Download Innenteil als PDF - Weibblick
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FRAUEN&ARBHIT<br />
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Manchmal fand diese Aufklärung auf<br />
Wegen statt, die erst viel später sichtbar wurden.<br />
Magdalena Kemper, Redakteurin der<br />
ersten Stunde, erzählt, wie sich bis heute<br />
Türen bei Recherchen in Potsdam oder auf<br />
dem brandenburgischen Land offen, wenn<br />
der Name Zeitpunkte fällt. Erst 1989/1990<br />
haben die Redakteurinnen erfahren, wie<br />
intensiv die Sendung im Osten gehört wurde.<br />
Entsprechend engagiert stritten auch Ostberliner<br />
Hörerinnen für den Fortbestand der<br />
Sendung,<br />
Die Zeitpunkte sind in der gesamten<br />
ARD das einzige frauenpolitische Magazin,<br />
das tagesaktuell Politik und Alltag, Kultur<br />
und Wirtschaft, Wissenschaft und Sport aus<br />
der Sicht von Frauen hörbar machen. Dazu<br />
gehören der aktuelle Bericht zur Situation<br />
von Frauen in Afghanistan, das Gespräch mit<br />
Mädchen über die Angst vor dem ersten Mal,<br />
die Betrachtung über die Form des eigenen<br />
Busens, die Glosse zum Khefrauenverschleiß<br />
regierender Politiker und natürlich auch der<br />
unvermeidliche Kommentar zum | 218.<br />
Die Qualität der Sendung mußte in den vergangenen<br />
|ahren leiden, wenn der Redaktionsetat<br />
beharrlich zusammengekürzt wurde.<br />
Themenwochen mit aufwendigen Recherchen<br />
und kunstvoll gebauten Mini-Features<br />
sind heule kaum noch bezahlbar. War in den<br />
Anfangsjahren eine Sendung über Menstruation<br />
ein solch tabubrechender Schock, daß<br />
aufgeregt in der Ge.schäftsleitung darüber<br />
debattiert werden mußte, so werden wir heute<br />
allnachmittäglich mit Talks über Sexualpraktiken<br />
aller Art via Bildschirm konfrontiert.<br />
Die Themen der Zeitpunkte sind heute nicht<br />
mehr exklusiv in dieser Sendung zu finden.<br />
Außergewöhnlich bleibt aber die Machart.<br />
Magdalena Kemper erklärt sich die besondere<br />
Identifikation der Hörerinnen mit<br />
diesem Programm durch die journalistische<br />
Haltung; »Es ist die Art der Ansprache:<br />
Nicht alles besser zu wissen, sich nicht zu<br />
erheben über diejenigen, die man belehren<br />
will, sondern sie ernst nehmen und sich mit<br />
der journalistischen Eitelkeit halbwegs<br />
zurückhalten.«<br />
Fünf Redakteurinnen, zwei Redaktionsassistentinnen<br />
und mehrere dutzend<br />
freie Mitarbeiterinnen gestalten<br />
die Sendung. Mit dem steigenden Alter<br />
der Redakteurinnen haben sich die<br />
Themenschwerpunkte teils verändert:<br />
Spielen heute Lebensmöglichkeiten alter<br />
Menschen im Programm eine größere<br />
Rolle, so hat das auch mit pflegebedüftigen<br />
Eltern von Redakteurinnen und Mitarbeiterinnen<br />
zu tun. Teenager-Themen<br />
rücken durch die Töchter der Macherinnen<br />
ins Programm. Wenn im SFB der<br />
Grundsatz herrscht, freiwerdende Stellen<br />
ersatzlos zu streichen, dann wird<br />
ein personeller Wechsel in der Redaktion<br />
damit unmöglich gemacht.<br />
Und so rüsteten sich die Redakteurinnen<br />
mit dem Fest zum 20. Geburtstag<br />
zugleich für die nächste Runde im<br />
Kampf um die Abschaffung der Sendung.<br />
Erst im September 1997 wurden<br />
gegen den Willen der SFB-Mitarbeiterlnnen<br />
zwei Kulturwellen (radio kultur<br />
und Radio 3) etabliert. Jetzt soll das Rad<br />
wieder zurückgedreht werden. Eine Zusammenlegung<br />
der beiden Wellen ist<br />
geplant. In den intern diskutierten Programmplänen<br />
für die neue Welle tauchen<br />
die Zeitpunkte nicht oder nur <strong>als</strong><br />
Marginalie auf. Der Hörfunkdirektor<br />
Jens Wendland mag sich zu diesen Plänen<br />
zur Zeit gar nicht äußern: »Kein<br />
Kommentar«, bügelt er Anfragen rigoros<br />
ab. Selbst in der Pressestelle des<br />
Senders ist man über diese Verschwiegenheit<br />
irritiert. Volker Schreck bemüht<br />
sich nicht, das Gerücht zu dementieren,<br />
bereits im Sommer 1999 werde auf nur<br />
noch einer Kulturwelle gesendet. Mehr<br />
könne er jedoch nicht sagen. »Seid wild<br />
und unersättlich! fetzt!« Unter diesem<br />
Motlo feiern die Zeitpunkte ihren<br />
Geburtstag - und hoffentlich ihre<br />
Zukunft,<br />
Ihrer» beruflichen Neu- oder Wiedereinstieg<br />
zu organisieren, fällt vielen Frauen schwer.<br />
Selbst qualifizierte Frauen finden sich in<br />
den Anforderungsprofilen der Stelleninserate<br />
häufig nicht wieder, unterschätzen ihre<br />
eigenen Kompetenzen oder sind sich nicht<br />
klar über ihre beruflichen Ziele. Speziell für<br />
erwerbslose Akademikerinnen sowie für<br />
Frauen, die ihr Studium nicht abgeschlossen<br />
haben, bietet der Berliner Verein FRAU<br />
und BERUF deshalb zweimal jährlich einen<br />
zehnwöchigen Informations- und Orientierungskurs<br />
an, Karin Nungeßer sprach mit<br />
vier ehemaligen Kursteilnehmerinnen über<br />
ihre Erfahrungen.<br />
/_-. weibblick: Mit welchen Gefühlen und<br />
V Erwartungen seid Dir in den Orientie-<br />
'£; rungskurs gegangen? Wie war Eure<br />
•"•,'. Ausgangssituation?<br />
(lacht) Völlige Orientierungslosigkeit.<br />
Ich habe immer ganz viele Ideen und es gibt<br />
auch viele Sachen, die ich gerne machen<br />
würde: Schreiben, zum Beispiel, das wäre<br />
mein Traumberuf. Gleichzeitig habe ich<br />
aber genauso viele Ängste, das umzusetzen.<br />
Ich wollte deshalb endlich etwas finden,<br />
was sich tatsächlich realisieren läßt und<br />
wo ich nicht mehr unter meinen Qualifikationen<br />
arbeiten muß in irgendwelchen Jobs,<br />
in denen ich mich zwar sicher fühle, aber<br />
auch schnell frustriert bin.<br />
Ich bin in dem Kurs angekommen<br />
mit einem Gefühl von Bewegungslosigkeit,<br />
weil ich überhaupt nicht wußte, was ich<br />
beruflich machen soll. Das Thema »zu<br />
spät« stand für mich an allererster Stelle:<br />
Ich dachte, ich bin zu alt und habe keine<br />
Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt. Mein<br />
Studium hatte ich abgebrochen, und die<br />
Jobs im sozialen Bereich, die ich vor der<br />
Geburt meines Sohnes gemacht hatte,<br />
haben mir zwar halbwegs Spaß gemacht,<br />
aber letztlich bin ich da immer unter meinen<br />
eigenen Möglichkeiten geblieben. »