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„Wir sind einsamer<br />
als in den Jahrzehnten zuvor.“<br />
Mark Hockings und Richard Silverthorn haben sich mit ihrem<br />
neuen Werk selbst verschuldet in eine Sackgasse manövriert. Weniger<br />
dadurch, dass sie spätestens jetzt nicht mehr mit dem Etikett „Synth<br />
Pop“ versehen werden können, sondern allein durch die einst getroffene<br />
Aussage, sie seien auf den Vorgänger A Perfect Solution besonders stolz<br />
und mit diesem Riesenschritt endlich dort angekommen, wo sie schon<br />
immer hinwollten. Was bedeutet das für Automation Baby in den Augen<br />
von mesh? Stagnation, gar Rückschritt – oder einfach nur die nötige<br />
Korrektur ihrer früheren Statements?<br />
Richard Silverthorn: (lacht) Da hast du uns wohl beim Einmaleins der<br />
Promotion ertappt. Dass man mit seinem aktuellen Release sehr zufrieden ist,<br />
sagt doch praktisch jede Band. Und bezüglich A Perfect Solution stimmt das<br />
auch immer noch. Der Schritt zu Automation Baby war vielleicht nicht ganz<br />
so enorm, aber man muss ehrlich feststellen, dass auch diesmal wieder alles<br />
so zusammenkam, dass es sich absolut stimmig anfühlte. Wir sind an den<br />
Elementen, die uns mittlerweile charakterisieren, drangeblieben und haben sie<br />
lediglich perfektioniert und ausgebaut. Hauptaugenmerk galt bei Automation<br />
Baby aber auch Marks Texten, die sich qualitativ ebenfalls noch gesteigert haben.<br />
<strong>Orkus</strong>: Gerade so gerettet... Nun bleibt allerdings noch zu klären, in welchem<br />
Genre sich mesh eures Erachtens inzwischen befinden. Früher gabt ihr euch mal<br />
das Etikett „Electronic Mainstream Crossover“. Und heute?<br />
RS: Dieser sperrige Begriff war bloß eine Erfindung des Labels und<br />
verkompliziert etwas so Einfaches wie Musik nur unnötig. Wir hatten jedoch seit<br />
jeher den Wunsch, nicht mit klassischem Synth Pop in Beziehung gebracht zu<br />
werden. Nicht dass wir diesen Sound nicht mögen, aber hier in England denkt<br />
dabei jeder gleich an Erasure oder die Pet Shop Boys. Die damit verbundene<br />
Erwartungshaltung wollen wir nicht bedienen. Bezeichnet man unsere Musik<br />
allerdings mittlerweile als „Electronic Rock“, können wir damit sehr gut leben.<br />
O: Vier Jahre sind seit A Perfect Solution vergangen. Eine lange Spanne zwischen<br />
zwei Alben – was habt ihr in der ganzen Zeit getrieben?<br />
RS: Zunächst haben wir A Perfect Solution ausgiebig betourt, auf nahezu jedem<br />
relevanten Festival gespielt, uns um das Remixalbum An Alternative Solution<br />
gekümmert und dann zu guter Letzt eine wirklich nötige Pause eingelegt.<br />
O: Von der Musik oder voneinander?<br />
RS: Selbst wenn wir uns nicht mehr sehen könnten, ließe es sich kaum<br />
vermeiden. Mark und ich wohnen mehr oder weniger um die Ecke, und wenn<br />
es trotz Pause mal keine Interviews zu führen, keinen Bürokram zu machen<br />
oder Touren zu planen gibt, trifft man sich halt zufällig im Supermarkt. Nein,<br />
die Nase vom anderen voll zu haben, können wir uns gar nicht leisten. (lacht)<br />
O: Irgendwann habt ihr euch wieder zusammengefunden, um mit Automation<br />
Baby ein Album zu schreiben, auf dem es auch nach häufigem Hören keine<br />
Lückenfüller gibt. Geht euch das leicht von der Hand, oder gleicht es doch eher<br />
Schwerstarbeit?<br />
RS: Danke schön! Du siehst es also wie das Team im Studio, welches sofort<br />
das Gefühl hatte, dass wir der richtigen Spur folgen. An sich fällt es uns leicht,<br />
Songs zu schreiben, aber manchmal stehen wir uns mit unserem eigenen<br />
Anspruch doch gewaltig im Weg. Wir waren nie Fans von Alben, die lediglich<br />
aus drei guten Liedern und minder schmuckem Beiwerk bestehen. Bei uns muss<br />
einfach jeder Track sitzen, und das ist auch der Grund, weshalb es auf unseren<br />
Singles keine „B-Seite“ in dem Sinne gibt. Diese klassische Resteverwertung<br />
gibt es bei uns nicht.<br />
<strong>Orkus</strong>! - 45