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Exile<br />
Der Titeltrack beginnt wie ein unheilvolles,<br />
synthetisches Kratzen und Schaben hinter der<br />
Tapete – abwartend und düster. Sobald jedoch<br />
Schlagzeug und Gitarre einsetzen, entfaltet er<br />
seine ganzen Qualitäten, welche bereits mit diesen<br />
ersten Minuten die gereiften <strong>Hurts</strong> präsentieren:<br />
In seiner Einfachheit ein toller Refrain und Theo<br />
Hutchcrafts variable Stimme.<br />
Miracle<br />
Die erste Auskopplung... und natürlich klingt<br />
sie noch nach <strong>Hurts</strong>, aber selbst bei diesem eher<br />
schwächeren Lied auf Exile zeigen die Engländer,<br />
dass sie insgesamt wesentlich dicker aufgetragen<br />
haben. Statt zurückgelehnten Italo-Disco-Beats<br />
und einem Refrain, bei dem man auch mal still<br />
stehen kann, gibt es hier das Gegenstück: zum<br />
Weltumarmen!<br />
Sandman<br />
Huch, wie verirren sich diese verhaltenen Hip<br />
Hop-Beats auf das Album? Nachdem der erste<br />
Schock verarbeitet und der erste, etwas zu harsche<br />
Break zum Refrain verdaut ist, wird Sandman<br />
allerdings immer besser. Er geht trotz einer gewissen<br />
Sperrigkeit gut ins Ohr, und Frauengesang sowie<br />
ein Kinderchor machen ihn nicht schlechter.<br />
Blind<br />
Liebe Marketingstrategen, was sprach gegen Blind<br />
als erste Auskopplung? Hat dieser Song doch alles,<br />
was sich Fans von <strong>Hurts</strong>’ Debut erhofften – einen<br />
epischen Refrain, einen Takt zum Mitklatschen<br />
und eine emotionale Bridge zum finalen<br />
Tränenverdrücken. Klingt negativ? Quatsch,<br />
genau das haben wir doch von <strong>Hurts</strong> erwartet.<br />
Only You<br />
Die bis dato tanzbarste Nummer auf Exile<br />
demonstriert ziemlich gut, warum Adam und<br />
Theo alles richtig machen, denn anstatt das Stück<br />
als straighten, aber letztlich seichten Pop-Song zu<br />
inszenieren, lassen sie es durch die Hinzunahme<br />
verhaltener Gitarrensounds und einen Break in der<br />
Liedmitte an Profil gewinnen.<br />
The Road<br />
Die anfängliche Zerbrechlichkeit von Theos Vocals<br />
täuscht, denn dieser Track will nicht beschützt<br />
werden. Nein, dazu ist er viel zu fies, greift<br />
nach dem Hörer, krallt sich fest und versucht<br />
ihn mit Gefühlseruptionen im Chorus, einer<br />
Westerngitarre, unheilvollen Strings und allerlei<br />
düsteren Sounds zu überzeugen. Spätestens mit<br />
dem verzerrten und gänzlich überraschenden Ende<br />
gelingt ihm das auch. Der beste Titel auf Exile.<br />
Cupid<br />
Könnte als <strong>Hurts</strong>’sche Version eines Stücks<br />
durchgehen, das sich Depeche Mode damals nicht<br />
getraut haben, auf Songs Of Faith And Devotion<br />
unterzubringen, weil es zu schnell und zu laut war.<br />
Die dominante Blues-Gitarre à la Martin L. Gore<br />
gibt die Richtung vor, aber Dave Gahans Stimme<br />
vermisst in diesem knackigen Track niemand.<br />
Mercy<br />
Man mag <strong>Hurts</strong> jetzt nicht unterstellen, sie<br />
wollten auf den Dubstep-Zug aufspringen, aber<br />
Ansätze sind da. Bei diesem Song zeigt sich jedoch<br />
wieder ganz deutlich, dass die musikalischen<br />
Texturen wesentlich voller sind, ohne überladen<br />
zu sein... Kinderchor, Blasinstrumente und eine<br />
Blechtrommel stehen hier nur stellvertretend für<br />
eines der komplettesten Lieder des Albums.<br />
The Crow<br />
Die Nummer, für welche das Duo am wenigsten<br />
Zeit im Studio benötigte und die mehr oder<br />
weniger im ersten Take auf Exile gelandet ist.<br />
Warum? Nun, für eine melancholische, soulig<br />
angehauchte Klavierballade im Verbund mit<br />
einigen Gitarrenakkorden brauchen <strong>Hurts</strong> halt<br />
nicht länger. Wieso auch, wenn sie perfekt ist?<br />
Somebody To Die For<br />
Auf einem vorstellbaren Happiness 2.0 wäre dieser<br />
Titel wahrscheinlich der Opener geworden,<br />
wenn auch wohl mit etwas verringerter<br />
Gitarrenlautstärke. Schon seltsam, hätte Somebody<br />
To Die For vor ein paar Jahren noch problemlos<br />
funktioniert, wirkt es neben dem restlichen<br />
Material von Exile fast ein bisschen langweilig und<br />
schablonenartig.<br />
The Rope<br />
Ein recht konventioneller und schlichter Pop-Song<br />
auf hohem Niveau. The Rope präsentiert eine weitere<br />
Facette von <strong>Hurts</strong> und beweist, dass sie einfach ein<br />
Händchen für Melodien haben, die ins Ohr gehen<br />
und sich mit jeder weiteren Wiederholung auf<br />
unbestimmte Zeit dort festzusetzen wissen. Dass<br />
die hallenden Sounds an Thirty Seconds to Mars<br />
erinnern, dürfte die wenigsten stören.<br />
Help<br />
Eine schwelgerische Pianoballade als krönender<br />
Abschluss? Aber bitte nur, wenn zu dem ganzen<br />
Schmalz ein Chor und Blechbläser hinzukommen.<br />
Und auch nur, wenn sich das Lied langsam<br />
steigert, um kurz vor Ende wieder abzuebben.<br />
Und auch nur, wenn Theo Hutchcraft und nicht<br />
Céline Dion singt. Na bitte, geht doch! Schön!<br />
<strong>Orkus</strong>! - 21