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FEUILLETON<br />

Gibt es ein nationales oder internationales<br />

Netzwerk von Frauenfihnern oder Schauspielerinnen,<br />

die an solchen Filmen über<br />

Frauen interessiert sind?<br />

Ja, es gibl eine Organisation in Los Angeles,<br />

die VtVnm'H Makf Moi'iVi heißt und in<br />

München eine Vertretung hat Die haben mir<br />

Adressen geschickt, '['rot/dem wird es einem<br />

nicht so leicht gemacht, daß jel/t a l k- Produktionsfirmen<br />

begeistert aufschreien: Ja, das<br />

machen wir. Die Stars müßte ich trotzdem<br />

alleine finden. Und damit ginge das Budget,<br />

das ich in Deutschland mühsam aufgetricben<br />

habe, für die Flugticket s drauf. Ich habe mit<br />

zwei Produzenten darüber gesprochen und<br />

die Reaktion war wie erwartet: ein müdes<br />

l ächeln, alles sehr schön, aber ... Ich würde<br />

gern in Deutschland einen Kinofilm machen.<br />

Das ist, denke ich, ein realistischeres Ziel<br />

und st hon schwierig genug.<br />

Der Film der Sichel Sisters «All over nie«,<br />

gut gelaufen. In dem Film geht es um jungt-<br />

Trauen, die sich ineinander verlieben. Bisher<br />

wurde dieses Thema in Filmen und Büchern<br />

immer ein bißchen melodramatisch dargestellt:<br />

Liebeskummer, Tod, Krankheit,<br />

Depres-sionen. Welche ist denn Ihre bevorzugte<br />

Art, das Thema zu behandeln?<br />

Meine Art damit umzugehen? Ich stelle<br />

mir das genauso bunt \vie in dei i letero-Welt<br />

vor. Zum Beispiel in einem Psycliothriller, in<br />

dem dann eben kein l leid, sondern eine Heldin<br />

eine Antagonistin liebt. Ich habe diese<br />

Coniing-Out-Themalik einmal bei »Kommt<br />

Mausi raus» behandelt, das wareine Komödie.<br />

••Alles wird gut« ist eine Screw-ball-Komödie.<br />

<strong>als</strong>o ein sehr spezifisches Koniödiengenre.<br />

Dagegen ist »Kin Engel schlagt /uriick« nicht<br />

explizit lesbisch, aber es gehtauch hierum<br />

zwei Frauen, die sich lieben. Hier ging es<br />

mir nicht darum, Liebesszenen /u drehen<br />

wie bei »Alles wird gut«, sondern einen Kontrast<br />

zu den ganzen tragischen Geschichten<br />

zu bieten, die Sie eben angesprochen haben.<br />

Sind solche riimhguren riskant.<br />

Naja, wie gesagt, es ist eine Screwball-<br />

Cotnedy und da gibl es immer Hindernisse<br />

zu überwinden bis es zum Happy-End kommt,<br />

zur Vereinigung der beiden Menschen, die<br />

sich am Anfang nicht ausstehen können.<br />

Und da haben wir überlegt, wie \\irdie<br />

»kontrastär« gestalten können. Die eine ist<br />

eine workoholic, die sich von Dosenravioli<br />

ernährt, und die andere ist so ein slacker typ.<br />

wie man in Amerika sagen würde. Sie hat<br />

den (ob geschmissen, weil ihr die politische<br />

Konfrontation mit einer Kundin gestunken<br />

hat (die Frau beharrte auf dem Wort Negerkuß).<br />

Sie ist eine Frau, die sehr konsequent<br />

ihr Leben lebt und manchmal bedeutet diese<br />

Konsequenz eben, daß du unglücklich,<br />

arbeitslos und ohne Freundin dastehst. Sie<br />

ist jemand, der diese Konsequenz auch trägt.<br />

Ist es Urnen wichtig, daß Sie Quote machen<br />

mit Ihren Filmen?<br />

Ja, das wünschen sich, glaube ich, alle.<br />

Es ist jetzt nicht so. daß ich Filme mache, in<br />

denen schwarze l esben vorkommen, damit<br />

sich das nur schwarze Lesben angucken. Ich<br />

wünsche mir, daß mein Onkel Karlheinz,<br />

sich daran genauso erfreut wie viele andere<br />

Leute. Es geht um emotionale Erfahrungen<br />

und nicht so sehr um eine oberflächliche<br />

Identifikation. Ich wünsche mir hohe Quoten,<br />

was bei meinen Filmen bisher nicht der Fall<br />

war. Ich fände es allerdings schade, wenn die<br />

Gründe jetzt da gesucht würden, wo natürlii h<br />

alle ansel/en: Ist doch klar, es ist ein Minderheitenthema.<br />

Diese Art von Quotenzählerei<br />

finde ich sehr dubios.<br />

Was sagt denn Onkel Karlheinz und der<br />

Rest der Familie zur Karriere der Angelina<br />

Matrarone?<br />

Meine Mutter quält alle, indem sie diverse<br />

Videokassetten mit Interviews vorspielt. Die<br />

ganze l-amilie ist tolal süß- Alle rufen an, wenn<br />

Filme von mir gelaufen sind. Die finden sie<br />

immer toll, aber das erwarte ich auch von<br />

meiner Familie. Besonders lustig fand ich,<br />

daß meine Nichte überall in der Schule<br />

erzählt hat, daß alle meine Filme gucken<br />

müssen, damit die Quote höher wird.<br />

Ja, ich habe ein fertiges Drehbuch, Das<br />

ist eine Weihnachtsgeschichte - für die ganze<br />

Familie sozusagen - mit dem Titel »Weilinachtszombies«.<br />

Es geht um eine Frau, die<br />

einen l lundesalon besitzt und sehr unglücklich<br />

mit ihrem Leben ist. Es is! schon symptomatisch,<br />

daß sie eigentlich lieber Kat/en<br />

mag. Sie hat ein Verhältnis mit einem verheirateten<br />

Mann, der sie zum l [eiligen Abend<br />

das soundsovielte Mal versetzt. Das Leben<br />

verläuft nicht ganz nach ihren Vorstellungen<br />

und sie entschliefst sich, nach Amsterdam zu<br />

gehen. Dort will sie sich das Leben nehmen.<br />

Unterwegs trifft sie Francesra, die aus dem<br />

gegenteiligen Grund hier ist, sie will nämlich<br />

ihre kleine Schwester vor dem hmkiedasein<br />

retten. Die beiden kommen sich auf der Fahrt<br />

naher, trennen sich und in Amsterdam isl<br />

dann alles ganz anders, <strong>als</strong> sie gedacht haben.<br />

Musik spielt in Ihren Filmen ja eine große<br />

Rolle. In dem Zusammenhang ist interessant,<br />

dbS Sie vor 13 Jahren eigentlich mit dem Ziel<br />

nach Hamburg gekommen sind, um Popstar<br />

zu werden. Nach einem Auftritt war dann<br />

allerdings Schluß. Wollen Sie immer noch<br />

Sängerin werden?<br />

Ich singe und nehme auch Gesangsunterricht.<br />

Ich habe neulich gerade im Jesus<br />

Müller Club ausprobiert, was ich dazugelernt<br />

habe. Ls war für mich eine Art Mutprobe,<br />

und ich würde das sehr gerne öfter machen.<br />

Ich muß damit a IXT keinen Erfolg haben,<br />

um Geld damit zu verdienen. Es macht<br />

einfach nur Spaß,<br />

zwei »eitere Filme produziert. Bedauern Sie,<br />

daß Sie nie eine Filmhochschule besuch!<br />

haben?<br />

Ja, denn ich denke, daß so eine Filmhochschule<br />

eine große Chance ist, Dinge<br />

auszuprobieren. Ich habe die Filmerei so/usagen<br />

gleich im wahren Leben ausprobiert.<br />

Wenn das in die Hose geht, dann geht es<br />

gleich richtig in die Hose, weil es ein öffentliches<br />

Versagen ist. Umgekehrt natürlich,<br />

wenn es gut wird, ist es dann umso besser,<br />

weil man dadurch mehr Aufmerksamkeit<br />

bekommt. Andererseits hätte ich mir diese<br />

Filmliochschulen nicht leisten können. Die<br />

sind sehr teuer, und ich hätte nicht nebenher<br />

arbeiten können. Witzigerweise bin ich nächstes<br />

Jahr <strong>als</strong> Dozentin am DFFB (Deutsche<br />

Film-und Fernsehakademie Berlin) tätig. Ob<br />

die mich <strong>als</strong> Studentin genommen hätten, ist<br />

fraglich.<br />

"• :K 2)1999

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