Revitalisierungsansätze innerstädtischer ... - Wu-wien
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Strukturwandel im Einzelhandel in Deutschland und dessen räumliche Folgen<br />
In den folgenden Kapiteln werden die Veränderungen auf der Nachfrageseite in Deutschland<br />
nachvollzogen und zukünftige Entwicklungen beschrieben. Diese werden vor dem Hintergrund<br />
ökonomischer und kultureller Veränderungen erläutert. Daran anschließend werden vier gegen-<br />
wärtig anerkannte Konsumententypen einer genaueren Betrachtung unterzogen.<br />
2.1.1 Ökonomische Faktoren<br />
Im Mittelpunkt der ökonomischen Veränderungen steht die Kaufkraftentwicklung und mit ihr<br />
die Kapitalausstattung der Haushalte. Diese hat sich im Nachkriegsdeutschland verbessert. Wäh-<br />
rend einem westdeutschen Durchschnittshaushalt 1998 2.608 € netto im Monat zur Verfügung<br />
standen, waren es 1950 lediglich 153 € (vgl. HEINRITZ 2003, S. 129). Deutlicher wird diese<br />
Verbesserung, wenn man sie auf Basis der Arbeitszeit betrachtet. So musste ein Arbeitnehmer<br />
für den Kauf einer Waschmaschine 1960 noch 224,5 Stunden arbeiten, während es 1996 nur 54<br />
Stunden und sechs Minuten waren (vgl. IDW 1997, S. 55, zitiert bei THOMI 1998, S. 20). Dar-<br />
aus resultierend veränderten sich die Kaufmuster der Haushalte. Während bei geringem Haus-<br />
haltseinkommen der Großteil der Einkünfte auf Güter des Grundnutzens (Nahrungs- und<br />
Genussmittel, Bekleidung) entfallen, verändert sich deren Anteil bei höherer Kapitalausstattung<br />
zugunsten von Gütern des Zusatznutzens. Diese Verschiebung der Anteile wird als „Engelsches<br />
Gesetz“ bezeichnet. So lag der Anteil der Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel 1960 bei<br />
37,0 % und der für Textilien, Bekleidung und Schuhe bei 24,9 %. 1999 machten diese nur noch<br />
27,2 % beziehungsweise 14,1 % aus (vgl. EHI 1996; HDE 2002, zitiert bei HEINRITZ 2003, S.<br />
129). Hingegen nahmen Ausgaben für Freizeit, für Transport und Kommunikation sowie Aus-<br />
gaben für Miete und Energie zu. Das „Engelsche Gesetz“ beschreibt dementsprechend rückbli-<br />
ckend eine Verbesserung der Ausstattung der Haushalte über die vergangenen Jahrzehnte und<br />
der damit einhergehenden Entwicklung des Handels, allerdings auch die aktuelle Situation, nach<br />
der kapitalschwächere Haushalte andere Ausgabenstrukturen aufweisen als kapitalstärkere 2 .<br />
2 Nach einer Erhebung von HEINRITZ von bayerischen Haushalten mit einem Einkommen von über 10.000 DM<br />
und anderen ergibt sich, dass die kapitalstärkeren Haushalte in der Bedarfsstufe 1 (u.a. Nahrungs- und Genussmittel,<br />
Pharmazeutika) 41,1 % ihrer Gesamtausgaben tätigen und in den Bedarfsstufen 2 und 3 (u.a. Bekleidung, Bücher,<br />
Porzellan, Glas, Möbel, Unterhaltungselektronik, Antiquitäten) 58,8 %, die kapitalschwächeren Haushalte hingegen<br />
48,1 % beziehungsweise 51,9 % (vgl. HEINRITZ 2003, S.130).<br />
<strong>Revitalisierungsansätze</strong> <strong>innerstädtischer</strong> Einzelhandelsstandorte<br />
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