Revitalisierungsansätze innerstädtischer ... - Wu-wien
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Strukturwandel im Einzelhandel in Deutschland und dessen räumliche Folgen<br />
Die Einzelhandelsdirektive des Ministeriums für Handel und Versorgung der DDR sah vor, eine<br />
Einzelhandelsraumstruktur nach dem „Prinzip des gestuften konzentrischen Aufbaus“ zu schaf-<br />
fen (vgl. PÜTZ 2000, S. 11). Nach diesem hierarchischen Modell sollten Waren des langfris-<br />
tigen Bedarfs vorwiegend im Stadtzentrum, Waren des mittelfristigen Bedarfs bevorzugt in den<br />
Zentren der Stadtbezirke angeboten werden. Geschäfte mit Waren des täglichen Bedarfs sollten<br />
in den Zentren der Wohngebiete und flächendeckend gestreut liegen (vgl. ebd.). Das Modell<br />
wurde „nur sehr eingeschränkt umgesetzt und funktionierte nur für Waren des kurzfristigen Be-<br />
darfs“ (PÜTZ 2000, S. 12). Aufgrund finanzieller Probleme bei dem Bau der vorgesehenen Ein-<br />
kaufsstätten in den Großwohnsiedlungen, konnten diese nicht die Rolle von Stadtteilzentren<br />
einnehmen, wie es eigentlich gedacht war. Diese Rolle übernahmen die Altbauquartiere (vgl.<br />
ebd.). Das Fehlen von Einkaufsstätten mit Angeboten des mittel- und langfristigen Bedarfs, be-<br />
ziehungsweise das Fehlen entsprechender Waren überhaupt, führte zu einer Dominanz des<br />
Lebensmitteleinzelhandels, der 48 % des Gesamtumsatzes auf sich vereinigte. Hingegen gab es<br />
ein Defizit im non-food Bereich, was man auch daran erkennt, „dass 63,4 % der Ladengeschäfte<br />
einen Sortimentsschwerpunkt im Lebensmittelbereich hatten (im Vergleich Westdeutschland<br />
19,4 %)“ (HENSCHEL; KRÜGER 2003, S. 39).<br />
Im Vordergrund des Einzelhandels in der DDR stand der Versorgungsaspekt der Bevölkerung.<br />
Dieser wurde überwiegend durch ein verstaatlichtes Verkaufsstellennetz des Einzelhandels<br />
realisiert. 1988 erwirtschaftete der sozialistische Einzelhandel einen Anteil am Gesamtumsatz<br />
von 88,6 % bei einem Verkaufsflächenanteil von 86,5 % und einem Verkaufsstellenanteil von<br />
70,3 % 19 (vgl. BATZER 1991, S. 20, zitiert bei SCHÄFER 1998, S. 101). Der private Handel<br />
wurde also weitgehend aus der Einzelhandelslandschaft der DDR verdrängt 20 .<br />
Dieses enge Versorgungsnetz des Lebensmitteleinzelhandels hatte zur Folge, dass im Vergleich<br />
zum westdeutschen Einzelhandel im Jahre 1988 die Anzahl der Verkaufstellen pro 1.000 Ein-<br />
wohner mit 4,6 (DDR) zu 5,4 (BRD) fast identisch war (vgl. PÜTZ 2000, S. 10). Allerdings<br />
waren die Verkaufsflächen pro Betrieb in der DDR wesentlich kleiner. 94 % der Betriebe in der<br />
DDR waren kleiner als 100 m 2 (BRD 68 %) und die durchschnittliche Verkaufsfläche lag bei<br />
19 BATZER unterteilt den sozialistischen Handel in volkseigenen (HO), konsumgesellschaftlichen und sonstigen sozialistischen<br />
Einzelhandel (Industrieläden, Baustoffhandel, bäuerliche Handelsgenossenschaften), wobei die ersten<br />
beiden den mehrheitlichen Anteil ausmachen.<br />
20 Nach PÜTZ hatte der private Handel 1989 noch einen Verkaufsflächenanteil von 4,1 %. (vgl. PÜTZ 2000, S. 11)<br />
<strong>Revitalisierungsansätze</strong> <strong>innerstädtischer</strong> Einzelhandelsstandorte<br />
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