />

der im Hause waltenden Ehefrau, die geringfügig<br />

dazuverdient, zu beenden. Das Ehegattensplitting<br />

im Einkommensteuerrecht zu<br />

streichen und die gewonnenen Finanzmittel<br />

Familien mit Kindern zugute kommen zu<br />

lassen, waren ebenfalls vorgesehen. Damit<br />

würde die Lohnsteuerklasse V wegfallen. Zu<br />

diesem Konzept zählte auch die Einführung<br />

Kritische Anmerkungen zur<br />

rot-grünen Steuer-politik<br />

/*v?,'*,..... .'...::.. :;; «*.. .: r-i<br />

Marianne Schwan<br />

T 11 T* ci C* ^ l r9 11 (P<br />

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O O<br />

der Sozialversicherungspflicht für geringfügig<br />

entlohnt Beschäftigte, damit Frauen<br />

nach einem arbeitsreichen Leben einen ausreichenden<br />

Rentenanspruch haben. Mit der<br />

jetzt umgesetzten Neuregelung hat die rotgrüne<br />

Koalition ihre Befähigung zur Regierung<br />

und Verantwortung unter Beweis<br />

gestellt. Es wurde eine Reform geschaffen,<br />

mit der die Nachteile für Millionen Frauen<br />

im wesentlichen beibehalten, und das<br />

Ganze noch aufwendiger, noch bürokratischer<br />

geregelt wurde.<br />

Heute sollen 80 Prozent der Steuerfachliteratur<br />

der Welt in deutscher Sprache verfaßt<br />

sein. Daraufsind unsere Repräsentanten<br />

zu Recht Stolz, denn in keinem anderen<br />

Land der Welt beschafft der Staat dem Volke<br />

soviel Arbeit. Damit Bürgerinnen und Burger<br />

auch in Zukunft kraftvoll Steuern sparen<br />

können, widmet sich die Politik ohne zu<br />

ruhen der nächsten Herausforderung - der<br />

ganz großen Steuerreform. Inzwischen ist<br />

das Steuerrecht so umfangreich, verworren,<br />

widersprüchlich und genial ungerecht, daß<br />

selbst Fachleute den Durchblick verlieren.<br />

Niemand kann mehr behaupten, sich im<br />

Steuerrecht auszukennen. Und so können<br />

wir der Politik nur raten, ohne Unterlaß am<br />

Weiter-so festzuhalten, so daß wir künftig<br />

nicht mehr ohne die Hilfe gleich mehrerer<br />

Steuer-Spezialis t Innen auskommen können.<br />

Eine Beraterin für den Paragrafen 4 Absatz 2<br />

Nr. 3 des Umsatzsteuergesetzes und einen<br />

Spezialisten für den Paragrafen 26 b des Einkommensteuergesetzes.<br />

Mit solchen sinnvollen<br />

Arbeitsbescharfungsniaßnahmen wird<br />

Deutschland seine europa-, ja weltweite Vorbild<br />

f'i m ktion ausbauen, und den Standort<br />

Deutschland richtungsweisend stabilisieren.<br />

2)1999

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